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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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sich ausschlafen kann.«
    Zwar spielte er alle Widrigkeiten herunter, aber da war ein müder Unterton in seiner Stimme, den seine vorgetäuschte Munterkeit nicht überdecken konnte. Noch ehe Laurence am Ende seines kurzen Freigangs wieder höflich von Deck beordert wurde, hatte Temeraire seinen Kopf sinken lassen und war tief und fest eingeschlafen.
    »Es ist ja nicht so, als ob es für die Drachen ein Problem wäre, den halben Tag herumzufliegen«, sagte Granby beim Abendessen, nachdem er voller Sorge um Iskierka von seinem eigenen Spaziergang an Deck zurückgekehrt war. »Aber die Sache sieht anders aus, wenn sie tagaus, tagein nur unzureichend gefüttert werden. Und dieses kalte Wetter macht es für sie auch nicht angenehmer. Ich gehe davon aus, dass es noch eine Weile dauern wird, ehe wir wieder Land sehen, oder?«
    »Vielleicht vier Wochen, falls sie Kurs auf Matarani nehmen«, erwiderte Laurence, aber das war nicht mehr als eine begründete Schätzung. Er wusste nur sehr wenig über die Häfen der Inka. Diese waren berüchtigt dafür, unfreundlich auf Seeleute zu reagieren, die ihre Häfen mit irgendeinem Schiff, das größer als eine Barkasse war, anliefen. Jedes Schiff, das Handel treiben wollte, war demnach gezwungen, meilenweit vor der Küste außerhalb jeder Sichtweite vor Anker zu gehen und die Waren in Beibooten weiterzutransportieren. Häufig kamen die Männer zurück und berichteten, dass die Hälfte ihrer Besatzung verschwunden sei, und das Schicksal, das die Vermissten zu erleiden hatten, war nur umso entsetzlicher, da nichts darüber bekannt war. Genauso häufig aber brachten die Boote im Austausch für die gelieferten Waren Truhen voller Gold und Silber mit, die der Grund dafür waren, dass sich überhaupt immer wieder Händler in ein solches Abenteuer stürzten. Die Inka waren nicht gerade berühmt für ihre Gastfreundschaft.
    Doch selbst dann, wenn Laurence die Küste so gut wie die von England gekannt hätte, hätten die Franzosen ihm trotzdem nicht ihre Karten und Aufzeichnungen gezeigt. Nur anhand der Sterne, welche er durch das Fenster ihres Gefängnisses entdecken konnte, war es ihm unmöglich, ihre genaue Lage zu bestimmen. »Wir haben den vierzigsten Breitengrad passiert, so viel kann ich mit Gewissheit sagen, also haben wir das Schlimmste hinter uns.«
    »Würden Sie es wissen, wenn wir in die Nähe von Land kommen, Kapitän?«, fragte Hammond mit einer vertraulich gedämpften Stimme, die Laurence überhaupt nicht gefiel. »Ich meine, wenn wir Flugreichweite erlangt haben … Wenn wir dann immer noch das Fassungsvermögen dieses Transporters überstrapazieren …«
    »Dann wären wir noch immer an unser Ehrenwort gebunden und müssten bleiben, es sei denn, die Franzosen würden es uns freistellen abzufliegen«, sagte Laurence mit einer Endgültigkeit, von der er hoffte, dass sie jeden weiteren unziemlichen Vorschlag im Keim ersticken würde. In vielerlei Hinsicht war Hammond ein bemerkenswerter Mann, und Laurence hatte Grund genug, ihm für seine Fähigkeiten dankbar zu sein, aber manchmal konnte man ihm nicht so richtig trauen.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Hammond und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm und sahen aus wie ein Segel, das schlaff im Wind hing. Einen Augenblick später platzte er heraus: »Die müssen Spione durch ganz Brasilien geschickt haben. Das ist die einzige Erklärung. Aber wie konnten sie nur die Inka überzeugen …« Er stockte kurz, dann griff er den Gedanken wieder auf: »Ich kann mir nicht erklären, wie es gelingen konnte, die Inka zu uneingeschränkten Beziehungen zu überreden …«
    De Guignes war offenkundig nicht gewillt, freiwillig irgendwelche Informationen preiszugeben. So höflich lächelnd er ihnen auch begegnete, war es doch klar, dass es ihm überhaupt nicht gefiel, mit ihnen zusammengetroffen zu sein, und er sorgte nach Möglichkeit dafür, sie vom Leben auf dem Schiff und ganz besonders von den mitreisenden Inka fernzuhalten, falls es denn überhaupt welche gab. Bislang hatte Laurence noch keine zu Gesicht bekommen, abgesehen von dem federbesetzten Drachen an Deck. Kapitän Thibaux waren sie schon eher willkommen, aber da er mit seinem Kapitänsanteil des Kopfgeldes für drei schwergewichtige Drachen und ihre Offiziere sowie für beinahe dreihundert Seeleute rechnen konnte, wusste er ja auch, dass sich all seine jetzigen Mühen am Ende bezahlt machen würden.
    »Nein, Mr Hammond, ich habe noch keine

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