DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
weder ihm noch den anderen antun. Aber was hätte er denn gegen die Diener machen können? Er hätte sie alle besiegt, mit dem Schwert. Aber Die Sechs? Er konnte sich nicht vorstellen, dass es nur seine Zweifel gewesen waren, die ihn daran gehindert hatten, sich zu wehren. Er hätte vieles tun können, sicher. Aber was, das konnte er sich selbst nicht erklären. Hinter sich hörte er Seaths gleitende Schritte. Er drehte sich um und lächelte.
„Eric, ich muss unbedingt mit dir reden. Wenn’s geht in Gedanken, die anderen beiden werden es noch früh genug erfahren.“
Eric nickte gespannt und verschloss seine Gedanken für die der anderen beiden. Die waren sowieso mitten in ihrer Unterhaltung.
„Ich mache es kurz, wir sind verraten worden. Es wäre nie möglich gewesen, dass die sechs Großmeister des Herrschers einfach so auftauchen. Sie sind viel zu mächtig, als dass sie ihre Studien unterbrechen und Einzelmorde ausführen würden. Gut, du bist etwas Besonderes, aber sie würden nie riskieren, dass du oder jemand anderes ihnen unbeschadet folgen könnte. Sie mussten dich töten, sie mussten. Auch die Diener waren nicht zufällig hier, sie sind mit der Rüstung ihrer Kolonien beschäftigt, erscheinen nur da, wo sie gerufen werden. Es muss einfach jemand aus unseren Reihen gewesen sein, der sich da eingemischt und uns verraten hat.“
Eric schickte ihr seine Frage unvermittelt.
„Wer?“
„Ich kann es nicht wissen, niemand kann das. In unserer Welt gibt es über 4 Milliarden Menschen, die ganzen anderen Kreaturen nicht dazugerechnet. Du findest, dass der Ewige Wald unendlich erscheint. Aber du hast noch nichts von den Bergen oder diesem Flachland erlebt, ganz zu schweigen von der Wüste. Jeder oder jede Lebende kann es gewesen sein.“
„Aber du bist die Dorfvorsteherin, kann es jemand aus dem Dorf gewesen sein? Ich meine den Gedanken zu folge?“
„Ich habe keinen Verdacht, aber wer immer es sein mag, er muss sich dem Herrscher übergeben haben. Denn sonst wäre es ihm unmöglich mit seinem Gefolge Kontakt aufzunehmen. Versprich mir, dass du jeden deiner Träume, jedes Gefühl der Beobachtung, jeden Sinneseindruck den du nicht zu kennen glaubst, an uns alle weitergibst. Wir können von dir lernen, sie zu erahnen, uns zu schützen. Deine Sinne sind den unseren derart überlegen, dass wir nie imstande wären, so zu leben, wie du. Deine Gefühlswelt, deine Sinneseindrücke; das alles ist keine Illusion, wie manche Träume es sind. Es ist echt. In der Gestalt des Drachen verändert sich deine Physik, das weißt du. Aber Mia und ich wissen im Gegensatz zu dir mehr über diese Welt. Darum darfst du nichts verschweigen, bitte.“
Eric nickte. Er konnte ohne seine Freunde nicht überleben, er wusste wirklich weniger als sie. Aber er würde lernen. Dann fiel ihm ein, dass er bei jeder Verwandlung ein Minimum an mehr Kraft entwickelte, dass es jedes Mal schneller ging. Er sandte Seath diese Tatsache, fragte nach dem Wieso.
„Du bist noch ein sehr junger Drache, genauso wie du in dieser Gestalt ein junger Mensch bist. In Menschenjahren bist du sechzehn, aber wenn du die Gestalt des Drachen annimmst, sind es nur noch ungefähre zehn. Das ist eine Folge des Wechsels in diese Dimension des Lebens, die sich so deutlich von der in der anderen Welt der Neuzeitmenschen abhebt. Du bist entweder ein Mensch, der sich in einen Drachen verwandeln kann oder umgekehrt. Ich glaube letzteres, sonst wärst du als Drache viel älter. Du wirst noch wachsen, wirst dich noch weiterentwickeln. Auch sind deine Intelligenz und die Fähigkeit sie so zu nutzen nicht unbedingt menschlich. Sicher mag es solche Menschen geben. Aber leider nicht viele. Ein weiteres Indiz ist die Tatsache, dass du die Sinne des Drachen auch besitzt, wenn du Mensch bist.“
Eric verfolgte ihre Spekulationen aufmerksam, war sich aber nicht sicher was er davon zu halten hatte. Er fühlte sich selten noch richtig als Mensch, die Gestalt des Drachen kam ihm so viel vertrauter vor.
„Wieso habe ich dann so lange gebraucht, um bewusst meine Fähigkeiten zu entdecken?“
„Weil du als Mensch aufgewachsen bist!“
Er nickte. Dann versuchte er sich vorzustellen, wie er aussehen würde, wenn er ein ausgewachsenes Tier geworden wäre.
„Größer, stärker, schneller, erfahrener. Und wahrscheinlich auch noch schöner und gefährlicher. Darum musst du ja so dringend alle Kräfte deiner Seele beherrschen lernen, um später nicht zu wild zu werden.“
Eric dachte
Weitere Kostenlose Bücher