Drachengold: Roman (German Edition)
sie vorhaben, uns in irgendein Zuchtgehege in Frankreich zu schaffen und Granby, Laurence und Demane bis zum Ende des Krieges in irgendein Gefängnis zu stecken? Wir sollen niemals mehr irgendwelche Schlachten schlagen oder Prisen nehmen dürfen. Es ist doch wohl vollkommen lächerlich zu erwarten, dass wir uns das alles einfach so gefallen lassen, wo wir sie doch innerhalb von zehn Minuten fertigmachen könnten.«
Temeraire konnte ihr nicht widersprechen. Er hatte bereits genügend Erfahrung mit Zuchtgehegen gesammelt und hatte die Nase voll davon.
»Und sie wissen das auch«, fügte Iskierka hinzu, was auf jeden Fall den Tatsachen entsprach. Temeraire hatte vor einer Weile morgens eine ziemliche Schau daraus gemacht, seinen Göttlichen Wind über den Ozean zu schicken, sodass sich eine riesige Welle auftürmte. Natürlich hatte er sie hinter dem Schiff entstehen und sie vom Transporter weglaufen lassen, aber der Berg der Welle war vom Drachendeck aus bestens zu sehen gewesen, wie ihm Kulingile versichert hatte, und das Brüllen hatte man weithin hören können. Temeraire hatte nicht das Gefühl, dass er es übertrieben hatte. Sein Ziel war nicht gewesen anzugeben, sondern er hatte lediglich klarstellen wollen, wie die Dinge in Wahrheit standen. Außerdem hatte er sich nur ein einziges Mal die Mühe gemacht, während Iskierka drei Mal am Tag ohne jeden ersichtlichen Grund ihre Flammen durch die Gegend blies.
Temeraire war der festen Überzeugung, dass die französischen Drachen gar nicht umhinkamen festzustellen, dass sie von einer Übermacht umgeben waren. »Ich denke, das ist der Grund dafür, dass Piccolo so unhöflich ist«, sagte Temeraire zu Kulingile. »Vermutlich fühlen sie sich allesamt nicht wohl mit der Situation.«
Ardenteuse und Geneviève waren sehr schnell ausgesprochen respektvoll mit ihm umgegangen, aber es gefiel Temeraire überhaupt nicht, dass sie sich anscheinend erst dann zu dieser Haltung ihm gegenüber hatten entschließen können, als sie erfahren hatten, dass er ein Himmelsdrache war. »Oh! Wie Madame Lien«, hatte Ardenteuse eifrig geflötet. »Nur dass sie schneeweiß ist und prächtige Juwelen besitzt. Sie trägt an jedem Tag der Woche anderen Schmuck …«
Insgesamt gesehen war die Lage also überhaupt nicht zufriedenstellend. »Wenn wir ihnen doch nur begegnet wären, als wir noch auf der Allegiance segelten«, knurrte Temeraire.
»Dann hätten wir jetzt auch noch das ganze Vieh für uns zum Fressen«, stimmte Kulingile bedauernd zu.
»Aber wir planen doch gar nichts«, protestierte Temeraire einige Tage später, als Laurence ihm Vorhaltungen machte. »Laurence, ich würde nie etwas tun, das gegen deine Ehre geht, das versichere ich dir.« Es sei denn natürlich, er würde damit für Laurence’ Sicherheit sorgen, fügte er im Stillen hinzu.
Er hatte seine Lektion gelernt, als Laurence wegen Hochverrats eingekerkert gewesen war. Die Engländer hatten Laurence auf der Goliath ins Schiffsgefängnis geworfen, wo er angeblich sicher war. Temeraire war in diesem Glauben in ein Zuchtgehege gesteckt worden. Und dann war Napoleon gekommen, und das Schiff war versenkt worden. Temeraire hatte damals feststellen müssen, dass niemand zu dieser Zeit irgendeinen Gedanken an Laurence’ Wohlergehen verschwendet hatte. Er war nur auf einem der Beiboote des Schiffes entkommen, weil er im Kampf ausgeholfen hatte.
Temeraire hatte deshalb nicht vor, in Zukunft noch einmal etwas auf derartige Versprechungen zu geben. Wenn die Franzosen versuchen sollten, Laurence von ihm zu trennen, dann hatte er sich im Geheimen bereits verschiedene Pläne bereitgelegt, wie er ihn wieder aus ihren Händen würde befreien können. Aber Temeraire hatte das Gefühl, dass er jetzt noch nichts zu tun brauchte – solange die Franzosen nichts Unvernünftiges unternahmen.
»Nein«, sagte Laurence. »Nein, man kann dir nicht vorwerfen, dass du etwas planst ; Iskierka lässt natürlich auch nichts Böses vermuten, wenn sie jeden Tag lauthals verkündet, dass sie sich auf keinen Fall in einem Zuchtgehege einsperren lassen wird, und es ist auch überhaupt nicht verdächtig, wenn du zu deiner eigenen Zerstreuung Wellen aufpeitschst, die mühelos das Schiff zum Sinken bringen könnten …« So groß war die Welle nun auch wieder nicht gewesen, wollte Temeraire einwenden, aber es schien ihm nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, auf Feinheiten zu beharren. »Dieses Auftreten ist nicht eben dazu angetan, bei unseren Gästen
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