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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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zufällig?«
    »Nein, er gehört nicht zu meinen Leuten. Und von denen bekommen Sie keinen«, sagte Palta und schob sich ängstlich zwischen Temeraire und seine kleine Gruppe von Menschen, die die neu angekommenen Drachen mit weit aufgerissenen Augen anstarrten. »Wenn Sie versuchen …«
    »Bitte hören Sie auf damit; warum sollten wir sie mitnehmen?«, fragte Temeraire. »Wir versuchen doch nicht, Sie gefangen zu nehmen. Wir wollen nur wissen, wo wir sind und wie wir von hier aus nach Brasilien kommen. Wir sind keine Diebe.« Er hielt inne, als ihm dämmerte, dass Iskierka gerade das Gegenbeispiel geliefert hatte. »Nun ja, außer Iskierka vielleicht, aber – verstehen Sie – sie will diesen Gentleman wieder nach Hause bringen, wenn wir ihm einige Fragen gestellt haben«, beendete er voller Unbehagen seinen Satz.
    Palta schien keinesfalls beruhigt und ließ sich erst dann überreden, sie zurück zum Ufer zu begleiten, als Temeraire ihn gewähren ließ und er seine Handvoll Begleiter zuerst nach Hause schicken konnte. Noch während die Menschen von dannen eilten, versuchte Palta, sich so vor sie zu schieben, dass Temeraire nicht sehen konnte, welchen Weg zwischen den Bäumen hindurch sie einschlugen. Außerdem bestand er darauf, noch eine Weile abzuwarten, bis ihre Schritte nicht mehr zu hören waren. Er verlangte zudem, dass sie alle gemeinsam und auf gleicher Höhe fliegen sollten, auch wenn das mühsam war, da Kulingile viel langsamer als die anderen war und Temeraire hätte vorwegfliegen können.
    Die Seeleute hatten damit begonnen, ein Lager für die Güter aus dem Vorratshaus zu errichten: In einiger Entfernung vom Dorf den Fluss hinauf waren mehrere Verschläge und Zelte aufgebaut worden, und Temeraire war froh, etliche Kochfeuer zu entdecken. Als sie landeten, hatten die Männer gerade das Lied »Spanish Ladies« angestimmt.
    »Oh«, sagte Palta und sah sich ungläubig im Lager um. »Oh! So viele. Gehören die alle zu Ihnen?«
    Er fragte Kulingile, obwohl Kulingile nichts verstand und kein Wort erwidern konnte. Temeraire schnaubte. »Sie gehören zu uns !«, erklärte er, »aber die Matrosen eigentlich nicht. Sie sind nur bei uns, weil wir sie nicht ertrinken lassen wollten, und sie sollten uns dafür dankbarer sein, als es der Fall ist. Laurence«, sagte er dann, nachdem er sich umgedreht hatte, »dies ist Palta, und dieser Mann heißt Taruca. Iskierka hat ihn sich einfach geschnappt, und sie hat ihn vorher nicht einmal um Erlaubnis gefragt.«
    »Alte Petze«, zischte Iskierka.
    Sie hatten ihr Lager zwar flussaufwärts in einiger Entfernung vom Dorf aufgeschlagen, aber der Tempel auf dem Hügel warf einen langen Schatten. Die Männer sprachen im Flüsterton miteinander und unternahmen keine Versuche, sich zum Plündern in die Stadt zu schleichen. Laurence hatte nicht einmal Granby gegenüber auch nur ein Sterbenswörtchen davon verraten, was er sonst noch in der Leichenhaus-Pyramide gesehen hatte: Wandschmuck aus gehämmertem Gold und Silberpokale, die inmitten der verwesenden, aufgebahrten Toten standen.
    Immerhin hatte das Lagerhaus eine bescheidene Befriedigung jedweder Gier geboten, und Laurence hatte keine Sekunde gezögert, Forthing anzuweisen, die Krüge mit einheimischem Bier auszuschenken, die dort zu finden waren. Es war besser, die Männer wurden schläfrig und friedlich, als dass sie in Versuchung gerieten herumzuschleichen. Er machte sich keine Illusionen darüber, dass die Männer angesichts des schieren Ausmaßes der Schätze zu vernünftiger Zurückhaltung fähig sein könnten.
    Zum Glück waren die Drachen nicht lange fort gewesen, auch wenn es nun mit Taruca neuen Grund zur Sorge gab. Iskierka war beleidigt und verstockt – und hatte im Übrigen auch nicht die geringste Ahnung, wo sie den Mann aufgelesen hatte.
    »Außerdem war er ganz allein«, sagte sie. »Der saß in der Nähe eines alten, leeren Hauses in der Sonne herum und hat nicht einmal versucht davonzulaufen, als ich gelandet bin und ihn mir geschnappt habe.«
    »Du lieber Himmel«, stöhnte Granby. »Natürlich hat er das nicht, du Dummkopf von einem Biest. Er ist stockblind.«
    Tarucas Gesicht war mit Pockennarben überzogen, von denen sich die meisten rings um seine erblindeten Augen drängten, aber er schien seine Entführung eher stoisch hinzunehmen, als dass er deswegen aufgebracht gewesen wäre. Zumindest war er bereit, ihre Entschuldigungen anzunehmen, und leistete ihnen bei ihrem Abendessen und einem Krug Bier

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