DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
nach. Es schien ihm immer klarer zu werden, dass er eigentlich die Instinkte zum Jagen hatte, obwohl blaue Drachen ja angeblich so friedlich waren. Er hatte sich schon einmal gefragt, wovon sie sich denn früher ernährt hätten. Er sah seine Reißzähne vor sich, wie die Jacks Pullover zerschnitten hatten. Sicher kein Pflanzenfresser.
„Da mache ich mir keine Sorgen, du wirst damit umgehen können. Niemand von uns sollte sich Sorgen machen müssen, dass du dich zu einem Monster entwickelst. Mit Sicherheit nicht. Es sei denn, der Herrscher bekommt dich in die Finger. Aber das wissen wir ja nun, stimmt’s?“
Eric nickte geistesabwesend. Dann blieb er wie angewurzelt stehen, ein Gedanke schlug ihn nieder wie ein Hammer.
„Wo ist mein Schwert?“
Seath sah ihn verwundert an. Dann dämmerte es ihr und sie sah gleich wieder angespannt aus.
„Sie müssen es wieder an sich genommen haben. Ich kann es nicht glauben, wir haben es tatsächlich vergessen. Die Großmeister müssen irgendwie einen Weg gefunden haben uns zu beeinflussen, nie hätte ich das Schwert vergessen können, wo ich es doch selber hergeschafft hatte…das ist…“
Seath ging weiter, Eric neben sich. Sie schien ernsthaft getroffen und erschrocken. Eric erinnerte sich an die Besonderheit des Schwertes: Es hatte doch irgendwie etwas mit den Seelen der Gefangenen zu tun, der Herrscher hatte sie darin versteckt oder so. Sie mussten es wiederbeschaffen, da bestand nicht der kleinste Zweifel. Aber dazu müssten sie dann wahrscheinlich in die Welt hinter dem Spiegel eindringen. Und wie das zu tun war, wusste noch keiner. Seath hatte die Waffe ja in dieser Welt gefunden, in den Grotten der Mordhani, die der Herrscher bis hierher hatte ausbreiten können.
„Wir können im Moment nichts tun, gar nichts. Dieses Mal werden sie es sicherlich in ihrer Welt verstecken. Und wir haben immer weniger Zeit, sie studieren die schwarze Magie und werden zunehmend mächtiger. Es bleibt einfach keine Zeit mehr. Ich werde dir das Wissen über alle mir bekannten Kräuter und ihre Eigenschaften in deine Gedanken pflanzen. Bitte verschließe sie nicht, kontrolliere dich. Solltest du sie verschließen, werde ich von vorn beginnen müssen. Schließ die Augen.“
Eric gehorchte, schloss die Augen und konzentrierte sich auf Seaths Gedankenstrom, der plötzlich wie ein Datenkabel in sein Gehirn alle möglichen Bilder und Gefühle von Pflanzen und ihren Wirkungen auf ihn einströmten ließ. Nach ein paar Sekunden war es vorbei. Eric fühlte sich nicht anders. Aber als er seine Gedanken nach der Farbe einer kleinen Blume durchsuchte, die vor seinen Füßen wuchs, erschienen sofort viele Mögliche Pflanzen und der Name "Butterblume" formte sich in seinem Bewusstsein. Also gab es hier auch normale Pflanzen. Seath nickte zufrieden.
„Ach, ich muss dir noch was sagen. Du wirst dich schon sehr bald in ein ausgewachsenes Tier verwandeln, Es ist wie bei Hunden. Die sind auch nach sehr wenigen Jahren Erwachsen. Aber Drachen leben länger, das ist der einzige Unterschied. Also, wenn du dich mal in der Wasseroberfläche des Sees anschauen willst, an dem du deine Gedanken geordnet hast, dann mach das ruhig. Wir werden in etwa einer Woche zurückfliegen, wenn nichts dazwischen kommt. Da wirst du dich bereits deutlich verändert haben.“
Eric machte sich Sorgen. Kontrolle war etwas Unerlässliches und in einem Körper zu stecken, der einem Fremd war und über den man nicht die Kontrolle hatte, war sicher nicht das, was man als ratsam betrachten würde. Seath schüttelte den Kopf.
„Du wirst die selber nicht fremd sein, aber du brauchst viel Kraft um die Übergangszeit zu überstehen. Gerade, weil du noch so ein junger Drache bist. Manche kommen früher in die Pubertät, andere später. Du eben früh, ziemlich. Das ist bei Drachen wie bei Menschen und mit zehn Jahren bist du schon längst ein Jugendlicher. Also benimm dich anständig, nimm dir die Freiheiten, die du brauchst. Du kannst tun was du möchtest, du wirst viel Ruhe brauchen um darüber zu meditieren. Danach ist der Spaß erst mal vorbei, für uns alle.“
Eric sah sie an. So schnell? Naja, er hatte sich schon daran gewöhnt, immer wieder überrascht zu werden. Er war wirklich gespannt, wie er ausgewachsen aussehen würde.
Viele Stunden des Wanderns später kamen sie an einen Fluss, der wie eine Linie vor ihnen auftauchte, sich quer über das Land erstreckte. Das Wasser war sauber, sie hockten sich hin und tranken. Der Fluss
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