Drachenkampf - Zwergenkrieger
um und gab den Wachen auf der Befestigung ein Zeichen.
Als die Kolonne der Harlingar durch das offene Tor einritt, konnte Elgor sehen, daß das ganze Dorf sich versammelt hatte, um diesen Prinzen aus fernem Land zu sehen. Doch hier und dort sah er unter dem Fischervolk auch die härteren Gesichter von anderen, von Kriegern, von Drachenschiffbesatzungen. Fjordleute waren sie alle, doch einige zogen ihre Beute aus dem Meer, während andere über das Meer zogen, um Beute zu machen.
Die Fjordleute hatten blondes, rotes oder kupferfarbenes Haar, und ihre Haut war hell, und einige trugen große, breite Schnurrbärte. Flachs-, honig- und bernsteinfarbene Zöpfe schmückten die Frauen, und sie waren bleich von Gesicht, und einige hatten Sommersprossen. Und von überall blickten helle blaue Augen auf die Reiter. Doch all dies überraschte Elgor nicht, denn es hieß, daß Fjordleute und Harlingar demselben Volk entstammten, wenngleich nun die einen das weite Meer mit Schiffen befuhren und die anderen auf Pferden über die endlosen Weiten der Steppe ritten.
Reynor führte die Kolonne zur Stadháll, einem großen, mit Grassoden gedeckten Langhaus in der Mitte des Dorfes. Und dort auf den hölzernen Stufen erwarteten den Prinzen die Dorfältesten zusammen mit den Kapitänen der Drachenschiffe.
Die formelle Begrüßung war kurz, aber herzlich, und die Bewirtung, die folgte, Elgor und seinen Männern sehr willkommen; denn sie hatten viele Tage im Sattel gesessen, und der Wegzehrung wird die Zunge bald müde.
Spanferkel gab es und Fisch und frisch gebackenes Brot sowie einen dicken Gemüseeintopf. Hörner mit Bier und Met wurden herumgereicht, und Skalden sangen von den Helden der Altvorderenzeit. Und Elgors grüne Augen leuchteten auf, als er von solchen Männern und ihren Taten hörte. Und früh während des Festes trug ein Sänger die Ballade von Glaum dem Wyrm und dem Schatz von Schwarzfels vor. Und während dieser Geschichte war es schwer für die Vanadurin, dem Anschein höflichen Interesses zu wahren, doch keiner der Fjordleute schien von ihrem verdächtigen Schweigen Notiz zu nehmen. Aber der Augenblick ging vorbei, und die Geschichte war zu Ende, und ein anderer Barde stimmte die schlüpfrige Ode von Snorri, Borris Sohn, und der mystischen Maid des Mahlstroms an, und die Harlingar fielen mit Wollust in den Gesang der übrigen ein.
Bis tief in die Nacht hinein gingen das Fest und der Gesang. Doch selbst die Jungen müssen einmal schlafen, und so geschah es: Einige nickten über ihren Tellern ein, während andere sich auf dem Boden zusammenrollten; wieder andere fanden eine willige Maid, und wohin sie gingen, wird nicht gesagt. Und unter denen, welche die Stadháll verließen, um ein vorbereitetes Nachtlager aufzusuchen, waren Elgor und Ruric.
Als der Schlaf ihn übermannte, gingen Rurics Gedanken zu Glaum zurück und zu der Zeit, als Elgor erstmals davon hörte, wie der große Kältedrache über Schwarzfels gekommen war; denn wenn man so will, war es Ruric gewesen, mit dem die ganze Geschichte begonnen hatte ...
Die Prüfung
Frühling, Sommer und Herbst, 3Æ1589 [Dreizehn Jahre zuvor]
Ruric zügelte Feuerstein, daß der weißgefleckte Falbe abrupt auf dem taufeuchten Rasen zum Halten kam. Der Krieger auf Feuersteins Rücken legte den Kopf auf die Seite und versuchte, über dem Schnauben des Pferdes etwas zu hören.
Da! Rurics Augen suchten nach der Quelle. Kommt aus dem Gehölz. Klingt wie Fechtstöcke. Leise saß Ruric ab, führte Feuerstein zu den Bäumen und schlang den Zügel um einen Ast.
Der Krieger suchte sich seinen Weg durch das dichte Gehölz und gelangte schließlich zum Rand einer Lichtung, wo zwei Pferde angebunden waren. Im Dickicht verborgen, sah Ruric voll Staunen zu, wie zwei Halbwüchsige wild aufeinander eindroschen; ihre Kampfstöcke blitzten auf der sonnenbeschienenen Lichtung.
»Elyn!« Die Züge des Jungen waren vor Zorn verzerrt. »Das hast du mit Absicht getan!«
Elyn stand einen Augenblick schwer atmend da. Schweiß lief ihr in Rinnsalen über das Gesicht.
»Laß mich mal sehen.« Ihre Stimme war sanft, als sie ihren Stock beiseite legte und neben ihm im Gras niederkniete, ihr Stirnband abnahm und mit dem Tuch nach seinem Gesicht »Nein!« keuchte Elgor und warf den Kopf zur Seite. Blut lief ihm aus der Nase. »Nein!« rief er nochmals, sprang auf und rannte hin zu seinem Pferd.
Elyn sah ihm nach, stand dann auf und band sich das Haar wieder zurück. Sie bückte sich, nahm seinen
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