Drachenkampf - Zwergenkrieger
den Gegner lange aufhalten, bis Verstärkung eintrifft.
Was diese Verstärkung angeht, so verlasse ich mich auf Euch, Arlan. Reitet mit uns bis zum Fluß Greya, dann gen Norden in die Ostermark und ruft dort die Krieger zusammen, daß sie kommen und uns Entsatz bringen. Kennt Ihr den Weg? Gut. Bringt sie direkt nach Arnsfelden; wir werden Vanadurin-Zeichen auf unserer Spur hinterlassen, sollten wir gezwungen sein, zu kämpfen und zu fliehen.
Vielleicht dünkt Euch dies als ein tollkühnes Unterfangen, denn bis der Entsatz aus der Ostermark kommt, heißt es fünfzig gegen hundert, aber ich sage noch einmal: Das Glück ist mit dem Mutigen.
Gibt es irgendwelche Fragen?«
Elgor verstummte, und alle im Saal sahen ihn mit Stolz an. Denn bis zu diesem Augenblick war er nur ein Bursche von nicht ganz sechzehn Sommern gewesen. Doch jetzt betrachteten sie ihn mit anderen Augen, und sie sahen einen Mann.
»Was soll das heißen, ich darf nicht mit?« Elyn war wütend. »Ich hab' mein ganzes Leben hierfür geübt, und jetzt, wo Ihr eine Kriegsmaid brauchen könnt, sagt Ihr mir, ich müsse daheimbleiben.«
Ruric wandte sich um, Schuldbewußtsein in den Augen. Der Waffenmeister und die Prinzessin waren allein in der Ratshalle. »Ach, Mädel, du weißt, daß ich nicht das Leben beider Kinder Aranors in einer Schlacht aufs Spiel setzen kann.«
»Dann laßt mich in die Ostermark reiten und den Heerbann ausheben«, bat Elyn. »Auf die Art kann Arlan bei Euch bleiben und die Streitmacht verstärken.«
»Mädel, Mädel, wir wissen nicht, was Bogar alles ausgeheckt hat«, gab Ruric zurück. »Es mag durchaus ein geschickter Hinterhalt sein, in den wir ahnungslos hineinlaufen. Prinzessin, Ihr müßt hierbleiben.«
»Warum?« Elyns Augen blitzten. »Weil ich ein Mädchen bin?«
»Zur Hèl mit dem Mädchen! Du bist ein besserer Kämpfer als die meisten, die mit mir reiten!« brüllte Ruric und schlug mit der Faust in die offene Hand. Dann meinte er sanfter: »Nein, Mädel, es ist, wie ich es sage. Beide Erben Aranors dürfen nicht gleichzeitig einer solchen Gefahr ausgesetzt werden. Einer von euch muß daheimbleiben.«
»Dann könnte doch Elgor genausogut wie ich ...«
»Nein, nein, Prinzessin, denn es ist sein Plan, dem wir folgen, und es ist sein Recht.« Ruric nahm sein Schwert und blickte auf die Stundenkerze. »Ich hab' dich hierbehalten, um dir meine Entscheidung mitzuteilen, Mädel, denn ich könnt' mir denken, daß sie dir nicht gefallen würd'. Aber halt dich dran, Mädel, denn so wär's deines Vaters Wille.«
Später am Abend saß die Prinzessin vor dem Thron und blickte auf das Wappen, das darüber hing — ein weißes Pferd, steigend, auf einem grünen Feld —, und verwünschte den Stand ihrer Geburt. Wäre sie nicht Aranors Kind gewesen, hätte sie sich unter die anderen gemischt, wenn sie heimlich die Burg verließen und in die Nacht hinausschlichen. Doch andererseits, wäre sie keine Prinzessin gewesen, wäre sie wahrscheinlich auch keine Kriegsmaid. Eine Zwickmühle, wie sie zugeben mußte.
Doch warte! Elgor ging mit auf diesen Ritt. Was wäre gewesen, wenn er der einzige Erbe wäre? Wäre er auch dann mitgeritten? Auf die Gefahr hin, die Krone eines künftigen Königs zu berauben? Elyn hatte keinen Zweifel, wie die Antwort auf ihre Frage gelautet hätte: Natürlich wäre er dabei gewesen, Erbe oder nicht. Und wenn das Reich einen Thronfolger verlieren sollte, dann sei es so. Wenn also den Feind zu schlagen wichtiger ist, als die Erbfolge zu sichern, warum bin ich dann nicht bei ihnen? fragte sich Elyn. Warum habe ich nicht daran gedacht, als Ruric mich beiseite nahm?
Und während die Prinzessin noch überlegte, was sie hätte sagen und tun sollen, überkam sie schließlich die Müdigkeit, und sie zog sich in ihre Gemächer zurück.
Am nächsten Morgen konnte Elyn, blaß und niedergeschlagen, kaum einen Bissen herunterbringen. Sie saß in ihrer Lederkleidung beim Morgenmahl mit drei jungen Damen ihres Alters - Kyla, Darcy und Elise —, die davon redeten, daß die Männer gegen die Naudron ins Feld zogen, und die Elyn bemitleideten, wenngleich keine von ihnen genau verstand, warum die Prinzessin unbedingt mitwollte.
Die Stimmung wurde noch trüber, als Mala sich mit gestrenger Miene zu ihnen gesellte.
»Also, ich würde sagen, es ist nicht gerecht«, nahm Darcy das Gespräch wieder auf. »Aus welchem Grund sollte Ruric Euch schließlich zurückhalten?«
»Ich bin auch der Meinung«, stimmte Elise ein. »Nach dem, was
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