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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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aber vielleicht war doch noch etwas mit ihm anzufangen.
    Forthing hatte darüber hinaus einige Männer angeschleppt, die offenkundig eher aufgrund ihrer fortgeschrittenen Jahre und ihrer friedfertigen Tranigkeit als wegen herausragender Fähigkeiten ausgewählt worden waren, und zuletzt auch Baggy. Er war einer der Schiffsjungen gewesen und zu seinem Namen gekommen, weil er als Kind von sechs Jahren geglaubt hatte, das Schiff würde geentert, als Badger-Bag als Teil der Zeremonie zu Ehren der Äquatorüberquerung an der Seite des Schiffes hinaufgeklettert kam. Er hatte sich aus der Takelage auf ihn fallen lassen, sehr zum Leidwesen des Schiffskochs, der die Rolle zu spielen gehabt hatte, aber zur großen Erheiterung der restlichen Mannschaft. Mittlerweile war Baggy vierzehn, und im Laufe der vergangenen sieben Wochen war mit einem Mal aus dem unbeschwert herumhüpfenden Jungen mit Babyspeck ein langer Lulatsch mit hageren Wangen geworden, der leicht über seine eigenen Füße stolperte. Er errötete jedes Mal, wenn sein Blick auf Roland fiel, ungeachtet des Verbandes, der ihr halbes Gesicht bedeckte – seine Aufmerksamkeit hatte sich ohnehin nur wenig auf ihr Gesicht konzentriert –, und ihm schoss das Blut erst recht in die Wangen, als er durch Zufall Laurence’ missbilligenden Blick auffing.
    Â»Wenn ich mich nützlich machen kann …«, hatte Hammond versuchsweise angeboten, und da sich Laurence an eine fünf Jahre zurückliegende lange, gefährliche Nacht in einem belagerten Pavillon erinnerte, hatte er ihn mitgenommen.
    Die Bucht konnte aus der Luft nicht erreicht werden, ohne beim Landen so schlimmen Schaden im Unterholz anzurichten, dass das, was von dem Schiffswrack noch übrig war, Gefahr lief, auf den Grund des Ozeans zu sinken. So waren sie stattdessen gezwungen, es über Land zu versuchen. Sie hackten sich den Pfad frei, den Demane und Roland am Tag zuvor gegangen waren: einen kreuz und quer laufenden Weg, da die beiden zu diesem Zeitpunkt ihr jetziges Ziel noch nicht gekannt hatten.
    Â»Eigentlich haben wir uns nur nach etwas umgesehen, mit dem wir Seile herstellen können«, erklärte Roland während des Marsches und sah durch ihr zugeschwollenes Auge zu Laurence hinauf, um zu prüfen, wie er diese Mitteilung aufnahm.
    Â»Wenn Sie vorhaben, sich selbst derartig zu kompromittieren, dass ich mich gezwungen sehe, Demane dazu anzuhalten, seinen Verpflichtungen nachzukommen, welche ein solches Verhalten von einem Gentleman zwingend verlangen«, erwiderte Laurence unwirsch, »dann können Sie gerne in dieser Art und Weise fortfahren, Mr … Miss … Roland.«
    Â»Was für Verpflichtungen denn?«, fragte sie in ehrlicher Verwirrung, und als er ihr erläuterte, dass er damit einen Heiratsantrag meinte, entgegnete sie ungeduldig: »Sie müssen ihn zu nichts anhalten. Er hat mich schon ungefähr ein Dutzend Mal gefragt. Aber das hat jetzt keinen Sinn mehr, das müssen Sie doch einsehen, Sir. Ich habe früher geglaubt …«
    Sie machte eine Pause, als sie an einem besonders üblen Dornengestrüpp ankamen, durch das sie und Demane sich tags zuvor offenbar einfach hindurchgeschlängelt hatten. Während die Männer nun darauf einhackten, lehnte sie sich gegen einen Baum und fuhr leise und unglücklich fort: »Aber jetzt hat er seinen eigenen Drachen. Er kann nicht mehr einer meiner Offiziere sein, wenn Mutter sich zur Ruhe setzt und ich ihre Nachfolge antrete, und ich kann Excidium auch nicht bitten, sich nach all diesen Jahren von Candeoris zu trennen«, sie sprach von dem Königskupfer, der hinten im Zentrum der Langflüglerformation flog und der wichtigste Verteidiger war, »selbst dann nicht, wenn die Admiralität Kulingile nicht doch woanders hinschicken will.«
    Dann schüttete sie unwissentlich glühende Kohlen auf das ohnehin schon brennend schlechte Gewissen von Laurence: »Es ist ja nicht so wie bei Ihnen und Mutter, wissen Sie? Ihr bedeutet der Dienst alles, und danach kommt Excidium, also macht ihr das alles nichts aus. Sie will gar nicht mehr, als …« Anstatt ihren Satz zu Ende zu führen, zuckte sie mit den Schultern, was bedeutsam genug war, sodass Laurence sich innerlich wand. »Aber ich will nicht, dass ich mich nach jemandem sehne, den ich nur eine einzige Woche im Jahr sehen kann. Welchen Sinn hat es denn, zu Recht eifersüchtig zu sein?«
    Laurence

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