Drachenkampf - Zwergenkrieger
Maßen.«
»Sie paaren sich mit Drachen, heißt es«, fügte Ruric hinzu.
Arik runzelte nachdenklich die Stirn. »Es heißt unter meinem Volk, daß hin und wieder im Laufe der Jahrtausende sich Drachen auf jener Landzunge versammeln.« Arik zeigte auf ein fernes Vorgebirge, gerade eben sichtbar am Horizont. »Das ist der Drachenhorst, die letzte der Gronspitzen. Auf halber Höhe fallen die Felswände lotrecht in das eisige Meer ab. Doch dem Gipfel zu, heißt es, sind viele Drachenhöhlen, und es gibt dort Felsvorsprünge, wo die liebeskranken Wyrme auf den Lockruf ihrer Widerparte aus den Tiefen des Meeres lauschen. Von jener Höhe aus, heißt es, könne ein Mensch in das Auge des Maelstroms hineinschauen, wenngleich keiner, den ich kenne, je behauptet hat, dort gestanden und hinabgeblickt zu haben. Und er wäre ein Narr, dies zu tun, wenn die Drachen umgehen; denn es heißt, daß Drachen spüren können, wenn Fremde in ihr Reich eindringen.
Sei dem, wie es sei - jedenfalls, heißt es, versammeln sich dort die Drachen und erheben ihre Stimmen gegen den Himmel. Und es scheint, daß sie dort mitunter auch gegeneinander kämpfen, obgleich gesagt wird, daß sie meistenteils wissen, wer der Stärkere ist, und diesen die höher gelegenen Plätze überlassen, daß der Mächtigste schließlich auf der obersten Felsbank zu ruhen kommt.«
»Das«, ließ sich Jung Reynor vernehmen, der in der Nähe an der Bordwand lehnte, »müßte dann Kalgalath der Schwarze sein, der den höchsten Rang einnimmt.«
»Das ist wahr«, pflichtete Arik bei. »Danach kämen Schwarzhäme und Skador — und Rotklaue wäre der nächste. Dann vielleicht Glaum der Wyrm, gefolgt von Silberschuppe. Danach kommen die Rangniederen.«
Bei der Erwähnung von Glaum sahen Elgor, Ruric und Reynor einander an, sagten aber nichts, und Arik schien es nicht zu bemerken.
»Sie hocken dort und brüllen: Feuerdrache von Sonnenauf- bis Untergang, Kältedrache bei Nacht«, fuhr Arik fort. »Und die Legenden sagen, daß im Dunkeln die Kraken dem Ruf folgen, einer nach dem anderen, die größten zuerst, die kleinsten zuletzt, und ein jeder von ihnen erglüht mit dem grünleuchtenden Dämonenfeuer der Tiefe, in dem großen, donnernden Wirbel des Maelstroms.« Ariks Stimme war zu einem Flüstern gesunken. »Und einer nach dem anderen stürzen sich die Drachen in dieses schreckliche Rund, lassen sich umschlingen von der tückischen Umarmung jener scheußlichen Tentakel, und ein jeder Drache wird hinabgezogen in den schwarzen Schlund von einer monströsen Braut, um in Tiefen, die kein Mensch geschaut hat, dunkle Brut zu zeugen.
Und später kehren die Drachen zurück, irgendwie, und brechen durch die dunkle Oberfläche, suchen sich hinauf in die Nachtluft zu schwingen, und nur die stärksten überleben.«
Eine düstere Stimmung überkam die vier, wie sie über das Wasser zu dem fernen Kap starrten, das im Dunst verschwamm. Nach einer langen Zeit brach Arik das Schweigen:
»Ob Drache, Krake oder Seeschlange — jedenfalls weiß ich, daß manch ein Schiff in diesen Gewässsern verlorenging. Und ob es nun dem Maelstrom oder einem Ungeheuer zum Opfer fiel, davon kann keiner mehr berichten.«
Wieder schwiegen die vier, wobei Elgor, tief in Gedanken versunken, am Griff seines Schwertes fingerte.
»Ah, Prinz Elgo«, sann Arik, »ich sehe das Feuer in Eurem Auge blitzen beim Gedanken an diese unheilige Brut. Doch hört mich an: Kein Mensch hat je einen Kraken erschlagen: Niemals! Obgleich viele diesen üblen Geschöpfen zum Opfer gefallen sein sollen. Und keiner ist je dem Sog des Maelstroms entronnen, wenn dieser ihn einmal gepackt hat.
Ich sage Euch: Ein Mensch wäre vermessen, wollte er sich dem Maelstrom oder einem Kraken entgegenstellen. Bei Hèl, er könnte genausogut in Rian einfallen, in Schwarzstein, und Glaum den Wyrm selbst herausfordern!«
Plötzlich, wie von von einem Donnerschlag gerührt, trat ein entgeisterter Ausdruck in Ariks Gesicht, und er starrte sie an, erst Elgor, dann Ruric; und von den beiden wich Ruric seinem Blick aus, wogegen Elgor nur lachte. »Ihr zieht nicht dort hin, um ...?« Arics Stimme stockte. »Ihr wollt doch wohl nicht ...?«
»Kapitän Arik!« Die Worte brachen aus Reynor hervor, um die Gedanken des Fjordsmannes in eine andere Richtung zu lenken. »Ihr sagt, daß keiner dem Mahlstrom entkommen sei, doch Ihr vergeßt Snorri den Alten und die Mystische Maid des Mahlstroms! Snorri kam aus dem Schlund frei!« Reynors klare Stimme hob sich in die Luft
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