DrachenKind (German Edition)
dem Anschlag auf die Jugendhütte benutzt hatte. Eine summende Schar Wächter löste sich von den Anderen und kam auf ihn zu. Eric spürte dass sie wieder mächtiger geworden waren. Er konnte bereits die ersten Bilder sehen, verschloss seine Gedanken aber schnell genug um sie abzuwehren. Sie konnten sich ihm nicht nähern, es war zu heiß. Eric flog direkt durch sie hindurch, hörte das Zischen als sie verdampften, er raste genau auf Manou zu. Dieses Mal würde der ihm nicht entkommen. Instinktiv jedoch veränderte er die Richtung. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich an ihm zu rächen. Eric verfluchte seine Gedanken. Sie erschienen ihm mit einem Mal so fremd. Das Blut der Schlange die er gerade gerissen hatte spritzte in dicken Tropfen getrieben vom starken Wind in alle Richtungen, als er scharf kehrt machte und sich nach oben bewegte. Er musste sie irgendwie aufhalten. Und ihm fiel nur eine Lösung ein. Sie war verzweifelt, könnte aber helfen. Er stieg immer höher, spürte die Zeit verrinnen. Nur noch wenige Minuten und sie hätten Milian und sein Rudel erreicht. Wenige Sekunden mehr und auch das letzte der Tiere wäre entkommen.
Manou brüllte seinem Gefolge Anweisungen zu, kam aber nicht gegen die ungezügelte Mordlust an. Jenes kollektive Bewusstsein welches ihnen allen hatte helfen sollen zu jeder Zeit des Kampfes dem übergeordneten Ziel zu dienen, brach langsam auseinander. Chaos machte sich breit. Das Summen, das Tosen des Sturmes, das Donnergrollen des Gewitters, das Knallen der Blitze. Ein unbeschreibliches Spektakel und er hatte geholfen es zu verursachen, er hatte diese Unmengen an Naturgewalt gezähmt und konnte sie kontrollieren. Als er jedoch sah, wie das Untier von Drache einen seiner mächtigsten und wichtigsten Partner zerfetzte, als er erkannte, dass das Tier trotz seiner reinen Seele zu solchen Mitteln fähig war, wurde ihm mulmig zumute. Er schätzte die Macht der Dunkelheit, wusste genau, dass Licht und das, was die Menschen und Tiere Güte oder Liebe nannten, eine Illusion war die dazu diente, den Prozess der Vermehrung fortzusetzen. Aber dass sein ärgster Feind auch die andere Seite der Gefühle kannte, den Hass, machte ihn nachdenklich. Er verstand immer mehr, welche Gefahr ihm drohte, und vor allem den Wert des Tieres in der Gewalt des Herrschers. Er träumte schon davon, eines Tages verkünden zu können, dass er dem Herrscher dabei geholfen hatte, der Welt der Dunkelheit und der Schatten, der wahren Welt, den endgültigen Sieg zu bringen. Als er aus seinen kurzen Träumereien aufschreckte, sah er die flammende Gestalt des Drachen auf sich zukommen. Verdammt, das Vieh war ja noch größer geworden. Erst jetzt, wo es sich näherte, erkannte er die Körpergröße, erinnerte sich an das Tier, welches ihn früher einmal hatte laufen lassen. Es war damals halb so groß gewesen. Und Drachen wuchsen ihr Leben lang, solange sie es wollten. Er schüttelte das Gedankengewirr ab. Doch schon war es passiert, er verlor die vollständige Kontrolle über das Wetter. Als er kurz davor war aufzuschreien weil der Drache ihn hätte töten können, veränderte dieser seine Richtung und stieg senkrecht nach oben, mit einer solchen Geschwindigkeit dass er sich fragte, was der vorhatte. Egal, erst mal war er weg. Manou warf einen Blick auf die Felswand. Sein Mustang schnaubte erregt. Der Geist dieser Tiere war ein Wunder, sie hatten sich vollständig in die Denkweise und das Handeln des Meisters eingefügt.
Eric flog direkt in das Auge des Zyklons der über ihnen kreiste. Ein Blitz krachte zwischen zwei Wolkenmassiven, durchfuhr ihn. Er spürte voller Freude die Spannung, sein Feuer leuchtete kurz blendend hell auf und verbrannte beinahe die Netzhaut all jener Wesen die seiner überraschenden Richtungsänderung mit dem Blick gefolgt waren. Der Druck hier war unbeschreiblich. Die Anziehungskraft dieser Masse, dieser zusammengepressten Materie und des Lichts, das da eingesogen wurde, hätten ihn unter Umständen bereits mehrere hundert Meter tiefer zerquetscht. Aber jetzt geschah gar nichts, seine ungebrochene Konzentration und die gebündelte Macht seiner selbst hielten ihn am Leben. Er war hoch genug. Absolute Schwärze hüllte ihn ein. Die Lautstärke des Wetters stieg an, wuchs ins unerträgliche. Er musste etwas tun. Eric hielt sich in der Luft, kämpfte hartnäckig gegen die mitreißenden Rotationen an, die ihn beinahe ganz mit sich zogen und ihn irgendwo im absoluten Zentrum hätten
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