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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Inka an Bord getroffen«, sagte Mrs Permberton, als man ihr gestattete, sie zu besuchen. »Aber ansonsten bin ich sehr freundlich aufgenommen worden. Madame Récamier hat mir freundlicherweise dieses Kleid überlassen, da ich ja keinerlei Gepäck habe retten können.«
    »Récamier?«, fragte Hammond verblüfft. »Doch nicht etwa die aus dem Salon in Paris?«
    »Doch, ich glaube, sie lebt in Paris«, bestätigte Mrs Pemberton, »und einige ihrer Begleiterinnen ebenfalls.« »Aber …«, begann Hammond, der sich von seiner Verwirrung noch nicht erholt hatte. Laurence musste sich eingestehen, dass er ebenfalls keinerlei Erklärung dafür hatte, dass De Guignes offenbar ein halbes Dutzend französischer Damen aus gutem Hause auf eine gefährliche Reise in ein abgelegenes Land mitnahm.
    »Ich verstehe nicht, warum er so unfreundlich sein muss«, bemerkte Kulingile und meinte damit Piccolo, der im Augenblick mit dem Schlafen an der Reihe war. Er hatte seinen Kopf unter einen Flügel gesteckt, damit er nicht sehen musste, wie Kulingile über ihm dahinflog. Nachdem Piccolo zu dem Schluss gekommen war, dass Kulingile tatsächlich größer als er war, hatte es sich für die Harmonie an Bord als notwendig erwiesen, dass sich nur je einer der beiden auf dem Deck aufhielt. »Es ist ja nicht so, dass ich ihn mit böser Absicht an Masse übertreffen würde.«
    »Das spielt keine Rolle. Selbst wenn du könntest, würdest du dich doch nicht freiwillig kleiner als er machen«, entgegnete Temeraire. Wenn er ehrlich war, leuchtete es ihm ebenfalls nicht ein, warum Kulingile so groß sein musste und immer noch weiterwuchs, obwohl er doch so winzig geboren worden war und aus einem mickrigen Ei stammte. Es war schwer, sich an diesen neuen Gedanken zu gewöhnen.
    Aber fairerweise musste man zugeben, dass Kulingile nicht dazu neigte, sich in den Vordergrund zu drängen. Obwohl es nicht genug zu essen gab, verlangte er nicht mehr als seinen gerechten Anteil, und er brachte auch nicht heimlich etwas vom Fischfang auf die Seite, wie es Piccolo tat, wenn man ihn nicht genau im Auge behielt.
    » Ich bin schließlich kein Kriegsgefangener«, rechtfertigte sich Piccolo mit überlauter Stimme, als Iskierka ihn eines Tages auf frischer Tat ertappte. » Mein Kapitän hat sich nicht ergeben. Dies ist unser Schiff.«
    »Man kann ja gerne solche Bemerkungen machen«, erwiderte Teme raire unfreundlich, »wenn man auch bereit ist, sich den Konsequenzen zu stellen. Aber Sie wissen sehr genau, dass wir uns mitten auf dem Ozean befinden. Wir können ziemlich sicher sein, dass es nicht noch einen anderen Transporter gibt, falls wir diesen hier verlieren sollten, und selbst wenn es einen gäbe, wäre es möglich, dass es dort noch viel weniger zu essen gäbe als hier.«
    Temeraire dachte nicht gerne an die letzten verzweifelten Stunden des Fluges, in denen er bei jedem mühsamen Atemzug salziges Sprühwasser eingesogen hatte und in denen sein ganzer Körper immer schwerer und schwerer geworden war. Es fühlte sich zu sehr wie eine Niederlage an. Aber er konnte nicht leugnen, dass er beim besten Willen nicht mehr viel länger hätte weiterfliegen können. Iskierka und Kulingile war es natürlich genauso ergangen. Also war es keineswegs eine persönliche Schmach. Trotzdem war er gezwungen, sich einzugestehen, dass beinahe jeder Drache an seine natürlichen Grenzen stoßen konnte. Er hätte zu gerne Lung Shen Li über ihre Technik befragt. Vielleicht gab es einen Trick, mit dem sich Langstreckenflüge leichter bewältigen ließen. Aber dafür verfügte Shen Li nicht über den Göttlichen Wind wie er, also sollte er ihr ihre eigene Begabung nicht neiden. Auf jeden Fall war ihm bewusst, dass sie alle unbedingt ein Schiff benötigten, und so durfte es keinen Zank geben, so gerne er auch Maila mit seinem ständigen Getue und der schamlosen Art und Weise, mit der er Iskierka vorgeführt hatte, eins ausgewischt hätte.
    »Vielleicht, wenn wir Land erreicht haben?«, fragte er Laurence sehnsüchtig. »Natürlich würden wir nicht unser Ehrenwort brechen«, fügte er eilig hinzu, als er Laurence’ Gesichtsausdruck sah. »Wir würden das Schiff nicht ernsthaft unter unsere Kontrolle bringen. Es geht nur darum, den anderen Drachen zu zeigen, was passiert wäre, wenn wir uns ihnen nicht zuvor ergeben hätten.«
    Aber ganz augenscheinlich war auch das inakzeptabel. Iskierka schnaubte, als sie ihre Meinung dazu kundtat: »Das ist alles Unsinn«, sagte sie. »Weißt du, dass

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