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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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rollte mit den Augen und züngelte. Deutscher Vorschriftenwahn.
    Die Menschen kehrten ins Zelt zurück und lauschten dem sich anbahnenden Disput.
    »Wie meinen Sie das? Und wer sind Sie überhaupt?« Wu Li sah verwundert aus.
    »Torben Quinn, Stadtverwaltung und Beauftragter für die Sicherheit sogenannter fliegender Bauten von Schaustellern«, ratterte er herunter.
    »Wir wurden überprüft, Herr Quinn«, sagte Wu Li lächelnd. »Es sollte alles in Ordnung sein.«
    »Ich mag Prüfungen im laufenden Betrieb, Herr Li. Erst dann zeigen sich die Nachlässigkeiten.« Quinn lächelte zurück. »Und ich hatte recht. Ich will die Genehmigungen sehen. Bitte sofort.«
    Schaff ihn hinaus, Wu Li! Er macht mir die Leute zu unruhig. Schleif ihn zu den Getränken oder sonst was, aber…
    »Heißt das«, sagte ein Besucher verunsichert, »dass wir in Gefahr sind?« Die Menschen murmelten aufgeregt und tuschelten.
    »Nein«, entgegnete Wu Li sofort und mit Nachdruck. »Herr Quinn, können wir das draußen besprechen?«
    Quinn zeigte sich unbeeindruckt von den Zuschauern und der Auseinandersetzung. »Ich setze meine Inspektion fort«, erwiderte er kühl. »Außerdem bin ich nicht alleine hier.« Laut rief er: »Herr Redelmaier?« Ein Mann in einem schwarzen Anzug und einem weißen Mantel darüber, auf dem die Embleme des Officium Draconis deutlich sichtbar waren, betrat das Zelt. »Das ist Herr Maximilian Redelmaier, seines Zeichens Ermittlungsbeamter des Officium Draconis. Ich habe die Spezialisten um Rat gebeten, Herr Li.«
    Nie-Lung konnte nicht verhindern, dass er laut schnaubte und dabei verächtlich klang. Sehr verächtlich. Das wird schiefgehen. Ich sage den Männern, dass sie sofort mit dem Abbau beginnen sollen.
    Redelmaier schritt durch die Menge, genau auf den großen Chinesen zu. »Guten Tag. Importerlaubnis seiner Kaiserlichen Majestät und des Officium Draconis, bitte.« Er reckte den Arm und musste sich ein wenig strecken.
    Wu Li lächelte sein schönstes Lächeln und ging zu einer kleinen Kiste in der rechten Ecke des Zelts, langte hinein, nahm die Papiere hervor und reichte sie weiter. »Bitte sehr. Da sind auch die übrigen Genehmigungen.«
    Redelmaier machte zwei Schritte zurück und studierte die Blätter. »Herrschaften«, sagte er beiläufig, »die Drachenschau ist vorerst beendet, bis der Sachverhalt geklärt ist. Verlassen Sie bitte das Zelt.« Während er sprach, marschierten unvermittelt acht Männer und Frauen in weißen Uniformen auf, auf denen das münzgroße Abzeichen mit dem gespaltenen Drachenkopf prangte. Sie trugen Pistolen und Gewehre mit sich und ließen keinerlei Zweifel daran, dass der Aufforderung Folge zu leisten war. »Die Georgswächter achten darauf, dass Ihnen nichts geschieht.«
    Nie-Lung fiel es schwer, den trägen Eindruck aufrechtzuerhalten. Ohne Gefecht würde es nicht vonstatten gehen. Die Tarnung des Zirkus ist nichts mehr wert.
    Kaum waren die Männer, Frauen und Kinder gegangen, gab Redelmaier einem der Männer einen Wink, der daraufhin hinausging und gleich danach mit vier weiteren Begleitern zurückkehrte, die einen langen Stab mit einem Gewinde und eine Kiste schleppten.
    »Darf ich erfahren, was das wird, Herr Redelmaier?« Wu Li verschränkte die Arme und steckte die Hände in die weiten Ärmel. »Was habe ich mir zuschulden kommen lassen?«
    Nie-Lung hielt sich bereit, seinen Käfig sofort zu verlassen.
    Als wäre er gar nicht vorhanden, richtete Redelmaier sich an Quinn. »Nochmals vielen Dank für den Hinweis. Ohne Sie wäre diese Bestie weiterhin unbemerkt von uns im Kaiserreich umhergezogen.« Er sah Wu Li an, öffnete die Finger und ließ die Unterlagen fallen. »Ich habe keine Ahnung, wer Ihnen diese Fälschungen besorgt hat, doch er hätte darauf achten sollen, dass das Officium Draconis in seiner langen Existenz noch niemals eine Ausnahmegenehmigung für den Import eines Geschuppten dieser Größe erteilt hat. Und dies auch niemals tun würde.« Ein Bewaffneter trat nach vorn und hielt Handschellen bereit. »Sie sind verhaftet, Herr Li, wegen Urkundenfälschung und mutmaßlicher Spionage und Konspiration gegen Seine kaiserliche Majestät. Gott allein mag wissen, was Sie mit dem Drachen zu tun beabsichtigten.«
    Quinn sah über den Rand der Brille. »Ganz zu schweigen von den baulichen Mängeln!«
    Wu Li blickte zu Nie-Lung. »Was würde ein Drache jetzt sagen, Läozi?«
    Ein sehr hässliches Schimpfwort. Nie-Lung bemerkte, dass die Männer die Kiste öffneten und eine

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