Drachenkampf - Zwergenkrieger
herab, und eine riesige Gestalt trat zurück von einem neu geöffneten Spalt, der horizontal in einen düsteren Tag führte.
Voll Staunen sah Thork, daß er in der Gesellschaft von Riesen war. Große Juwelenaugen blickten ihn an. Vier Riesen standen dort, jeder von ihnen von einer Farbe, wie man sie im Gestein findet: ocker, dunkel, grau, rötlich. Er konnte nicht sagen, ob er auf männliche oder weibliche Wesen blickte oder ob es überhaupt derartige Unterschiede bei ihrem Volk gab; sie waren zwar unbekleidet, soweit er sehen konnte, noch trugen sie irgendein Werkzeug oder Gerät bei sich, und doch konnte er es nicht sagen.
Der graue Utrun trat auf dem bebenden Höhlenboden vor. »Ich bin Orth.«
»Mein Name ist Thork«, sagte der Zwerg mit einer Verbeugung und keuchte vor Pein, als das Blut ihm in den Kopf schoß und die Schmerzen wieder aufflammten.
»Ich bin hoch geehret, bei dir zu sein, Freund Thork«, sagte Orth in seiner altertümlichen Sprache, »denn du trügest den Kammerling herfür aus der Veste unseres Feindes, du und deine Gesellin.«
Ich liebe dich. Thork wandte sich ab. Seine Augen füllten sich mit dem Ansturm der Erinnerung, seine Brust war hohl, leer, als wäre sein Herz herausgerissen.
O meine Elyn, du bist tot. Lange Augenblicke vergingen in der bebenden Erde, doch schließlich sprach er: »Meine Gefährtin. Ich möchte, daß sie ...« Wieder versagte ihm die Stimme, und Tränen rannen ihm übers Gesicht. Endlich die Worte: »Stein oder Feuer. Sie muß in Stein zur Ruhe gebettet oder dem reinigenden Feuer übergeben werden.«
Orth blickte gen Norden und hinab, als schaue er durch das Gestein. Dann wandte er sich wieder dem Zwerg zu. »Alsbald, Freund Thork, aber nicht nun.« In den großen Saphiraugen schienen blaue Lichter auf. »Komme. Ich will dir weisen, warum.«
Orth sprach zu den anderen drei Utruni, dann wandte er sich um und ging in raschem Schritt durch den Fels; seine großen Hände drangen in das Gestein, Arme und Schultern zogen es zur Seite, der Fels tat sich auf, und ein Gang bildete sich, den Orth entlangschritt.
Thork folgte ihm nach, und kurze Zeit darauf öffnete sich der Gang ins Freie; Licht strömte herein.
Orth trat zur Seite und winkte dem Zwerg, hervorzukommen. Thork blickte auf eine gespenstische Landschaft: Berge, grau, verwüstet, tot. So weit das Auge reichte, war alles bedeckt von einer dicken Schicht vulkanischer Asche. Kein Baum, kein Tier, kein Vogel, kein Bach. Nur Tod und Zerstörung.
Der Himmel war eine schwarze, brodelnde Masse, erfüllt nicht von gewöhnlichen Wolken, sondern mit erstickendem Staub. Und Blitze zuckten herab aus dem wallenden Dunkel, Donner krachte zwischen den Gipfeln, als wäre die Himmelskuppel selbst mit Energie geladen.
Vor ihnen quoll dichter schwarzer Qualm aus dem übrig gebliebenen Stumpf des Drachenschlunds, und feuriges Magma rann rot seine Flanken hinab. Große Felsen wurden emporgeschleudert, aus den Eingeweiden des Feuerbergs, und die Ausbrüche erschütterten das ganze Gebirge.
Und die Erde zitterte immer noch.
Und Thork wußte, daß er auf die Hèl von Mithgar schaute.
Er blickte zu der Stelle, wo Elyn und er den Berg erklommen hatten. Die Steilwand stand immer noch, ebenso wie das Gesims und der unmittelbar darüber liegende Hang.
Orths Stimme kam sanft: »Wir wollen deine Gesellin holen gehen, so wir unsere eignen Toten bergen.«
Weinend wandte Thork sich ab und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren. Orth folgte ihm und verschloß den Gang hinter sich.
Die Namen der anderen drei Utruni waren Hundar, Brelk und Chale, und als sie Thork vorgestellt wurden, sprachen sie in einer höchst seltsamen Sprache, dem Knirschen von Steinen vergleichbar. Brelk war der größte; er maß um die sechzehn Fuß. Chale und Hundar waren etwa zwölf beziehungsweise fünfzehn Fuß groß. Orths Größe lag irgendwo dazwischen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Thork, daß diese drei männlichen Geschlechts waren, Orth dagegen weiblich, doch er nahm dies nur am Rande wahr, denn er war ganz in seiner Trauer gefangen. Aber auch jetzt, da er es wußte, hätte er keine äußeren Unterschiede zwischen ihnen feststellen können, abgesehen von ihrer Hautfarbe und den Farben ihrer Augen: saphirblau bei Orth, rubinrot bei Hundar und Chale, smaragdgrün bei Brelk.
Orth allein konnte sich in der Gemeinsamen Sprache verständlich machen. »Ja«, sprach sie, »ich war eine von meinem Volk, die der Zauberer Farrin lehrte, vor langen Zeiten, denn es war
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