DrachenKind (German Edition)
gleich. Er kam langsam näher, eine Windböe griff ihm helfend unter die Flügel und ersparte ihm den letzten Flügelschlag. Er landete ein paar wenige Schritte vor dem kleinen, feuerähnlichen Wesen, das sich da durch die Erde fraß. Eric erkannte verblüfft, wie es tatsächlich flüssig und sehr heiß einen schmalen, menschenbreiten Kanal in die Wiese schmolz, in dem sich ein paar Steine glühend wieder abkühlten. Eric spürte das Leben der Kreatur, vernahm sogar Gedanken.
„Geheimnis.“
Das war alles. Im Abstand von ein paar Sekunden hörte er immer wieder das Wort Geheimnis, so als ob sich das Wesen damit anspornte, irgendetwas zu tun. Erics Krallen gruben sich tief in die Erde. Er war unentschlossen, wusste nicht genau, was er tun sollte. Sein Instinkt riet ihm beständig, das Wesen zu vernichten, es einfach aufzufressen. Aber er wollte mehr wissen. Das Zischen des schmelzenden Sandes und der flüchtige, schnell aufsteigende Rauch holten ihn aus seinen Träumereien. Der Kanal, den die Kreatur unabsichtlich schuf, wurde immer länger. Wie eine sehr kurze fette Schlange aus Magma brannte es sich weiter durch den Boden, leise, von allen anderen unbemerkt. Auf den Tempel zu. Eric warf einen Blick auf den Hügel, auf welchem das Dach des Gebäudes zu erkennen war. Geheimnis. Dieses Mal klang es erregter. Und Eric verstand, was gemeint sein könnte. Er stand da, sah dem Wesen zu und dachte an das Geheimnis des Tempels, nach welchem Manou gesucht hatte. Und dieses Ding da sollte es beschaffen. Erics Vorsicht wuchs. Wenn ein einziges dieser kleinen, unscheinbaren Geschöpfe dafür ausreichte, dann war es entweder sehr mächtig, oder das Geheimnis nicht gut versteckt. Letzteres war ich im Moment egal. Er konzentrierte sich und ein fester, brutaler Strom schoss durch den Leib des Wesens. Eric bemerkte, wie ein Krampf durch die Flüssigkeit ging und sie blieb stehen. Er bohrte seine Gedanken hinein, suchte nach denen, die er gehört hatte, fand aber keine. Was war das denn? Keine Gedanken? Sie mussten verschlossen sein, sicher. Er schloss die Augen und rief das Feuer in sich. Es flammte blendend hell vor seinem geistigen Auge auf und mit einem heißen Stoß durchbrach er die verschlossenen Gedanken des Wesens. Er sah nicht viel, nur eines. Eine Kugel, vielleicht aus Glas, und ein blau schimmerndes Licht, das knapp über dem Boden schwebte. Ein Zeitloch. Eric wurde unruhig, ihm war klar was das bedeuten musste. So kamen sie hier her, das war die Art und Weise, wie sie Zugang zu dieser Welt erhielten. In Gedanken verfolgte er den Kanal in der Erde, sah ihn nahe dem Waldrand verschwinden. Eric wandte sich an das Wesen, welches nun wütend zu werden schien.
„Was bist du? Wie kommst du hier her und wer hat dich hergebracht?“
Erst hörte er nichts, doch als er einen Schwall weißbläulichen Feuers auf die Gestalt los ließ, hörte er einen Schmerzensschrei und die Flüssigkeit wurde dünner, schlug Blasen an der Oberfläche und brannte sich nur noch schneller in die Erde, inmitten des schwelenden, glühenden Kraters den das Feuer gerade in die Wiese gebrannt hatte. Doch Eric ließ sie nicht gehen, so nicht.
„Wer bist du und wie kommst du hier her? Wer hat dich hergebracht?“
„Niemand.“
„Was niemand? Wer bist du?“
„Mordhani.“
Eric verstummte sofort, allerdings ließen seine gedanklichen Fesseln zum Bedauern des Wesens keinen Deut nach. Mordhani. Diese kleinen Dinger. Kobolde. Eric hörte einen von Manous Gedanken. Sie seien mittlerweile gut entwickelt. Er drang noch ein Stück tiefer in den geliehenen Geist des Koboldes vor, denn er verspürte das Wissen, welches der Mordhani nicht so recht preisgeben wollte. Er wehrte sich krampfhaft dagegen, Eric in sein tiefstes Inneres blicken zu lassen, dann brach er zusammen. Kurz bevor die Flüssigkeit mit erstaunlicher Geschwindigkeit erstarrte und zu einem Stein wurde, erhaschte Eric einen Blick auf das Gefühl des Verbündeten, welches der Kobold in sich trug. Das Bild war deutlich, aber mit einem wütenden, enttäuschten Knurren stellte Eric fest, dass der Kopf der Gestalt fehlte. Und sie war nicht gerade gut zu erkennen, mitten in der Nacht. Dafür entdeckte er ein blaues Licht, welches hinter der Gestalt in der Luft schwebte. Er sah die vielen Bäume rund herum und erkannte sofort, dass sie sich im Wald befand. Er legte das Bild in seinem Gedächtnis ab, würde es nie preisgeben oder vergessen. Wenn das der Verräter war, wäre es besser, wenn der sich
Weitere Kostenlose Bücher