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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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ersticken.
    Â»Sie haben alles gut im Griff, das versichere ich Ihnen«, sagte er an diesem Nachmittag zu Mrs Pemberton, als wolle er sich selbst davon überzeugen. Ohne große Begeisterung starrte er im schwachen Licht, das durch die Fenster hereinfiel, auf sein kaltes Abendbrot. Es war ihm völlig fremd, beim Essen zu sitzen, während die Geschicke des Schiffes ohne ihn gelenkt wurden.
    Dieser Sturm jedoch dauerte nicht nur drei Tage an; er plagte sie fünf geschlagene Tage lang und verfolgte sie, wie von einer bösen Macht getrieben, über den Ozean, ohne je lange genug nachzulassen, sodass die Männer Schlaf finden konnten. Die Unterbrechungen reichten immer nur gerade eben aus, sich falsche Hoffnungen zu machen und zu glauben, dass das Unwetter endlich, endlich ein Ende gefunden habe.
    Als die Nacht zum fünften Tag angebrochen war und sich eine undurchdringliche Dunkelheit auf sie gesenkt hatte, peitschte ein neuer, eisiger, heulender Wind aus Süden auf sie ein. Laurence gesellte sich zu Riley, der mit eingefallenen Wangen und blutunterlaufenen Augen am Steuerrad stand, und schrie ihm ins Ohr: »Tom, lass mich Lord Purbeck schlafen schicken, und ich nehme seine Position ein. Wenn er ausgeruht ist, kann er dich eine Weile ablösen.«
    Riley überlegte kurz und nickte dann beinahe teilnahmslos. Also suchte Laurence Purbeck auf, der keinerlei Einwände erhob, sondern davonstolperte und fast schon im Gehen einschlief. Laurence kannte die Männer nicht sehr gut: Es herrschte eine striktere Trennung zwischen den Fliegern und den Seeleuten – von denen es keinem einzigen sonderlich gefiel, das Schiff mit Drachen zu teilen –, als man es sich an Bord eines einzelnen Schiffes vorstellen konnte. Aber mit der Allegiance war Laurence mittlerweile vertraut genug, um sie zu steuern, und mit Gesten konnte er sich besser als mit Rufen verständigen, denn der Wind toste ihnen allen in den Ohren.
    Â»Es wird doch jetzt bestimmt bald vorbei sein«, sagte Temeraire, als Laurence für ein kurzes Gespräch zu ihm kam. Der Regen hatte für einige Augenblicke nachgelassen. »Man könnte uns doch losbinden, und wir bleiben in der Luft, bis der Wind an Kraft verloren hat.«
    Er sprach leise und ohne viel Hoffnung, denn die Müdigkeit und die Kälte machten auch ihm zu schaffen, und seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Laurence antwortete: »Noch nicht, mein Lieber, bitte hab noch Geduld«, und Temeraire ließ den Vorschlag ohne Murren fallen und fraß das rohe Schaf, das ihm per Hand in den Schlund geworfen worden war. Aus Sicherheitsgründen war das Feuer in der Kombüse gelöscht worden.
    Iskierka, die gegen die schlimmsten Auswüchse des Wetters abgeschirmt war, war nach der langen Zeit in Ketten in entsetzlicher Laune und weitaus schwerer zur Geduld zu ermahnen. Wenn nicht Kulingile und Temeraire im Grunde mit dem schieren Gewicht ihrer Körper die Mauern ihres Gefängnisses dargestellt und auf den Befestigungen ihrer Sicherungen gelegen hätten, dann hätte sie – daran hatte Laurence gar keinen Zweifel – längst die Ketten abgeworfen und dabei vermutlich das ganze Schiff zum Kentern gebracht, egal, was Granby noch angeboten hätte, um sie im Zaum zu halten.
    Â»Oh! Immer noch nicht? Das hört ja nie auf, und ich werde nicht mehr länger hierbleiben, auf keinen Fall«, schrie Iskierka wutentbrannt und unternahm einen Versuch, mit dem Rücken gegen die Persenning zu buckeln.
    Â»Warum machst du denn einen solchen Aufstand?«, erkundigte sich Kulingile verschlafen, und Laurence sah, wie Demane seinem Drachen etwas ins Ohr flüsterte. Kulingile gähnte, dann hievte er seinen Kopf und eines seiner riesigen Vorderbeine über Iskierkas Schulter und seufzte, während er sie auf diese Weise mit seinem Gewicht aufs Deck niederdrückte.
    Iskierka schleuderte den Kopf herum und schnappte vor Empörung zischend nach seinen Nüstern, aber sie hatte keinen Erfolg: Kulingile war bereits wieder eingenickt, und seine Zunge schoss unbewusst in regelmäßigen Abständen ein Stückchen hervor und leckte das frische Schafsblut von seinen Lefzen. »O nein, ich werde auf keinen Fall hierbleiben«, wiederholte Iskierka zornig, hörte aber auf, sich gegen ihre Ketten zu stemmen. Stattdessen duckte sie sich flach aufs Deck und starrte wütend in die Wolken hinauf.
    Doch am nächsten Morgen gab sogar sie sich

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