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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Hände, bis ihre Finger seine Schuhe streiften. Er schwebte über ihr, winkte mit dem Schlüssel und lachte.
    Sarah stöhnte entsetzt auf und sank auf den Boden.
    Ihr Bruder flog zur Tür. Er landete, schloss auf und ging hinaus. Er sah sich nicht um. Dann hörte sie den Schlüssel von draußen im Schloss knirschen.
    Völlig verzweifelt ließ Sarah den Kopf auf den Teppich sinken.
    Eine Aureole aus Staub stieg auf.

 
     
    36
     
    Allein für den Schaft brauchten sie sehr lange.
    Die Eiche, unter der sie geschlafen hatten, erwies sich für ihr Vorhaben als zu alt und zu krumm. Doch ganz in der Nähe entdeckte Tom eine viel jüngere Eiche an einem sonnigen Plätzchen, zwe i fellos einer der vielen Schößlinge des mächtigen Baumes: kräftig, schmal, biegsam und kerzenger a de.
    Tom sägte ihn dicht am Boden ab und befreite den Stamm von allen Zweigen. Als Tom müde wurde, wechselten sie die Positionen, und nachdem ihnen eine halbe Stunde lang der Schweiß übers Gesicht gelaufen war, hielten sie einen ganz brauchbaren Schaft in den Händen.
    Der nächste Schritt war das Bestimmen der Spee r länge. Sie entschieden aus einer Laune heraus, dass der Speer Toms Länge haben sollte. Sie ritzten eine Kerbe in die Rinde und machten sich ans Abschne i den. Es ging nur langsam, denn das Messer war mit t lerweile ziemlich stumpf.
    Während sie sich damit abmühten, sagte Stephen: »Dir ist doch klar, dass dieser Speer niemals spitz genug sein wird, um irgendjemandem auch nur einen Kratzer zuzufügen.«
    »Darüber habe ich gerade nachgedacht. Wenn es dir nichts ausmacht, weiterzusäbeln, würde ich gern mal was ausprobieren.«
    »Was denn?«
    »Ich habe vor ein paar Tagen hier etwas gesehen. Keine Sorge, ich bleibe im Wald.« Er stand auf. »Wo geht es zur Straße?«
    Stephen zeigte es ihm. »Wo willst du denn hin?«
    Aber Tom lief schon los. »Eiche allein reicht noch nicht«, rief er zurück. »Ich bin gleich wieder da.«
    Stephen zuckte mit den Achseln und konzentrierte sich wieder ganz auf den Speer. Als er es halb g e schafft hatte, war das Messer stumpf geworden. St e phen streckte seinen schmerzenden Arm, massierte die Finger und sägte methodisch weiter.
     
    Im Crow-Wald gab es zahllose Insekten. Helles So n nenlicht durchflutete die Ruine mit grün-goldenem Dunst. Schnelle, zarte Viecher flogen an Toms Kopf vorbei, zu schnell, als dass man es richtig mitbekam – eine weiße Flügelspitze neben seinen Augen, ein kurzes Summen am Ohr. Doch Tom lief unbeirrt weiter und kletterte über Ruinenreste von Ziege l wänden, den Blick auf die Erde gerichtet.
    Ein kleiner Vogelschwarm in den höchsten Zwe i gen sah ihn anhalten, sich plötzlich bücken, sich mit leeren Händen wieder aufrichten und weitergehen.
    Aus engen Schlitzen zwischen Ziegeln und Mörtel beobachteten ihn Eidechsen und verdrehten ihre A u gen in die unmöglichsten Richtungen. Ab und zu senkten sich ihre hauchdünnen Lider für Sekunde n bruchteile über sein Spiegelbild auf den dunklen P u pillen.
    Tom durchsuchte den Schutt.
    Er zerrte einen Dachbalken unter dem wuchernden Unkraut hervor.
    Er hob ein Stück geschwärztes Metall von der E r de auf, betrachtete es eingehend und warf es dann beiseite.
    Er trat frustriert gegen einen verkohlten Balken, und seine Schuhe wurden immer dreckiger.
    Er suchte und suchte, und es war schon eine Stu n de vergangen, seit er Stephen verlassen hatte.

 
     
    37
     
    Unterhalb des Wirrim auf dem Hardraker-Hof herrschte viel Betrieb. Kurz nach neun war Paul Comfrey mit einer Werkzeugkiste und einer Säge in einen angrenzenden Schuppen gegangen. Danach waren Sägegeräusche durch die halb geschlossene Tür gedrungen, hin und wieder unterbrochen von Hämmern.
    Bald danach hatte Mr Pilate mit knirschenden Zähnen den Hof verlassen und war ins Dorf gefa h ren, um seinen Laden aufzumachen und etwas über die Auswirkungen des gestrigen Feuers zu erfahren.
    Mr Cleever hatte ihn verabschiedet und kehrte dann ins Haus zurück mit der Anweisung, er wü n sche nicht gestört zu werden. Seither war er nicht mehr gesehen worden.
    Stattdessen war Vanessa Sawcroft erschienen, sie sah blass und müde aus und hatte viel Zeit damit verbracht, mehrere Rucksäcke vor die Haustür zu tragen.
    Sie hatte ihren Kofferraum geöffnet und die Ruc k säcke darin ordentlich nebeneinander verstaut, wobei sie mehrmals den Inhalt überprüfte.
    Michael saß auf einem alten Mühlstein und b e trachtete seine Fingernägel. Er hatte Stephen angel o gen

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