Drachenkampf - Zwergenkrieger
durch den Wald patrouillierte. Ein Stück voraus erkundete Graulicht einen Weg, der sie zu einem unbekannten Ziel führte.
»Ihr braucht Hilfe«, hatte der Magier bemerkt, als er sich von dem Kadaver des Vulgs erhoben hatte. »Ihr seid außerdem verwundet. Kommt. Es ist nicht weit.«
»Windsbraut und Steiger«, hatte Elyn gesagt, »unsere Pferde. Wir müssen sie finden. Auch sie sind verwundet, und ich muß mich um sie kümmern.«
»Habt keine Furcht, sie sind in Sicherheit«, hatte der Magier geantwortet. »Ich werde nach ihnen sehen und sie Euch bringen, wenn Ihr sie braucht.« Und so waren sie vom Hügel herabgestiegen und und in den dunklen Forst eingedrungen, der sie von allen Seiten umgab.
Und jetzt schritten sie durch die Schatten der Bäume, umgeben von schattenhaften Wächtern. »Ihr habt recht, was die Vulgs betrifft. Sie waren hinter Euch her. Es ist Andraks Werk. Seine schwarze Hand ist leicht zu spüren für alle, die ihren Würgegriff kennen.« Elyn und Thork konnten den Zorn in der Stimme des Wolfmagiers hören.
»Andraks Hand?« fragte Elyn, seltsam berührt durch diese unheilvollen Worte. »Was hat das zu bedeuten?«
»Verflucht sei der Tag, als Andrak jenen ersten Schritt auf dem Weg der Finsternis tat«, erwiderte der Magier, »verleitet von Modru, dem Bösen, sich vom Lichte abzuwenden. Und in seiner Bosheit will Andrak, daß er auf schreckliches Leid hinunterblicke, und er möchte den Hilflosen seinen Willen aufzwingen und die Mächtigen knechten. Und darum ist mir unerklärlich, warum er Rûpt auf die Spur von nur zweien heftet, denn seine dunklen Träume möchten ihn über unzählig viele setzen.«
»Dann suchen die Grg uns beide?« wollte Thork wissen. »Nicht nur einen?«
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete der Magier. »Daß es Andraks Werk war, das ist gewiß. Aber wen er vernichten wollte und weshalb, das zu wissen steht jenseits meiner Macht.«
Und plötzlich kam Elyn einer von Rurics Lieblingsflüchen in den Sinn — »Bei Andraks schwarzen Nägeln!« —, aber wie es sich damit verhielt, wußte sie nicht.
Sie gingen eine Zeitlang schweigend weiter und kamen schließlich zu einer grasbewachsenen Lichtung im Wald. Eine kleine Steinkate stand unter den Zweigen der Bäume; ihr riedgedecktes Dach war gelb im Mondlicht, die Mauern darunter ein dunkles Grau. Sie traten ein durch eine hölzerne Tür mit ledernen Angeln, und das Licht schien matt durch schmale Fenster, wusch über dunkle Schattenrisse im Innern.
»Nehmt Platz, meine Gäste.« Der Wolfmagier trat in der Dunkelheit aus Elyns Blickfeld; sie konnte hören, wie Schubladen geöffnet wurden und Gläser klingelten. Zu ihrer Rechten trat Thork vor, und Elyn hörte das Kratzen von einem Stuhl, der über einen hölzernen Fußboden zurückgeschoben wurde, und sie konnte gerade noch erkennen, wie der Zwerg sich setzte.
»Nehmt Platz, Elyn«, kam des Magiers Stimme wieder.
»Aber ich kann nichts sehen«, sagte sie.
»Oh, verzeiht!« Plötzlich erfüllte ein gelbes Licht den Raum. Der Wolfmagier hielt eine Lampe. Thork saß an einem Tisch.
Die Hütte war überraschend groß — innen vielleicht sogar größer als außen, dachte Elyn, ein Gedanke, den sie sogleich als lächerlich verwarf.
Wie dem auch sei, in dem Zimmer waren ein Tisch mit vier Stühlen; zwei große Schränke mit Schubladen; einen Kamin mit Feuereisen und einem Stapel Holz, ebenso wie Kochkessel und Schöpflöffeln und dergleichen; eine Anrichte mit einem Tellerbrett; einen kleinen Waschtisch, auf dem ein Wasserkrug und Seife sowie eine Waschschüssel nebst Tüchern standen. Eine kleine offene Tür führte in eine Vorratskammer; außerdem gab es da noch eine andere Tür, die aber verschlossen war.
Alles war sauber und ordentlich: die Eichendielen des Fußbodens sahen aus wie frisch gescheuert, es gab kein schmutziges Geschirr, und das Bett war gemacht. Dennoch hatte der Ort etwas Unbewohntes an sich.
Elyn zog sich einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich, und ihre Müdigkeit überkam sie wie eine unwiderstehliche Woge. Sie saß wie betäubt, während der Wolfmagier sich leise im Zimmer zu schaffen machte; ihre Augen schmerzten vor Müdigkeit, aber sie sah die Welt übernatürlich scharf. Thork sah beinahe unwirklich aus in seiner Klarheit. Als nächstes legte sie den Kopf auf den Tisch.
Dann irgendwann kam ihr zu Bewußtsein, daß sie zu einem Lager geführt wurde, und sie hörte den silberhaarigen Magier aus weiter Ferne sagen: »Schlaft, Kriegsmaid, denn jetzt
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