Drachenkampf - Zwergenkrieger
zischendes Flüstern von der Dunkelheit auf dem Thron. »Und was bringt dich in mein Refugium, schöner Andrak?«
»Meister« — Andraks Stimme war unterwürfig —, »die Prophezeiung des Kammerling droht sich womöglich bald zu erfüllen.«
»Welche Prophezeiung des Kammerling?« Der Raum schien sich unter Modrus zischendem Flüstern zu winden.
»Daß zwei Erfolg haben werden, wo andere versagten. Denn zwei sind auf der Suche, und sie sind jeder meiner Fallen entgangen.« In Andraks dienerischen Tonfall kroch ein Hauch von Zorn. »Sie werden unterstützt von Dalavar.«
»Der mit dem Wolf tanzt?« Der überhebliche Beiklang wich aus Modrus Stimme. »Eine Plage ist der.«
Im Raum entstand wieder Schweigen, als beide an vergangene Kämpfe mit dem Wolfmagier dachten. Schließlich erklang wieder Modrus Flüstern: »Hat Kalgalath der Schwarze etwas damit zu tun?«
»Vielleicht, Herr, vielleicht.« Die Diener huschten wieder durch die Finsternis, Rucks, die auf krummen Beinen umhereilten. »Der Drache glaubt immer noch, daß ich den Kammerling hüte, um ihn zu schützen.«
»Der Narr«, zischte Modru. »Aber du warst ein noch größerer Narr, daß er deinen wahren Namen erfahren konnte.«
Andrak ballte die Fäuste vor Zorn, sagte aber nichts.
»Und was soll ich in dieser Sache tun, Andrak? Worum möchtest du mich ersuchen?« Der Dunkle auf dem Thron beugte sich vor, auf daß ihm kein Wort entgehe.
»Nur dies, Meister«, kam die Antwort des Magiers. »Von der Ausstrahlung des Kammerling her kann ich die Entfernung der beiden abschätzen. Wenn sie in die Berge von Xian kommen, von Südwesten aus, wo es keinen Schutz gibt, wo es nichts gibt, aus dem man selbst den armseligsten Unterstand bauen könnte, dann möchte ich Euch bitten, ihnen einen Schneesturm entgegenzusenden: einen, der ihnen die Hitze aus den Knochen saugt, daß sie auf dem kalten grauen Stein von Xian verdampft; einen, der ihnen das Leben heraussaugt, daß es mit dem heulenden Wind davongewirbelt wird; einen, der sie in ihren Fußtritten erkalten läßt durch den eisigen Griff deiner Hand. Und wenn sie tot sind, werde ich es wissen, denn das Pochen des Kammerling wird aufhören ... bis irgendein anderer Wicht auszieht, ihn zu suchen. Doch diese beiden Narren sind die, die ihn nun zu erlangen trachten, und sie gilt es jetzt aufzuhalten; denn wenn auch die Prophezeiung von den zweien spricht, die Erfolg haben sollen, so wußte diese Wahrsagung doch nichts von Eurer schrecklichen Macht, Herr. Ihr habt die Macht, ihnen einen schrecklichen Sturm entgegenzuschleudern, einen, den sie nie und nimmer überleben werden. Laßt ihn los, Meister, so dies Euer Wille ist; darum bitte ich Euch.«
Modru lehnte sich zurück und lachte zischend. »Dein Plan gefällt mir, Andrak, da er mir ein seltenes Vergnügen bereitet. Lange habe ich auf ein solches Spiel gewartet, denn hier in der Öde sind die Nächte und Tage lang, und eine solche Unterhaltung wird mir die Zeit vertreiben.« Die Dunkelheit auf dem Thron schien anzuschwellen, sich zu vergrößern. »Es wird kommen der Tag, da ich nicht länger in dieser Umgegend verweilen muß, ein Tag, da ein flammender Stern das herniederbringt, worauf ich in dieser Festung der Einsamkeit warte. Dann wird Mithgar die Ferse meines Stiefels spüren, denn dann werde ich meinen eigenen Meister freisetzen, und dann wird die Welt mein sein.« Dunkelheit füllte den Raum.
Doch dann schien die Schwärze sich wieder auf dem Thron zu sammeln. »Ja. Mir gefällt dieser Plan, mein Lehrling, mein Geselle. Komm zu mir, wenn die Zeit reif ist, wenn die beiden Eindringlinge tief ins Innere des Gebirges vorgedrungen sind und es keinen Rückweg mehr für sie gibt. Dann werde ich meine Hand ausstrecken und Dalavars Pläne zunichte machen.«
Mit einer tiefen Verneigung zog Andrak sich zurück, und dann flog er hinauf durch das Gestein und über die eisigen Öden, die es bedeckten, eilte südwärts, wie er gekommen war, zurück zu seiner Feste. Während hinter ihm eine dunkle Macht auf ihrem Thron zurückblieb und über einen Plan nachsann, der vor Urzeiten entworfen worden war und nun eine winzige Möglichkeit hatte, vollendet zu werden, so die Starken oder Klugen oder Glücklichen überlebten; und Rucks huschten weiter um die große Tafel herum, deckten endlos den Tisch für ein Mahl, das keiner je verzehren würde.
Eine weitere Woche verging und noch eine, und näher kamen die zwei, bis schließlich der Kammerling anzeigte, daß sie nahe genug, daß
Weitere Kostenlose Bücher