Drachenkampf - Zwergenkrieger
der Drache von der Sonne ins Dunkel kommen; drittens wird er weniger Platz haben, sich frei zu bewegen, und darum leichter zu treffen sein; und viertens werden wir ihn nicht durch das Licht unserer Laterne auf uns aufmerksam machen, denn wir werden sie dort am Höhleneingang nicht brauchen.«
»Wenn das stimmt, was man über die Augen des Drachen sagt«, meinte Elyn, »dann macht es keinen Unterschied, ob wir eine Laterne angezündet haben oder nicht; er wird uns in jedem Fall sehen. Und wenn es wahr ist, was über die Kräfte eines Drachen gemunkelt wird, dann wird es auch gleich sein, ob wir uns versteckt halten oder nicht, denn er wird wissen, daß wir herinnen sind. Doch auch ich glaube, daß der Eingang der beste Ort für einen Hinterhalt ist; denn er wird dort auf dem Gesims landen müssen und vielleicht um sein Gleichgewicht ringen. Wenn, dann mag das der Zeitpunkt sein zuzuschlagen, zwischen die Augen, im Augenblick seiner Unsicherheit. Ansonsten, dann, wenn er den Kopf in die Öffnung steckt ...«
Und so gingen sie zurück die Schräge des gewundenen Tunnelgangs hinauf, vorbei an den wallenden Fumarolen, fort aus der Hitze, und wieder zum Licht. Hinter ihnen sank ein großer, schimmernder Hort, dessen Kostbarkeit jede Vorstellung überstieg, ins Dunkel zurück. Und vor ihnen lag der Ort, an dem zwei Krieger einem Drachen aufzulauern gedachten.
Doch ehe die beiden die Öffnung erreichten, als sie noch vielleicht hundert Schritt entfernt war, erzitterte der Fels unter einem lauten, zornigen Brüllen. Kalgalath der Schwarze war zurückgekehrt.
Die beiden Gefährten stürmten auf den breiten Eingang der Höhle zu. Elyn rief: »Ich nehme die rechte Seite, nimm du die linke!« Sie wußte, daß der rechtshändige Zwerg härter und genauer zuschlagen konnte, wenn der Gegner auf seiner Waffen- und nicht auf der Schildseite stand.
Wieder erscholl ein ohrenbetäubendes Brüllen, näher diesmal.
Mit klopfendem Herzen ging Elyn in Stellung, teilweise verborgen durch die Felsen, die den Höhleneingang flankierten. Und sie konnte die große schwarze Masse Kalgalaths herabsteigen sehen, mit ausgebreiteten Flügeln, welche die Luft durchwühlten und den massigen Leib direkt auf den Eingang zutrieben, bis an das Gesims heran, wo der Drache mit vorgestreckten Beinen zur Landung ansetzte.
Auch Thork sah des Drachen große, ledrige Schwingen die Luft durchteilen. Der Drache schwankte, als er sein gewaltiges Gewicht auf den Sims verlagerte. Wenn er um sein Gleichgewicht ringt, dann mag das der Zeitpunkt sein zuzuschlagen. Zwischen die Augen, im Augenblick seiner Unsicherheit. Thork hob den Hammer und trat vor. In Kalgalaths ingrimmigem Brüllen ging Elyns Stimme fast unter: »Nein, Thork, nein! Noch nicht!«
Der Luftstoß des Flügelschlags traf den Zwerg mit voller Wucht, trieb ihn zurück, riß ihn von den Füßen, und der Hammer entglitt seinem Griff und rutschte klappernd den abschüssigen Boden in den Tunnel hinein. Thork rollte herum, kam auf die Beine und stürzte hinter dem Hammer her, den ungeschützten Rücken dem Drachen zugewandt.
Und Kalgalath der Schwarze, jetzt auf dem Sims, holte tief Atem.
Adon! Das Drachenfeuer! Thork wird ... Nein! Elyn sprang aus ihrem Versteck hervor und schrie:
»Wyrm! Hier!« Und sie hob ihr mit silbernen Runen verziertes Auerochsenhorn an die Lippen und stieß hinein.
Und Kalgalath der Schwarze wandte den Kopf und ließ seinen Feueratem strömen. Die Flamme brach hervor wie eine Flut, traf Elyn und schleuderte sie rücklings zwischen die Steine, und das Feuer hüllte sie ein, brennend, verzehrend.
Thork wandte sich um, mit dem Hammer in der Hand, und sah, wie sie zu Boden geschleudert wurde — »Elyn!« —, wie die flammende Lohe sie umhüllte. Und ohne einen Gedanken an die eigene Sicherheit rannte er zu ihr und kniete bei ihr nieder, legte den Arm um sie.
Sie war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
»Elyn!«
Sie konnte nicht sehen, nicht fühlen, doch sie hörte Thorks Stimme - »Elyn!« - sie von ferne rufen. Das Rauschen des Windes umfing sie, wie sie hinabsank, hinab, hinab in das Reich der Nacht, einem schnellen Tod entgegen. Und sie kämpfte dagegen an, um noch einmal zu Thork zu sprechen, ihm zu sagen, was in ihrem Herzen war, jene einzigen wichtigen Worte, ehe die Dunkelheit kam, ein letztes Mal zu sprechen, bevor die Schwingen der Nacht sie umgaben, bevor es zu spät war, ein letztes Mal zu ihrem Thork zu sprechen:
»Ich liebe dich«, flüsterte sie, und dann war sie tot.
Und
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