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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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bei mir bleiben würdest. Und falls dieser Silberdrache versuchen sollte, dich einfach wegzunehmen, dann werde ich gegen ihn kämpfen.«
    Â»Sir, ich glaube, die Mittagsstunde ist erreicht«, sagte Forthing, und im gleichen Augenblick setzte sich Hualpa auf seine Hinterläufe und schüttelte den Kopf, was offenbar das Signal war. Der Copacati brach sein Gespräch ab und drehte sich, sodass er und Iskierka sich auf dem Hof gegenüberstanden. Seine Flügel hielt er weit gespreizt, wobei die Spitzen bis auf den Boden hingen.
    Iskierka folgte seinem Beispiel, entrollte ihren Köper zu ganzer Länge und breitete ihre eigenen Schwingen aus. In der prallen Sonne war die Membran beinahe durchscheinend, und im Vergleich zu den langen, glänzenden Schuppen des Drachen der Inka wirkten ihre eigenen Farben beinahe stumpf. »Welche Auswirkungen auf die Tapferkeit dieses Drachen mögen seine Federn wohl haben?«, erkundigte sich Hammond interessiert bei Forthing, unsensibel wie gehabt.
    Â»Nun ja«, sagte Forthing, »sie sehen aus wie Schuppen. Ich schätze, es ist schwieriger, die Flügel zu erwischen, wenn Iskierka es im Kampf darauf anlegen sollte.«
    Â»Sie wird sich doch nicht auf die Flügel stürzen«, mischte sich Ferris ein wenig ruppig im Tonfall ein. »Da wäre sie ja schön blöd. Sein Hals misst zwölf Wirbel vom Schultergelenk aus, sodass er ihn einmal ganz herumbiegen kann. Wenn sie sich wirklich in seine Flügel verbeißt, dann wird er einfach den Kopf drehen und seine Fangzähne genau unter ihr Brustbein graben. Dazu muss er nicht einmal ein Langflügler sein.«
    Forthing bemerkte: »Vielleicht will sie ihn ja umklammern; ich schätze, im Vorbeifliegen mit den Klauen zu erwischen, das dürfte auch schwer werden …«
    Â»Gentlemen«, unterbrach Laurence mit schneidender Stimme, und beide schwiegen sofort. Granby sah keineswegs glücklicher aus.
    Inzwischen waren etwa vierzig weitere Drachen in den Tempel gekommen und hatten sich auf den Stufen der Pyramide niedergelassen. Die größten vier saßen auf der gleichen Ebene wie Temeraire und der Rest ihrer Gruppe – allesamt waren mühelos der Schwergewichtsklasse zuzuordnen und mit genügend Gold und Silber behängt, um eine englische Herzogin in Verlegenheit zu bringen. Doch selbst sie wurden nur von verhältnismäßig wenigen Menschen begleitet, um die sie eifersüchtig ihren Schwanz geschlungen hatten. Wenn sie zu den Fremden schielten, dann musterten sie nicht Temeraire und Kulingile, sondern Laurence, Granby und die anderen, und in ihren Blicken lag unverhohlener Neid.
    Â»Kannst du mal Hualpa fragen, ob sich ungewöhnlich viele Drachen in dieser Stadt aufhalten?«, fragte Laurence leise Temeraire.
    Â»Ganz gewiss doch. Dies ist die drittgrößte Stadt von Chirisuyo und vielleicht die elftgrößte in ganz Pusantinsuyo«, erklärte Hualpa. Damit war, wie er weiter ausführte, die südlichste Provinz des Reiches gemeint, eine von acht Provinzen dieser Art und der am zweitdichtesten besiedelte Teil. Eine schnell im Sand gezeichnete Skizze ergab, dass sich das Königreich seit der Regierungszeit des vorletzten Sapa Inka inzwischen bis zur Magellanstraße hin ausgebreitet hatte.
    Â»Wenn auch nur die Hälfte der einheimischen Drachen hier lebt, was ich allerdings für unwahrscheinlich halte«, sagte Hammond, »dann gibt es in sieben weiteren solchen Städten – wenn man die Tiere, die in den entlegeneren Gebieten leben, außer Betracht lässt …«
    Seine Berechnungen wurden unterbrochen, als alle Drachen aus voller Kehle zu brüllen begannen. Etwas verspätet setzten sich auch Kulingile und Temeraire auf und stimmten ein. Noch ehe der Lärm verklungen war, warf sich der Copacati in die Luft, und Iskierka schoss hinter ihm her.
    Ihre ersten Annäherungen waren nur Vorgeplänkel. Der Copacati flog heran und zog sich unmittelbar darauf wieder zurück, was nichts als ein Täuschungsmanöver gewesen war. Iskierka schnappte blitzschnell nach ihm, ohne sich jedoch von ihm näher locken zu lassen. Allein das Geräusch ihrer aufeinanderklappenden Kiefer reichte aus, um ihn zurückzudrängen. Die Schatten der Drachen auf dem Boden zeigten ihre jeweilige Position an. Temeraire hatte herausgefunden, dass ihre Auseinandersetzung auf den Hof beschränkt war; die Grenzen zu überschreiten war

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