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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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stieg kein Rauch auf, und Unkraut überwucherte die Straßen. »Hier ist niemand.«
    »Ich kann nicht glauben, dass eine so blühende Siedlung einfach so aufgegeben worden sein soll«, widersprach Hammond. »Ihre Herden, ihre Boote am Strand …«
    Laurence trat zum Eingang der Hütte, aus der das Meerschweinchen gekommen war, und blickte hinein: Auf dem Fußboden lagen ein paar flache Pritschen, die leer und zugedeckt waren. Es gab Tongeschirr zum Kochen und einen Krug, der nach starkem Alkohol roch, als Laurence sich über ihn beugte. Alles in allem herrschte das zwanglose Durcheinander eines bewohnten Hauses, das nur kurzzeitig verlassen worden war. Draußen auf einem Holzregal fand er Maiskolben, die mit ihren faserigen Hüllen zusammengebunden waren und in der Sonne trockneten. Vögel hatten an ihnen gepickt, aber sie waren noch lange nicht von allen Körnern befreit.
    Laurence und die Männer stiegen die Straße zur Stufenpyramide empor. Die Erde ringsherum und zu beiden Seiten des Weges war frisch aufgeworfen, und die Hügel waren weder bewachsen noch eingeebnet; auf den meisten von ihnen wuchs nur ein wenig Unkraut. Der Eingang der Pyramide war ein schwarzes, gähnendes Loch, das sie zu erwarten schien. Laurence trat aus dem Sonnenlicht heraus ein und wartete darauf, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
    Und dann wich er rasch wieder zurück und bedeckte seinen Mund mit dem Mantel. »Zurück zum Ufer!«, schrie er. »Setzen Sie auf der Stelle dieses Tier ab, Hammond; sofort zurück zu Temeraire. Und verlassen Sie weder die Straße, noch betreten Sie irgendein Haus!«
    »Was ist denn los?«, fragte Hammond, während die Matrosen bereits den Rückzug angetreten hatten. »Was gibt es, Kapitän?«
    »Die Pest«, brüllte Laurence. »Die Pest. Die Bewohner sind alle tot.«
    Natürlich tat es Temeraire um die Menschen im Dorf leid, aber da sie ja nun keine Verwendung mehr für ihre Schafe hatten, hatte er keine Skrupel, sich die Tiere ausgiebig schmecken zu lassen. Allerdings handelte es sich bei ihnen gar nicht um Schafe, sondern um eine vollkommen andere Art, größer, mit langen Hälsen und einem Fleisch, das überhaupt nicht nach Wildbret schmeckte. Hammond behauptete, man würde sie Lamas nennen. Fisch war zwar auch schön und gut, aber wenn man sich ständig davon ernährte, hatte man ihn irgendwann satt, vor allem, wenn es keine Möglichkeit gab, ihn auf unterschiedliche Weise zuzubereiten. Selbst die Seelöwen, die sie auf der vorletzten Insel hatten erlegen können, hatten keineswegs für ausreichende Abwechslung gesorgt.
    »Vielleicht könnte man ein paar davon für morgen schmoren«, schlug Temeraire Gong Su vor, während er noch an ein paar Knochen nagte. »Und ich hätte auch nichts gegen diesen Mais einzuwenden – so nannten Sie es doch, nicht wahr, Mr Hammond? Der Geruch ist köstlich«, fügte er hinzu, denn allein der Duft, der vom Feuer zu ihm herüberwehte, ließ ihm das Wasser im Maul zusammenlaufen. Dort drüben wurden gerade etliche Kolben geröstet, um sie mit einem guten Dutzend Meerschweinchen zusammen zu verspeisen. Es gab sogar Kartoffeln, allerdings in einer sehr merkwürdigen Farbe, nämlich in einem blassen Lila-Ton. Die Männer hatten sie in einem großen Vorratsspeicher am Rande des Dorfes gefunden. Auch andere Dinge außer Nahrungsmitteln hatten sie entdeckt: Wolldecken, Sandalen, sogar mehrere Werkzeuge aus Bronze, deren Sinn und Zweck ihnen nicht sofort klar war: Da war zum Beispiel ein langer Holzgriff mit einer Klinge, die am Ende befestigt war, die aber nicht als Waffe zu dienen schien. »Ich schätze, das braucht man für die Landarbeit«, sagte Granby, der das Gerät in den Händen hin und her drehte.
    Den Hauptteil der Vorräte machte jedoch Fisch aus: getrockneter Fisch, gepökelter Fisch, Fisch, Fisch, und noch mal Fisch. Und es gab nicht mehr viele Lamas, wenn man ihre Zahl im Hinblick auf die zukünftige Versorgungslage betrachtete. »Wir sollten lieber noch nach einem anderen Dorf Ausschau halten«, meinte Iskierka, als sie mit ihrer Mahlzeit fertig waren und sich einen Überblick über das restliche Vieh verschafft hatten. »Diese Tiere werden nicht lange reichen, und ich will lieber verflucht sein, als noch mehr Fisch vorgesetzt zu bekommen.«
    Auch die Männer hatten es eilig, das Dorf zu verlassen, wenn nur ein anderer Ort ausfindig gemacht werden könnte. »Ihr solltet lieber alle drei losfliegen«, sagte Granby. »Ich halte es für wenig

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