Drachenkampf - Zwergenkrieger
ihm dienten, machten einen weiten Bogen um ihn, um seinem Auge, seinem Zorn zu entgehen. Und er holte seine Karten hervor und steckte Linien und Routen zwischen dem Wolfswald und seiner Feste ab. Und mittels seiner Künste sandte er Kreaturen aus entlang dieser Routen, die Wege abzuschneiden, doch ohne den geringsten Erfolg. Entweder kamen die zwei nicht auf einem dieser Wege, oder sie waren noch nicht dort angelangt oder bereits vorbei, oder der Schutz, den sie trugen, bewahrte sie auch vor jenen Kreaturen, die er, Andrak, gegen sie aussandte.
Und immer noch wurde der Puls der unsichtbaren Aura des Hammers rascher, als die beiden über Land zogen und langsam, stetig, Tag um Tag näher kamen. Und langsam, stetig, Tag um Tag wuchs Andraks Grimm.
Aber dann kam eine Nacht, als die Kammer von Gelächter widerhallte, denn Andrak war ein Plan in den Sinn gekommen, der ihn von dieser Plage befreien würde; doch es war ein Plan, den er alleine nicht durchführen konnte, denn er hatte nicht die Macht ... aber es gab einen, der dies vollbringen konnte.
Ich werde den Meister anfauchen, ihn um seine Hilfe bitten. Es wird ihn erheitern. Tief unter dem Eis und tief im Innern des Gebergs stand Andraks Gestalt vor einer dunklen Macht, die in der Finsternis thronte. Das Abbild des Magiers verbeugte sich tief vor dem Thron, und Er, der da saß, lachte ein zischendes Lachen. Ringsum verschluckte schwarzer Stein das Licht, und schwarzer Samt bedeckte die Wände. Verkrüppelte Diener huschten zwischen den Sitzen an einem großen Tisch einher, deckten ihn ein für ein Bankett, ein Mahl für viele, obgleich nie jemand kam. Hunderte von Fuß über dieser tiefen Stätte lag eine harsche, lebensfeindliche Wildnis ewigen Eises, und ein heulender Wind fegte über das öde Land, formte die Landschaft selbst durch seine elementare Kraft. Doch nichts davon war hier in der Tiefe zu spüren, hier unten in der schwarzen Festung, denn hier waren andere Kräfte am Werk.
»Andrak«, flüsterte des Dunklen Stimme.
»Mein Herr Modru«, antwortete der Magier und verstummte wieder.
Lange Augenblicke vergingen, und immer noch sahen sie einander an, Meister und Geselle. Denn es war Modru gewesen, der Andrak auf die Straße der Dunkelheit geführt hatte; erst hatte er seinen Verstand verlockt, dann seinen Geist.
Wie Modru dies getan hatte, war die Einfachheit selbst. Vor langer Zeit hatte der Flüsterer in der Nacht, in Verkleidung, dem damals jugendlichen Magier eine scheinbar harmlose Frage gestellt: »Wer lebt im Spiegel, wenn es kein Licht gibt?«
Der junge Andrak wurde geradezu besessen davon, die Antwort zu finden. Und seine Studien führten ihn immer tiefer entlang der verbotenen Pfade. Jahre verbrachte er damit, Spiegel aus jungfräulichem Silber zu schaffen — Spiegel, die in völliger Dunkelheit gegossen wurden, Spiegel unberührt von Licht, Oberflächen, die nie ein Bild wiedergegeben hatten —, einige im Innern großer geschlossener Sphären, in denen alles in Dunkelheit lag, wo er allein vom Gefühl geleitet die konkave Oberfläche verspiegelte, so daß er bei Licht von allen Seiten von Widerspiegelungen umgeben gewesen wäre. Doch kein Licht half ihm dabei, wenn er Silber und Glas auf die Innenseite der großen Kugel aufbrachte, so rasch er konnte, damit ihm die Luft nicht ausging, unter Lebensgefahr, denn um jeden Preis wollte er wissen, wer in dem dunklen Spiegel wohnte.
Und dann und wann kam Modru in der Nacht zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr.
In seiner Besessenheit ging der Magier schließlich mit dem Flüsterer, um bei ihm in Gron zu verweilen, in Modrus Feste, dem Eisernen Turm. Und dort vergrub sich Andrak in arkane Schriftrollen und vergessene Folianten, Bücher, die durch Runen der Macht verschlossen waren, damit keine unbefugte Hand an ihr Wissen rührte.
Und dann kam die Nacht, da der Turm erfüllt ward von Schreien des Grauens, von entsetztem Heulen, das sich in Todespein einer Kehle entrang. Und Modru lachte sein zischendes Lachen; denn er wußte, daß Andrak am Ende seiner Suche angelangt war, daß er gesehen hatte.
Und als er endlich die Antwort auf die Frage erhalten, als Andrak ohne den Hauch eines Zweifels wußte, wer ... was ... in dem Spiegel lebte, wenn es kein Licht gab, da war sein Geist unlösbar gefangen in den unentrinnbaren Klauen des Bösen, dem eisernen Griff Modrus.
Und so blickten sie einander an, Geselle und Meister, Böses und Urbild des Bösen; und endlose Augenblicke vergingen. Endlich kam ein langes,
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