Drachenkampf - Zwergenkrieger
hineinzutappen, die sie uns gestellt hatten. Und wir hätten wissen müssen, daß sie uns mit Lanzen erwarteten. Doch in unserer blinden Überheblichkeit sind wir vorangestürmt, anstatt zu denken.«
»Wir haben ganz einfach das erfahren, was wir schon lange hätten wissen sollen, Herr«, sagte Vaeran, »nämlich daß der Feind voll Schläue ist. Aber wenn wir uns das nächste Mal zum Kampf stellen, dann werden wir die Sieger sein.«
»Wie sollen wir dieses Schlachtgeviert aufbrechen, Vaeran?« Aranors Frage war in den Köpfen aller.
»Zuerst die Bögen und die Lanzen, Herr«, antwortete Vaeran. »Ich schlage vor, wir bleiben außer ihrer Reichweite und decken sie selbst mit Pfeilen zu. Dies sollte ihre Armbrustschützen ausschalten. Das gleiche versuchen wir mit Lanzen, soweit wir genau zielen können.«
Aranor schüttelte finster den Kopf. »Verdammt! Doch mir mißfällt der Plan, Vaeran. Es liegt mir nicht, zurückzustehen und diese Raffgierigen mit Pfeilen einzudecken. Viel lieber würde ich sie im offenen Kampf vernichten.«
»Ja, Herr«, erwiderte Vaeran, dessen scharfe Züge vom Schein des Feuers verzerrt wurden. »Auch ich ziehe den direkten Kampf gegen einen solchen Feind vor, doch heute mußten wir erfahren, daß das nicht möglich ist.«
Widerstrebend nickte Aranor. »Ich nehme an, sobald die Lanzen und die Bögen nutzlos sind, können wir die Schlachtformation durchbrechen.«
Ehe Vaeran darauf etwas erwidern konnte, erschien Reynor am Feuer und trat in den Ring aus Licht. »Herr, ich habe die Zahl der Toten.«
Alle verstummten, denn Reynor brachte die Nachricht von der Anzahl der Verwundeten und Gefallenen.
»Dann sprich«, befahl ihm Aranor und wappnete sich für das Schlimmste.
»Wir haben mehr als siebenhundert Mann verloren, Herr« — Reynors Stimme klang bitter -, »und fast dreihundert sind verletzt, so daß sie keine Waffen führen können. Und insgesamt sind über neunhundert Pferde auf dem Feld geblieben, etwa achthundert getötet in der Schlacht, die anderen wurden soeben von ihrer Qual erlöst.«
Entsetztes Schweigen breitete sich am Lagerfeuer aus. Aber dann: »Bei Adon. Tausend Mann und tausend Pferde.« Aranor sprach leise, doch alle hörten ihn. »Und all das nur wegen der Zwerge Raffgier.«
»Wie steht's denn mit dem Feind?« fragte Vaeran. »Wie viele hat er verloren?«
»Die Heiler sind noch nicht zurückgekehrt, Rittmeister Vaeran«, antwortete Reynor. »Wenn sie erscheinen, werden wir es wissen.«
Und draußen auf dem Schlachtfeld wanderten Heiler der Harlingar und der Châkka zwischen den Toten und Verwundeten umher, verabreichten Kräuter und Medizinen, legten Verbände um Schnitte und andere Wunden, schienten gebrochene Glieder und trugen Tote und Verletzte von der Walstatt fort. Manchmal waren Vanadurin und Châkka nur wenige Schritte voneinander entfernt, wenn sie sich um ihre Leute kümmerten, doch beachteten sie einander in keiner Weise. Und Bahrenträger eilten hin und her, als die Verwundeten weggetragen wurden.
Und während sie ihrer Arbeit nachgingen, merkte sich jeder die Anzahl der Feinde, die gefallen waren. Aber die Harlingar beobachteten auch noch etwas anderes: Als Dämmerung sich auf die Landschaft legte, kamen weitere Heiler aus den Toren Kachars, trugen phosphoreszierende Laternen mit einem weichen blaugrünen Schein; ob diese neuen Heiler Zwerge waren, ließ sich nicht erkennen, denn jeder dieser Heiler wurde von einer Eskorte Krieger abgeschirmt, und dann und wann war leises Singen zu vernehmen.
Am folgenden Tag wurde ein Waffenstillstand vereinbart, damit jede Seite ihre Toten bestatten konnte.
Die Harlingar legten ihre Gefallenen in begrünte Hügel am fernen Ende des Tales, aber wie es bei ihnen Sitte war, klagten sie nicht, denn sie befanden sich im Krieg, und später erst würden sie trauern. Auch wurden Sättel, Zügel und das Gerät des Krieges den toten Pferden abgenommen, doch die Kadaver selbst blieben auf dem Schlachtfeld liegen. Am Ende brachte ein Wagenzug die Verwundeten zum Kaagor-Paß und weiter bis nach Jord, wobei die Leichtverwundeten die Schwerverletzten fuhren, begleitet von einer kleinen Anzahl Heiler.
Und vor den Toren Kachars legten die Châkka ihre Toten auf große Scheiterhaufen, und den ganzen Tag über loderten die Flammen rot zum Himmel, und eine dicke Säule Rauch stand vor der Sonne. Und wieder war das leiderfüllte Singen zu vernehmen, nachdem die Sonne in der Nacht versunken war.
Am zweiten Tag des Kampfes versuchten die
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