Drachengold
Ãbrigen sollen uns nach drauÃen auf den Hof begeben.«
Dieser war sogar noch prächtiger als das Innere der Halle: Nach oben hin war er offen, links und rechts gab es je einen Springbrunnen, und der Drache, der gegen Iskierka kämpfen sollte, sonnte sich auf den harten Steinplatten. Bei ihm handelte es sich um ein schlankes Tier mit langen Silberschuppen, deren Spitzen grün getönt waren, und riesigen, schwarzen ReiÃzähnen, die bei geschlossenem Maul über den Unterkiefer hinausreichten.
»Was für ein Drache ist das denn?«, fragte Granby von Temeraires Rücken hinab, wo er gemeinsam mit Laurence saÃ, um sich zu den Tribünen bringen zu lassen. Temeraire erinnerte sich wehmütig daran, dass dies nur Granbys wahrer Platz war. Der Gedanke, dass nun Forthing diese Stelle einzunehmen pflegte, war zu furchtbar, um lange darüber nachzugrübeln, denn dann würde es Temeraire plötzlich so vorkommen, als sei es für ihn nach diesen ersten Tagen auf der Welt immer nur bergab gegangen.
»Sein Name ist Manca Copacati«, sagte Temeraire, nachdem er Hualpa befragt hatte. Dann lieà er sich auf einen der stufenförmigen Sockel der Tempelmauer sinken, von wo aus er den Hof in ganzer Länge überblicken konnte.
»Copacati?«, fragte Granby. »Er ist ein Giftsprüher?«
Auf der anderen Seite des Hofes gähnte der silberne Drache herzhaft, schüttelte den Kopf und spuckte kurz aus wie ein alter Seemann, der sich räusperte. Auf dem Boden landete ein grünlicher Auswurf, von dem aus in der Sonne kleine Dampfschwaden aufstiegen.
Iskierka trat aus einem Gang heraus, der in den Hof führte, und Temeraires Meinung nach stolzierte sie äuÃerst angeberisch in die Arena. Ãber die Schulter hinweg sah sie zu ihnen empor und rief: »Oh! Ein richtiger Kampf! Granby, schaust du auch zu? Hast du einen guten Blick? Temeraire, rutsch doch ein bisschen, damit Granby besser sehen kann, wie ich gewinne.«
»Verdammt, sie soll sich nicht so aufspielen. Haben die hier wenigstens einen Arzt?«, fragte Granby.
»Ich bin mir sicher, ich würde auch gewinnen«, murmelte Temeraire leise vor sich hin. Was das Ganze noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass dieser Kampf kein gewöhnliches Handgemenge war, sondern aus gewichtigem Grund geführt und von Laurence gutgeheiÃen wurde.
»Ich würde ebenfalls siegen«, beeilte sich Kulingile Demane zu versichern. »Ich bin viel gröÃer als dieser Drache.«
»Cui?«, fragte Hualpa, gab einen Wink, und einige junge Männer zogen einen Karren in die Arena, der mit dampfenden Körben voller Köstlichkeiten beladen war: gehäutete Meerschweinchen, die mit einer Art nussigen Bohnen gefüllt und gegrillt waren. Die Körbe selbst waren aus Maishülsen hergestellt, sodass man sie gut greifen und dann das ganze Ding mit einem Happen verspeisen konnte. Um sich zu trösten, verputzte Temeraire gleich fünf Körbe hintereinander.
Granby leerte währenddessen genauso viele Krüge trüben Biers. Laurence konnte es ihm unter den gegebenen Umständen kaum verdenken: Sie warteten schier endlos, während sich eine Gruppe von Zuschauern versammelte, die anscheinend gekommen waren, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Der Copacati auf der anderen Seite unterhielt sich und seinen bei ihm sitzenden Drachenkumpel damit, lauthals Geschichten von seinen früheren Siegen zum Besten zu geben. Iskierka forderte eine Ãbersetzung ein, und Temeraire war ihr widerstrebend zu Diensten: Es handelte sich um ausführliche Berichte von Verstümmelungen und Verwundungen, und selbst wenn man sie für zehnfach übertrieben hielt, blieb der Rest beunruhigend genug.
Hualpa war Granbys wachsende Besorgnis nicht entgangen, und er sagte etwas zu Temeraire, woraufhin dieser zornig seine Halskrause aufstellte. »Als ob ich irgendetwas Derartiges zulassen würde«, antwortete Temeraire ehrlich empört.
»Was denn nun noch?«, fragte Granby dumpf. Er hatte sich nach vorne gebeugt, gegen Temeraires Hals gelehnt und seine Stirn auf seinen gesunden Arm gelegt, um etwas Schutz vor der Sonne zu haben, die beinahe im Zenit stand.
»Er sagt, dass du keine Angst haben sollst, denn Manca hat einen hervorragenden Ayllu und wird dich gerne aufnehmen, wenn er Iskierka töten sollte. Du kannst aber beruhigt sein: Ich habe Hualpa schon gesagt, dass du natürlich
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