Drachengold
unerträglich selbstverliebt herumstolzierte und Maila den lieben langen Tag schöne Augen machte. Temeraire hatte immer geglaubt, dass Iskierka auch für alles Gold der Welt Granby nicht jemand anderem überlassen würde, und sei es auch nur für die Ehe, und schon gar nicht, wo Granby die Herrscherin gar nicht heiraten wollte.
»Man könnte ja wenigstens noch auf schöneres Wetter warten«, schlug Temeraire als letzten Ausweg vor, doch davon wollte nicht einmal Granby etwas wissen.
»Lasst uns dieses Treffen hinter uns bringen. Ich bete zu Gott, dass sie sich die Sache dann noch mal überlegt«, sagte er, und zwei Tage später versammelte sich die ganze Festgruppe auf dem Hof von Cusipata: zwanzig Flieger in neuen, grünen Mänteln, mit weiÃen Hosen, die in mühevoller Arbeit geschrubbt, mit Zitronensäure gebleicht und geflickt worden waren, Hammond in seinem schönen, braunen Mantel, dem man die Strapazen der Reise nicht ansah, und mit seiner Botschafterschärpe, Mrs Pemberton in ihrem schwarzen Kleid und Granby. Letzterer sah in seinem roten Mantel unbestreitbar beeindruckend aus. Temeraire konnte sich nicht mal damit trösten, Laurence in seinem Prachtumhang zu sehen: Dieser blieb in der Kiste verstaut, und Laurence trug lediglich seinen eigenen neuen, grünen Mantel und geflickte Stiefel.
»Ich kann doch bei einer solchen Gelegenheit Granby nicht die Schau stehlen«, hatte Laurence gesagt, und Temeraire war zu dem Schluss gekommen, dass das vielleicht ganz gut so war. Es wäre einfach entsetzlich, wenn Anahuarque es sich in den Kopf setzen würde, lieber Laurence zu heiraten. Natürlich würde Laurence einen hervorragenden Kaiser abgeben, aber Temeraire war ja nicht wie Iskierka und würde nie auf die Idee kommen, Laurence in eine solche Ehe zu verkaufen, nur um seine Stellung zu verbessern.
»Und erst der ganze Reichtum«, flüsterte Iskierka, »denn das alles hier wird dann Granby gehören.« Sie lieà bedeutsam ihren Blick durch die groÃe Halle der Herrscherin wandern. Für diesen Anlass war das Gold an den Wänden frisch poliert worden, und das geputzte Silber glänzte. Obwohl es noch helllichter Tag war, waren groÃe Laternen aufgehängt worden, nur damit das Edelmetall und die Juwelen umso prächtiger funkelten.
Die Herrscherin der Inka trug ein Kleid von unübertrefflicher Pracht, und nicht einmal Temeraire konnte bestreiten, dass es an Eleganz und Prunk sogar mit Laurenceâ Umhang mithalten konnte. Es war aus einem rotgelben Webstoff gefertigt, der mit goldenen Fäden durchwirkt war, sodass das Kleid im Lichtschein schimmerte, und sie trug eine Krone aus Gold und Silber, in deren Mitte die prächtigen Federn steckten.
»Das war meine Idee«, wisperte Iskierka Temeraire zu, der ihr nur unwillig zuhörte. »Sie kennen hier keine Kronen, aber ich habe Maila erzählt, dass alle Monarchen in Europa eine Krone tragen, und er war ganz meiner Meinung, dass ein solcher Herrscherschmuck ausnehmend gut auf ihrem Kopf aussehen würde. Also hat er eine Krone für die Inka-Kaiserin anfertigen lassen, und Granby wird auch eine bekommen, sobald sie verheiratet sind. Und sie werden natürlich auch jeder einen Thron haben, aber diese anzufertigen hätte jetzt zu lange gedauert.«
»Sie sind ja auch noch gar nicht vermählt, und noch ist nicht mal alles ausgehandelt«, erwiderte Temeraire, aber das war ein kleinlicher Einwurf, und Iskierka ging ganz zu Recht überhaupt nicht darauf ein. Das Inka-Oberhaupt bedachte Granby mit begehrlichen Blicken, während die Höflinge ihn düster anstarrten, und Maila tuschelte mit Iskierka, plusterte seine Federn auf den Schultern auf und versuchte, sich bestmöglich in Szene zu setzen.
»Ich an Ihrer Stelle, Kapitän Granby«, schärfte ihm Hammond mit leiser Stimme ein, als sie näher kamen, »würde ihr unbedingt sagen, dass Sie keinerlei Interesse an den Staatsgeschäften haben, ⦠dass Sie keineswegs vorhaben, sich in irgendetwas einzumischen â¦Â«
»Ja«, erwiderte Granby müde. »Vielleicht wollen Sie ihr ja mitteilen, dass ich ein wahres SchoÃhündchen sein werde und ihr in allem ihren Willen lassen werde. Ich werde nichts tun, als neben ihr zu sitzen und zu nicken, wenn sie mich mit dem Ellbogen anstöÃt. Vielleicht können Sie sie ja auch daran erinnern, dass ich selbst dann nicht zu mehr
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