Drachenkampf - Zwergenkrieger
von einem kleinen silbernen Horn fand er nichts. Andrak würde enttäuscht sein, wenngleich der Gedanke, die Absichten des Magiers zu durchkreuzen, dem Drachen ein heimliches Vergnügen bereitete.
Doch wie sollte er diesen Hort in seine Höhle schaffen? Er wandte sich um und sah sich dem Menschlein gegenüber, das auf der Mauer gestanden hatte. Grimmen Gesichts nun, hob die Maid einen Bogen und ließ den Pfeil fliegen. Der Schaft zielte direkt auf Kalgalaths Auge, doch ehe er traf, zuckte die Nickhaut herab über eine lange, geschlitzte Pupille, und der Pfeil prallte gegen die kristalline Schicht und fiel harmlos zu Boden. Kalgalaths metallenes Gelächter dröhnte, und mit einem Schlag seiner mächtigen Pranke fegte er Elyn beiseite. Sie wurde rücklings gegen eine halb eingestürzte Mauer geschleudert; die Ziegel lösten sich durch den Aufprall und prasselten zu Boden. Halb vom Schutt begraben, blieb Elyn liegen und rührte sich nicht mehr.
Der Drache schob sich über den Hof zum Torbau. Metall kreischte, als er das Fallgatter beiseite fetzte. Und er glitt unter den Torbogen und zu den großen Toren, die auf der Außenseite mit Eisen verkleidet waren. Mit einem Prankenhieb gegen die Mitte eines der Flügel brach er das Tor auf, zerschmetterte den Balken und die Holzverschalung und dellte das Tor nach außen ein. Den zerbrochenen Balken beiseite schleudernd, schlug er noch zweimal auf die schwere Eisenplatte und hämmerte sie konkav. Er beäugte sein Werk, dann riß er die eingedellte Platte aus ihren Angeln, schüttelte die zersplitterten Holzreste ab und zog dann die dicke, verbogene Platte hinter sich her in den Burghof.
Als er wieder bei dem Hort ankam, war das Menschlein verschwunden, aber er scherte sich nicht darum. Er langte hinab in das freiliegende Gewölbe, schaufelte sich die Klauen voll Gold und Geschmeide und tappte dann zurück zu dem verbeulten Eisentor, wo er seine Beute ablegte. Noch mehrere Male mußte er den Weg zwischen Schatzkammer und Hof zurücklegen, bis er den ganzen Hort herausgeschafft hatte.
Doch bei all seinen Bemühungen fand er keine Spur von einem kleinen silbernen Horn, wie Andrak es ihm beschrieben hatte.
Von den Menschen, die seiner Aufmerksamkeit zu entgehen trachteten, entdeckte er dagegen so manche, die sich in den Ruinen versteckten oder aus der Burg zu fliehen suchten . Und so spie er Feuer, hüllte die Stellen in Flammen, wo sich diese armseligen Geschöpfe verbargen, setzte Gebäude in Brand, tötete Pferde, versengte das Land.
Als der Drache sich schließlich umsah, erblickte er überall Ruinen und Flammen und Tod, und er war wohl zufrieden mit seinem Werk. Und so packte er die schatzbeladene Eisenplatte mit seinen Klauen, mit Vorder- und Hinterpranken, und mit einem ohrenbetäubenden Brüllen schwang er sich wieder in die Lüfte. Seine großen schwarzen ledrigen Schwingen hievten den gewaltigen Schatz mit empor, und so, um Höhe kämpfend, verließ er den Ort seiner Tat.
Und von der Sicherheit ihres Verstecks, wohin sie die Prinzessin geschleift hatte und wo sie die bewußtlose Elyn jetzt an ihre Brust drückte, beobachtete Mala, wie Kalgalath der Schwarze, der Zerstörer, der Plünderer, sein Werk vollendete und gen Osten entschwand.
Meister und Geselle
Mitt- und Spätherbst, 3Æ1602 [Im Jahr der Legende]
In einer dunklen Festung, umgeben von Schatten und Drehungen und Windungen, deren Flüstern und Wispern und Murmeln den unbedachten Geist verwirrte, beugte sich ein dunkler Magier über ein Ding der Macht. Aus Silveron war es geschaffen, aber als solches dem Auge nicht erkennbar; doch für den, der die Gabe des Sehens besaß, schien der Gegenstand mit einem eigenen Leben zu pulsieren. Es war ein Hammer. Ein Kriegshammer. Es war der Kammerling. Er lag auf einem Tisch, mit anderem Gerät.
Der Magier konzentrierte sich, um zu sehen. Langsam wandte er seine äußeren Augen nach innen und sein inneres Auge nach außen; seine Augäpfel rollten sich nach oben, zurück, bis nichts als Schwärze zu sehen war, denn die Lederhaut der Augen dieses Magiers war schwarz wie Pech. Und er sprach ein Wort der Macht, das ihm Sicht verlieh. Und jetzt konnte er das sehen, was seinem gewöhnlichen Auge verborgen geblieben war; denn das innere Auge sieht das Verborgene, das Ungesehene, das Unsichtbare.
Der Magier streckte die dunklen Hände aus, mit den Handflächen nach außen, und berührte leicht den Rand der nicht greifbaren Aura des Kammerling. »Sie leben«, zischte
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