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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und schon leuchteten die Signallampen der übrigen Gondeln auf.
    »Geben Sie der Lena Bescheid.« Leida nahm das Fernglas in die Hand und suchte zusammen mit den drei Unteroffizieren den Himmel ab. Und suchte und suchte… »Ich sehe nichts! Sind die verrückt, oder bin ich blind geworden?«
    Der Wachoffizier schaute ebenfalls hinaus. »Keine Drachen, Boss.« Ratlos sah er auf die Leuchten. »Ein Defekt in der Verkabelung, fürchte ich. Kann sein, dass Kondenswasser gefroren ist und…«
    Leida und die Brückenbesatzung zuckten zusammen, als das Bug-MG das Feuer eröffnete. Auf was, zur Hölle, schießt der Mann? Sie verfolgte die Spur der Leuchtgeschosse.
    Die Kugeln flogen hinüber, direkt auf die Gondel der Lena.
    »Shit, er ist verrückt geworden!«, rief sie. »Holt den Kerl aus dem Ausleger und …« Sie hielt inne, weil sie nicht glaubte, was sie auf einmal sah und hörte: Sämtliche Bordgeschütze der Ramachander hatten das zweite Luftschiff gegenüber als Ziel erkoren!
    Auf der anderen Seite gingen die ersten Scheiben zu Bruch und regneten glitzernd und funkelnd auf Oranienbaum nieder. Leida sah die Besatzung aufgeregt durcheinanderrennen, einige von ihnen wurden von den Kugeln getroffen und verschwanden aus ihrem Sichtfeld.
    Sie überlegte blitzartig. Rebellion kam nicht infrage, und von selbst schössen die Kanoniere nicht auf Freunde. Also gab es lediglich eine Erklärung: Wir sind geentert worden.
    »Los!«, schrie sie den Offizier an. »Volle Kraft auf die Motoren. Bringen Sie die Ramachander außer Reichweite der MGs. Und Sie«, ihr Finger wies auf einen anderen Offizier, »nehmen sich Waffen und Männer und holen mir diese Arschlöcher aus den Gondeln, tot oder lebendig!«
    Der Container mit der Ware! So haben sie sich an Bord geschmuggelt. Ochrana? Drachenfreunde? Egal! Sie hastete ans Pult und nahm das Funkgerät. »Hier spricht Leida Havock, ich rufe die Lena. Wir sind geentert worden, ich wiederhole, wir sind geentert worden! Bitte nicht das Feuer erwidern! Wir kümmern uns darum.«
    Mit einem lauten Knall war die Harpune der Ramachander abgefeuert worden, in deren Spitze eine Explosivladung saß. Sie war gegen Drachen gedacht, um sich durch die Schuppen zu bohren oder wenigstens stecken zu bleiben und dann zu detonieren. Leida hatte mehrmals gesehen, wie die Körper von der Wucht zerfetzt wurden.
    Dieses brandgefährliche Geschoss sirrte nun auf die Gondel der Lena zu.
    »Nein!«, brüllte Leida – und sah die Spitze kurz vor dem Einschlag mit einem gewaltigen Feuerball verpuffen. Das Abwehrfeuer der Maschinengewehre hatte sie rechtzeitig erwischt; die Druckwelle brachte die Scheiben zum Beben.
    Dann musste sich die Drachenjägerin selbst in Deckung werfen, als das überlegenere Luftschiff seine vernichtenden Geschütze auf die Ramachander richtete und sie mit einem stählernen Hagel bedachte, aus dem es kein Entkommen gab. Ihr Funkspruch hatte keine Wirkung erzielt.
    Das wird die härteste Prüfung, die das Schiff mitgemacht hat. Sie legte die Hände zum Schutz über den Kopf.
    Die Fenster der Brücke barsten, Querschläger sirrten umher, das Kontrollpult erhielt etliche Einschläge, bevor Funken sprühten, eine helle Qualmwolke austrat und es nach verschmortem Plastik sowie glühendem Draht stank. Menschen schrien auf, einige fielen verwundet zu Boden, andere suchten Schutz hinter den elektrischen Geräten.
    Weg hier, sonst sind wir Geschichte. Leida schob die Hebel für die Motoren mit dem Fuß nach vorne, auf volle Kraft, und bekam prompt eine Kugel durch den Mittelfuß. Ächzend zog sie ihn zurück und spürte, wie die Ramachander beschleunigte.
    Euch werde ich es zeigen! Sie achtete nicht weiter auf die Schmerzen und kroch zum Ausgang, während die Projektile um sie herumzischten. Ich erschieße euch Piraten alle eigenhändig!, dachte sie und zog ihre Pistole.
    Vatjankim führte Silena in die beheizten Räumlichkeiten des Palais. Es roch nach Essen und kaltem Zigarettenrauch. Auf den Tischen verteilt lagen Akten, Konstruktionszeichnungen von Luftschiffen, Meereskarten und andere Papiere, die sie nicht lesen konnte; durch eine angelehnte Tür sah sie Feldbetten. Die Ochrana hatte ihr Lager für die Dauer der Untersuchungen hier aufgeschlagen. Sie untersuchen mehr, als sie mich glauben machen wollten.
    »Hier wären wir.« Vatjankim lotste sie in einen Raum mit einem Schreibtisch, der ebenso überladen aussah wie diejenigen, an denen sie vorbeigekommen waren. Schnell holte er Klappstühle

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