Drachengold: Roman (German Edition)
das Vertrauen darin zu bestärken, dass wir die Regeln der zivilisierten Kriegsführung beachten, die für ihr eigenes, so großzügiges Verhalten maßgeblich waren. Immerhin haben sie uns nach einer Katastrophe, die wir selber verursacht haben, aufgenommen und uns Unterschlupf gewährt.«
Temeraire fand es nicht fair, ihnen die Schuld für das Desaster zu geben. Weder er noch Laurence waren in irgendeiner Weise am Untergang der Allegiance beteiligt gewesen. Aber er stritt nicht herum. Laurence klang so untröstlich, wenn er vom Verlust des Transporters sprach, und Temeraire wusste, dass ihn allein der Gedanke daran zutiefst schmerzte. In der Tat fühlte er dasselbe. Es schien nicht richtig, dass die Allegiance für alle Zeiten unwiederbringlich fort sein sollte und Riley ebenfalls. Der Dämmerzustand, in den er, Temeraire, während des langen, verzweifelten Fluges geraten war, hatte den Untergang des Schiffes in seinem Gedächtnis seltsam unwirklich werden lassen. Bestimmt würden sie alle irgendwann in einem Hafen Ausschau halten und den Transporter mitsamt Kapitän einlaufen sehen.
»Natürlich würde es selbst im Traum niemand wagen, Kapitän Laurence darum zu bitten, sein Ehrenwort zu brechen«, sagte Hammond zu Temeraire, nachdem Laurence wieder unter Deck gebracht worden war. »Aber so wie ich die Sache sehe, gibt es keinen Grund dafür, warum Sie sich nicht mit dem Tier der Inka unterhalten sollten. Ich selbst halte mich in der Sprache nicht für sonderlich bewandert, aber ich habe ein wenig Quechua gelernt, und ich würde Ihnen mit Freuden das Wenige, was ich beherrsche, beibringen …«
»Mir fällt kein einziger Grund ein, warum irgendjemand den Wunsch hegen sollte, ein Wort mit Maila zu wechseln«, brummte Temeraire und legte seine Halskrause an, während er zusah, wie der Drache der Inka neben Iskierka umherflog. Die albernen, federartigen Schuppen spreizten sich während des Fluges und leuchteten farbenprächtig in der Sonne.
»Wenn wir doch nur herausfinden könnten, wie weit die Verhandlungen gediehen sind«, sagte Hammond leise. »Das könnte sich als ganz außerordentlich nützlich erweisen …«
»Was soll uns das schon bringen, wenn wir ohnehin ins Gefängnis gesteckt werden?«, fragte Temeraire missmutig.
»Aber wir werden zwangsläufig zuerst zu den Inka gebracht«, flüsterte Hammond sogar noch leiser. »Vielleicht sprechen sie mit uns, ehe sie irgendwelche Entscheidungen treffen, vor allem, wenn sie erfahren, dass wir vor Ort berechtigt sind, ihnen Vorschläge zu unterbreiten.«
Das war ein herzerfrischender Gedanke. Nicht alle Inka konnten so grobschlächtig wie Maila sein, nahm Temeraire an. »Tja, warum eigentlich nicht?«, sagte er. »Sie können mich begleiten, wenn ich das nächste Mal mit Fliegen an der Reihe bin, und dann fangen wir mit dem Unterricht an.«
»Oh«, machte Hammond und schluckte.
Quechua war keine schwierige Sprache, sondern angenehm klar aufgebaut, wie Temeraire wohlwollend bemerkte. Wenn man einmal die Grundregeln begriffen hatte, konnte man schnell und stetig Fortschritte erzielen. »Es gibt Berichte von vielen weiteren Dialekten, die aus den frühen Kolonialzeiten stammen«, schrie Hammond durch sein Sprachrohr. Eigentlich war es gar nicht nötig, sich in der Luft so lautstark zu unterhalten, denn Temeraire konnte ihn auch dann wunderbar verstehen, wenn er nicht so brüllte, doch davon wollte sich Hammond nicht überzeugen lassen. »Aber die Inka haben ihren eigenen bevorzugten Dialekt zur Verkehrssprache erhoben.«
Die Aussprache war schon eine größere Herausforderung. Temeraire konnte nicht ständig die Unterhaltungen zwischen Maila und Geneviève belauschen, aber er hörte genug, um zu wissen, dass Hammonds Kenntnisse in diesem Bereich zu wünschen übrig ließen.
»Sie könnten ihn doch jetzt ansprechen«, schlug Hammond vor und schaute zu Maila hinüber, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, ganz in ihrer Nähe zu fliegen, wenn Temeraire in der Luft war – vermutlich um anzugeben, dachte Temeraire. Nicht, dass Maila neben ihm besonders vorteilhaft aussehen würde, es sei denn, man erfreute sich an grellen, aufdringlichen Farben wie knalligen Rosa- und Grüntönen, anstatt ein geschmackvolles, schlichtes Schwarz zu schätzen zu wissen.
»Ich habe es nicht eilig«, erwiderte Temeraire kühl. »Wir werden sicher irgendwann einen anderen Drachen der Inka treffen, der sich als angenehmere Gesellschaft entpuppen wird, da bin ich mir sicher.«
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher