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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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genau dorthin getragen, wo sie nichts zu suchen hatten. Riley erstarrte, Purbeck sah verächtlich aus. Der fortwährende Sturm hätte ansonsten wohl die Erinnerung getrübt und sofortiges Handeln erforderlich gemacht, aber in diesem Augenblick brach die Wolkendecke auf, und das erste Sonnenlicht seit fünf Tagen ergoss sich über das Deck.
    Â»Warum sich noch irgendjemand dafür entscheidet, diesen Weg zu nehmen, will mir nicht in den Kopf, wo es doch keine Prisen gibt und stattdessen solche Stürme«, brummte Temeraire und schlang schwarze Seehechte hinunter, während er mitten in der Luft stehen blieb; er hatte es überhaupt nicht eilig, zum Schiff zurückzukehren. Er war sich sicher, dass er noch wochenlang nicht wieder richtig trocken und warm werden würde. Die blasse, schwache Sonne war dieser Aufgabe nicht gewachsen, denn sie sorgte lediglich für einen Streif leuchtender Farben, die sich zwischen den tief hängenden Wolken am Horizont ausbreiteten, und so fühlte sich Temeraire nach wie vor bis auf die Knochen durchnässt.
    Iskierka zog weiter über ihm wilde Kreise und stieß Flammen aus, sodass sie durch die selbst gemachten Feuerreifen schnellen konnte und sich auf diese Weise trocknete. Temeraire wäre arg in Versuchung geraten, sie zu fragen, ob sie so etwas auch für ihn an den Himmel zaubern könnte, wenn es nicht unter seiner Würde gewesen wäre, sie um einen Gefallen zu bitten. Außerdem war sie so schon eingebildet genug, weil sie ein Feuerspucker war, und brauchte ganz sicher nicht noch weitere Aufmerksamkeit.
    Â»Gibt es von diesen Fischen noch mehr?«, fragte Kulingile, ließ sich etwas tiefer sinken und umkreiste Temeraire, während er die Seehechte mit ausgesuchtem Interesse betrachtete. Er hatte an diesem Nachmittag bereits eine Kuh, zwei Seelöwen und einen ganzen Topf Reissuppe verputzt, den Gong Su eigentlich für alle drei Drachen und den Rest der Brühe für ihre Mannschaften vorgesehen hatte.
    Temeraire deutete auf einen kleinen Schwarm, der nicht groß genug war, um irgendwelche Anstrengungen zu rechtfertigen. Kulingile stieg trotzdem wieder höher, um die Fische von weiter oben in Augenschein zu nehmen, dann schoss er mit einem Mal hinab und stieß sein weit aufgerissenes Maul für einen äußerst ergiebigen Happen ins Wasser: Dutzende aufgeschreckte Fische flutschten ihm schwanzflossenschlagend aus dem Maul, als er sich wieder in die Lüfte schraubte, aber es blieben auch genügend von ihnen zwischen seinen Zähnen hängen, und sehr zufrieden zerkaute er sie knirschend, während ihm zu beiden Seiten Seegras von den Lefzen baumelte.
    Es war so angenehm, sich anschließend satt, zufrieden und ohne Ketten auf dem Deck auszustrecken. Unter ihnen brannten die Feuer der Kombüse und sorgten für Wärme, aber von Zeit zu Zeit brandeten noch immer hohe Wellen auf und überzogen die Drachen mit kalter Gischt. Temeraire stellte einen Flügel so auf, dass er das schlimmste Sprühwasser abschirmen konnte, und krümmte sein Vorderbein, sodass Laurence in der Mitte bequem Platz fand und ihm etwas vorlesen konnte.
    Â»Ich bin mir ganz sicher, dass es nicht an dieser Stelle abbricht …«, bemerkte Temeraire mit fragendem Unterton, als Laurence in der Mitte des Gedichtes eine zu lange Pause einlegte. Als Laurence daraufhin nicht fortfuhr, spähte Temeraire hinunter und sah, dass sein Kapitän mit zurückgelegtem Kopf an seine Kralle gelehnt eingeschlafen war und das aufgeschlagene Buch auf seinem Schoß völlig vergessen hatte.
    Temeraire seufzte leise und sah sich um, aber auch Sipho schlummerte und kuschelte sich unter einem Stückchen Persenning an Kulingiles Flanke, Demane neben sich. Selbst Roland, die vielleicht noch eine genügende Anzahl der Schriftzeichen würde enträtseln können, um ihm weiter vorzulesen, war über ihren Mathematikaufgaben eingenickt.
    Kulingile seufzte ebenfalls. »Ich will nicht mehr schlafen.«
    Â»Und ich auch nicht«, fiel Iskierka ein, doch nicht einmal diese Ankündigung riss Granby aus dem Schlaf, der in seinem prächtigen Mantel aus Brokatstoff vor seinem Drachen lag und seinen Kopf auf ein zusammengerolltes Tau gebettet hatte. »Ich bin mir zwar sicher, dass es hier in der Nähe keine Schiffe gibt, die aufzubringen sich lohnt, aber wir können ja trotzdem nach welchen Ausschau halten.«
    Temeraire konnte an

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