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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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müssen, der noch schwerer wiegt, da er so gänzlich sinnlos war, und es betrübt mich zu wissen, welchen ungerechtfertigten Schaden der Ruf von einem der verdienstvollsten Offiziere, die ich kenne, nehmen könnte. Ich hoffe, dass dieser Brief Sie erreicht und Sie und seinen Sohn vielleicht mit dem Wissen tröstet, dass jeder schlechte Nachruf auf Kapitän Riley, der verbreitet werden mag, aller Grundlage entbehrt.
    Er fügte einen persönlicheren Brief an Catherine Hartcourt an, den er in einem Stück Ölhaut verstaute, welches er von jener Schutzhülle abgetrennt hatte, in die er selber eingewickelt war. Dann verschloss er das Ganze mit einem aufgeribbelten Seil. Wenigstens war nicht zu erwarten, dass er Catherine jemals mit diesen schlechten Nachrichten persönlich würde gegenübertreten müssen, zumal die Vorstellung eines solchen Zusammentreffens umso schmerzhafter war, als Laurence Zweifel an ihrer Reaktion hatte. Er hoffte, dass Rileys Tod beklagt werden würde. Riley verdiente es, dass man um ihn trauerte, doch Laurence war sich ganz und gar nicht sicher, ob ihm diese letzte Ehre tatsächlich zuteilwerden würde. Hartcourt hatte Riley nur widerwillig geheiratet und auch nur dem Kind zuliebe, das sie erwartete. Sie bekam einen kleinen Jungen und war Riley seitdem mit allergrößter Ungeduld begegnet, wann immer er versucht hatte, ihr gegenüber seine Pflichten zu erfüllen.
    Â»Roland, bitte nehmen Sie dies hier an sich«, sagte Laurence, und Roland erhob sich schlaftrunken, um das Päckchen in Empfang zu nehmen und sicher unter ihrer Kleidung zu verstauen. »Ich hoffe, Sie werden dafür sorgen, dass dieser Brief Kapitän Hartcourt erreicht, wenn sich Ihnen die Gelegenheit bietet.«
    Â»Das werde ich tun, Sir«, antwortete Roland ruhig, als ob es einen Grund für irgendeine derartige Hoffnung gäbe. Es war bereits der Nachmittag des zweiten Tages. Die Drachen waren inzwischen seit beinahe dreißig Stunden ununterbrochen in der Luft.
    Â»Ich glaube, da unten schwimmen Delphine«, sagte Gerry, der über Temeraires Schulter hinabspähte. »Sehen Sie nur, sie springen aus dem Wasser.«
    Temeraire fuhr zusammen und stieß dann so abrupt hinunter, dass ihnen allen die Mägen in die Kehlen rutschten und sich aus dem Bauchnetz ein vielstimmiges Wehklagen erhob, das von der Gischt erstickt wurde, als Temeraire mitten in die Schule tauchte und sich mit drei Delphinen in seinen Klauen wieder emporschwang. Er verschlang sie mit äußerstem Hunger und ohne seinen Flug zu unterbrechen, sodass ihr Blut im Wind gegen seine Brust sprühte.
    Â»Ich muss sagen, das war sehr belebend«, sagte Temeraire und leckte sich die Klauen sauber, als er sein Mahl beendet hatte. Dann fügte er an die unglückseligen Matrosen in seinem Netz gewandt hinzu: »Es tut mir leid, aber es nützt nichts, sich zu beklagen. Wenn Sie sich nicht derartig aufgeführt hätten, dann hätten wir Sie gar nicht ins Netz stecken müssen. Laurence, es ist noch kein Land in Sicht, oder?«
    Â»Nein, noch nicht«, erwiderte Laurence.
    Gerrys scharfe, junge Augen entdeckten am nächsten Morgen einen Streifen Meeresschaum. Das winzige Riff erhob sich nur wenige Meter aus dem Meer, aber es war besser als nichts. Laurence gab Granby und Demane ein Signal, und die Drachen ruhten sich eine Stunde lang aus, indem sie auf ihren Hinterbeinen kauerten, während die Wellen immer wieder über ihren Klauen zusammenschlugen. Die Seeleute im Bauchnetz hatten sich nach oben gezogen und hingen dort fest, um den Wassermassen, so gut es ging, zu entgehen. Inzwischen hatten sie das Jammern tatsächlich aufgegeben.
    Die Drachen ließen im Halbschlaf ihre Köpfe hängen. Schließlich schreckte Iskierka hoch und quengelte: »Wir können auch ebenso gut weiterfliegen. Es ist sinnlos, hier herumzusitzen und immer kälter zu werden.« Damit schüttelte sie sich den salzigen Meeresschaum von ihren Flügeln und schwang sich wieder in die Luft.
    Â»Bist du bereit?«, fragte Laurence Temeraire.
    Â»Oh, gewiss«, antwortete Temeraire, auch wenn es mehr wie ein Murmeln klang. Er streckte seinen Kopf weit und knackend vor, und dann hob auch er mit einem mächtigen Satz wieder ab. Kulingile folgte ihnen gleich darauf.
    Der Tag kroch dahin und wurde nur durch die Flügelschläge in Einheiten zerteilt. Temeraire machte sich nur selten die Mühe,

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