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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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diesem Vorhaben keinen Haken entdecken; hin und wieder hatte sogar Iskierka gute Einfälle. »Wir müssen nur einen Treffpunkt vereinbaren«, sagte er und hielt nach dem Navigator, Mr Smythe, Ausschau, der ihnen würde sagen können, wohin das Schiff steuerte, und ihnen all die übrigen Dinge mitteilen würde, nach denen sich Laurence immer erkundigte, wenn er und Temeraire sich weit vom Schiff zu entfernen gedachten. Temeraire war sich nicht ganz sicher, wie ihnen diese Informationen dabei helfen sollten, den Rückweg zu finden. Aber vielleicht konnte Mr Smythe sie mit den nötigen Erklärungen versorgen, sodass es keine Veranlassung gab, Laurence zu wecken. Es gab eigentlich wirklich überhaupt keinen Grund, Laurence aus dem Schlaf zu reißen. Nicht, dass Temeraire glaubte, Laurence würde irgendwelche Einwände haben; aber sein Kapitän hielt häufig nur wenig davon, hinter Prisen herzujagen, selbst wenn es ganz offenkundig nichts Besseres zu tun gab, jedenfalls nichts deutlich Besseres.
    Doch auch Smythe war nicht an Deck; nur Lord Purbeck war zu sehen, neben ihm Leutnant George am Steuerrad, dessen Kopf leicht in den Nacken gekippt war, ehe er sich plötzlich mit einem Ruck wieder aufrichtete und einige Male heftig blinzelte, während seine blauen Augen tränten.
    Â»Ich will nicht mehr länger warten; wir können das Schiff auch einfach so wiederfinden«, sagte Iskierka. »Es ist doch wohl klar, dass wir einfach nur den gleichen Weg zurückfliegen müssen, den wir ursprünglich genommen haben, und von da aus der Route folgen, die das Schiff zurückgelegt hat. Daran kann ich mich auch ohne irgendwelche Berechnungen erinnern.«
    Â»Das glaube ich kaum«, sagte Temeraire, »denn auf dem offenen Meer kann man seine Position nicht an einem Baum oder einem Gebäude oder etwas in der Art festmachen; es wäre schön dumm von uns, wenn wir uns verirren würden und Stunden damit zubringen müssten, das Schiff wiederzufinden.«
    Â»Vielleicht sollten wir lieber nicht aufbrechen«, sagte Kulingile. »Ich glaube, sie kochen irgendwas für uns: Es riecht so lecker.«
    Es wehte tatsächlich ein köstlicher Duft nach Gebratenem zu ihnen herauf. Offenbar röstete irgendwo unter Deck jemand Fleisch über einem offenen Feuer, und Temeraire sog den Duft genussvoll ein. Im Augenblick war er nicht hungrig, und er hätte Laurence auch nicht um mehr Essen gebeten, wo er doch wusste, dass das Vieh eingeteilt werden musste für den Fall, dass sie mal kein Glück beim Fischen hatten. Aber niemand würde einen Leckerbissen wie gebratenes Rindfleisch verschmähen. Wenn nur Gong Su nicht auf die Idee käme, alles für einen Eintopf klein zu schneiden.
    Â»Ich will den Kopf!«, forderte Iskierka und schob ihr eigenes Haupt über ein Geländer, um in die vordere Luke hinunterspähen zu können. »Ich habe schon seit Ewigkeiten keinen gebratenen Rinderkopf mehr bekommen, und ihr beide wart die ganze Zeit an Land.«
    Â»Es ist ja nicht so, dass es in der Kolonie jede Menge Vieh gegeben hätte, von dem wir uns jederzeit hätten frei bedienen können«, sagte Temeraire. »Und überhaupt sind wir ja ebenfalls schon seit Wochen auf dem Meer unterwegs. Ich hätte auch nichts gegen Hirn und Innereien von einem Rind einzuwenden.«
    Â»Ich will eine Schulter«, seufzte Kulingile und fügte ängstlich hinzu: »wenn das Fleisch nicht zu sehr durch ist«, denn der Rauch wurde inzwischen ziemlich dicht.
    Laurence wachte mit einem Ruck auf und erhob sich; das Buch fiel trotz Temeraires Protest von seinem Schoß. »Was treiben die denn da unten?«, fragte er, legte seine Hände wie einen Trichter um den Mund und schrie: »Feuer!«
    Laurence packte Granby an der Schulter und rüttelte ihn wach; gemeinsam kletterten sie in Windeseile die Strickleiter in der vorderen Luke hinunter und verschwanden im Bauch des Schiffes. Um sie herum stieg noch mehr Qualm auf und kroch grau und beißend durch die Ritzen an Deck. Männer drängten an ihnen vorbei, um den Schwaden zu entkommen. Sie hatten blutunterlaufene Augen und rote Gesichter, und Rum dünstete nicht nur aus all ihren Poren, sondern brachte sie auch dazu, breit zu grinsen und zu kichern, obwohl sie sich in großer Gefahr befanden. Grimmig reimte sich Laurence zusammen, dass sie den Raum aufgebrochen hatten, in dem der Rum aufbewahrt wurde.

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