Drachenkampf - Zwergenkrieger
erklärte, daß es sich entweder um Menschen-, Zwergen- oder Elfenhaut handeln müsse. An einer Stelle an der Wand, halb verborgen zwischen den Windungen der Dunkelheit, standen ein Schreibpult nebst Stuhl und ein Zeichentisch mit geneigter Oberfläche und hohem Hocker und eine bronzene Öllampe als Beleuchtung; und die auf den Tisch geheftete Federzeichnung war eine Studie von einer scheußlichen Kreatur, der man die Haut abgezogen hatte.
Und wieder fanden sie keine Spur vom Kammerling, und die Schatten wanden sich obszön und schrien stumme Flüche, während die Zeit unwiederbringlich in die Vergangenheit enteilte.
Am Kopf der nächsten Treppe war eine Tür, verschlossen, keine Falltür diesmal, sondern eine, die aufrecht stand, und sie war verziert mit seltsamen Symbolen, die Thork und Elyn zum größten Teil unbekannt waren, wenngleich sich einige identifizieren ließen als Sterne und die Sonne, teilweise vom Mond verfinstert, und als einer von den großen bärtigen Gestirnen — Boten des Unheils —, der einen langen Schweif hinter sich herzog.
Thork sah sich das Schloß genau an, und dann begann er mit einem gekrümmten Metalldraht darin herumzustochern, den er aus einer Tasche an seinem Gürtel gezogen hatte. Lange mühte er sich ab, doch schließlich sprang das Schloß auf.
Sie öffneten vorsichtig die Tür und spähten in die letzte Kammer im Turm, den Raum an der Spitze des schwarzen Burgfrieds. Teile des Raumes waren erhellt von phosphoreszierenden Kugeln, die an Ketten von der Decke hingen; vor ihnen schienen sich die tanzenden Schatten zurückzuziehen, doch anderswo ballten sich schwarze Klumpen und Flecken um so dichter und versperrten jeden Blick, einschließlich Thorks. Elyn schauderte bei dem Gedanken, diesen unheimlichen Raum betreten zu müssen, doch um den Kammerling zu finden, hatten sie kaum eine andere Wahl. »Gehen wir hinein«, murmelte sie zu Thork, und trat über die Schwelle.
Nunmehr schien die schweigende brodelnde Schwärze ihnen Flüche entgegenzuschreien und irre zu lachen und unhörbare Drohungen auszustoßen und einen lautlosen Alarm in die Nacht zu gellen, und ihre dunklen Windungen drängten sich ihnen entgegen und griffen nach ihnen, wie um sie zu ersticken, die zwei Gefährten zu erwürgen, sie zu binden und festzuhalten wie ein Spinnennetz. Doch Elyn und Thork drangen in die Kammer ein, und sie stellen fest, daß sie sich in Andraks Gemächern befanden.
Sie entdeckten ein Bett und Stühle und Tische und ein Schreibpult an der Wand. Und sorgfältig durchsuchten sie alles, erforschten systematisch den Raum. Da gab es Astrolabien und ein seltsames Instrument aus verschlungenen Ringen, die mit Sternen und Sonnen und Monden bezeichnet waren, und sie alle liefen auf eigenen, genau abgestimmten Bahnen. Und es gab weitere Bücher mit seltsamen Schriftzeichen. Es gab Kristalle jeglicher Art, einige davon an Ketten aufgehängt, und Steinplatten mit eingeritzten Runen und arkane Karten mit Bildern von Münzen und Kelchen, Stäben und Schwertern und noch anderen Motiven, Zeichnungen von Fabelwesen und Türmen, Skeletten und Narren, Kriegern und Königen und Frauen, Succubi und Incubi und Dämonen. Und auf einem Tisch fanden sie zwölf gebleichte Schädel unterschiedlicher Form und Größe. »Aie!« klagte Thork, indem er auf den größten Schädel der Sammlung zeigte. »Dies ist eine ganz üble Sache, denn zweifellos ist dies der Kopf eines Utrun, eines Steinriesen. Andrak hat einen Erdmeister erschlagen. Und siehe! Da ist auch der Schädel eines Waeran. Übel, übel ...«
Elyns Blick schweifte über das bleiche Gebein. »Und die anderen hier?«
»Schädel von Ukh, Khõl, Mensch, Ogru«, antwortete Thork, »die erkenne ich wieder. Und diese beiden dürften von einem Châk und einem Elf stammen. Was mit den übrigen ist, kann ich nicht sagen.«
Angewidert wandte Thork sich ab und begann die Schubladen einer Kommode zu durchsuchen, da er den Anblick nicht länger ertragen konnte. Selbst der Châk-Kopf schien ihm nicht einen solchen Abscheu vor Andrak vermittelt zu haben wie der größte und der kleinste der zwölf Schädel. Doch Elyn verhielt einen Moment und starrte voll Widerwillen auf die schreckliche Sammlung.
Und die Schatten lachten stumm.
Plötzlich bemerkte Elyn, daß sie intensiv lauschte, nicht auf das lautlose Gekreisch und Gekicher, sondern auf etwas außerhalb des Turmes. »Horch, Thork!« zischte sie, und er hörte auf zu wühlen. In der Stille, die folgte, vernahmen sie die
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