DrachenKind (German Edition)
eines verletzten, halbtoten Tigers entzog er sich der geistigen Reichweite der Diener und Wächter und krachte durch eine der Türen, von denen schon mehrere Hundert, vielleicht über tausend an ihm vorbei gerast waren. Das Licht der Fackeln beleuchtete ein winziges Areal hinter der Tür, er schlitterte über den blanken, etwas glatten Boden. Die Lichtreflexionen der ringförmigen Wellen, welche sich über die Tür aus Stein zogen und vom Rahmen reflektiert wurden, glätteten sich und verschwanden. Finsternis. Er brach einfach zusammen, bekam beinahe keine Luft mehr. Der Gedanke den er zuletzt gehabt hatte flammte auf. Jack, In Gedanken rief er nach ihm, obwohl ihm klar war, dass er ihn nie erreichen würde. Die Dunkelheit drang durch seine geschlossenen Augen. Wie konnte er nur vergessen. Er vergaß alles, jeden Gedanken, jede Tat. In seinem Kopf war nur Platz für eines. Und das war die Frage nach dem, was noch kommen würde.
Er beruhigte sich langsam. Seine Herzschläge waren zu bemerken, sie pflanzten sich durch den Boden fort. Er richtete sich auf und spürte wie seine Kräfte langsam zurückkehrten. Seine Gedanken begannen sich wieder zu ordnen, unterlagen wieder seiner Kontrolle. Er stand auf und betrachtete angespannt die Dunkelheit um sich herum und die völlige Leere in seinem Kopf. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf das blaue Feuer. Es dauerte einen Moment, dann durchflutete ihn ein starker Hitzestoß und es wurde unvermittelt hell, so blendend hell, dass er nicht mehr sehen konnte als vorher. Er ließ die aufgestaute Energie in sich wirken, gab in seiner Konzentration nach und beließ es bei einem beachtlichen Lichtpegel der es möglich machte genug zu sehen. Er befand sich in einem Raum, riesig, gigantisch und kuppelförmig. Er konnte keine haltenden Säulen oder etwas Ähnliches entdecken. Nur Regale. Sie wölbten sich entlang der Innenseite der Kuppel, trafen sich oben in der Mitte. Eric konnte sich kaum vorstellen, wie viele Informationen, egal in welcher Form, sich darin befinden mochten, in den Millionen kleiner Schubladen. In der Mitte des monströsen Raumes stand eine Schale. Eric sah sie erstaunt an. Etwas regte sich in seinen Gedanken. Er kannte dieses Bild. Er hatte das Gefühl, genau an dieser Stelle schon einmal gestanden zu haben. Plötzlich fiel ihm etwas über der Schale auf. Es sah aus wie eine graue Wolke, die mitten im Raum schwebte. Er ging zu der Schale. „Nur wenn du hinein siehst…“ Er konnte sich nicht erinnern. Doch mit einem Schlag der Erkenntnis kehrte alles zurück, Chire hatte das gesagt, er hatte ihn dazu aufgefordert, das Ende zu sehen. Wie es sein würde. Eric lief zu der Schale. Die scheinbare Wolke darüber war die Zeit. Und er hatte noch nicht gelernt sie richtig zu sehen. Darum konnte er nur eine Wolke erkennen. Gerade, als er einen Blick in die beinahe achtzig Meter im Durchmesser große Schale werfen wollte, erklangen Stimmen. Ja, der Rat, es war so weit. Nicht mehr lange und sie alle wären da, würden sich beraten, nach einer Lösung für die Probleme auf dem Schlachtfeld suchen. Und er stünde mittendrin, wenn er sich nicht versteckte. Eric sah sich kurz um, dann konzentrierte er sich und rannte los, auf ein riesengroßes Portal zu. Es war aus Stein, völlig unmöglich es einfach zu bewegen, doch mit einem energischen Gedanken und einer Handbewegung flog es auf, als ob es nichts wiegen würde. Eric war verwundert. Die Geschwindigkeit und die Beschleunigung, mit der sich das Portal geöffnet hatte, passten nicht zu seinem Gewicht, das konnte er sich denken. Umso heftiger war der Impuls der entstand, als sich die gigantische Masse des Granits so schnell bewegte. Der gesamte Raum wurde erschüttert, die Regale gaben einen klirrenden Laut von sich. Er konnte sehen wie sich am anderen Ende der Schale ringförmige Wellen bildeten: Gleich wären sie hier. Er raste durch das Portal, ließ die Torflügel hinter sich wieder zufallen. Er stand in einem Raum, dunkel, ebenso wie der Vorherige voller Regale. Eric begann zu zittern. Er fühlte etwas, konnte aber nicht bestimmen, was es war. Eine Art Kälte, die ihn überall anzugreifen schien. Die Veränderung, er wollte die Veränderung. Es fiel ihm wieder ein, alles. Der letzte Verrat…Der hatte ihn tatsächlich anfälliger gemacht als sonst etwas, hatte ihn für jegliche gedankliche Angriffe verwundbarer gemacht. Er stand ein paar Schritte hinter dem Tor, bewegte sich nicht, hörte die Stimmen, wie sie
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