DrachenKind (German Edition)
machen. Aber wir vielleicht rausfinden!“
Eric dachte nach. Wenn es funktionierte, wäre schon praktisch. Aber wenn es schief ging und etwas passierte, hätten sie hinterher vielleicht mehr Arbeit als vorher. Er entschied sich zum Abwaschen mit den Händen. Jack schien enttäuscht, aber mit dem Argument, dass er so auf jeden Fall früher ins Bett käme, konnte Eric ihn überzeugen. Außerdem waren es nur rund 50 Teller, viel Besteck und viele Töpfe…In einer Stunde wären sie dann fertig. Plötzlich ging die Schiebetür zur Küche auf, Mia kam herein, mit zwei Einkaufstüten und einem Lächeln im Gesicht.
„Ich sehe, ihr habt euch nicht wie Jan um eure Arbeit gedrückt…Löblich, sehr sogar. Allerdings haben wir nicht viel Zeit, deswegen werde ich euch die Arbeit ein Wenig leichter machen. Macht mal ´nen Schritt zur Seite…“
Sie stellte die Tüten ohne ein weiteres Wort ab, schloss die Augen und das Geschirr begann sich rotierend in dem großen Becken selbst abzuwaschen. Dann nahm sie die Taschen, nickte in Richtung Ausgang und die zwei folgten ihr gespannt. Eric hatte plötzlich ein Gefühl, als würde sich die Spannung im gesamten Gebäude verändern. Er sah sich um, aber selbstverständlich konnte er niemanden sehen. Mias Gedanken waren bei den Kräutern in den Einkaufstüten und sie schien seine Besorgnis nicht zu bemerken. Als sie vor der Tür zu ihrem Büro standen, drehte sich Eric noch einmal um. Und es war ihm wieder, als ob sich etwas bewegte, aber er konnte es nicht sehen. Sie traten in den recht kleinen, quadratischen Raum, in dem Mia eine Menge an Pflanzen anbaute und trocknete. Es roch stark nach Zitrone und Eric fragte sich wieder, wie all diese Mengen hier drin Platz haben konnten. Mia wuchtete die Tüten auf ihren kleinen Schreibtisch und bot ihnen beiden jeweils einen der Klappstühle an, die sie für den Fall eines Besuches immer unter dem Tisch hatte. Jack bekam zwei Kissen, damit er nicht zu tief saß. Dann schob sie die zwei großen Tüten auseinander, so dass sie einander sehen konnten und faltete die Hände. Das alles tat sie mit einer Ruhe und Gelassenheit, die ihrer Sorge im die teure Zeit sehr widersprach. Es wurde still im Raum. Eric sah sich um. Er konnte von den Wänden kaum etwas erkennen, jeder Millimeter war mit irgendwelchen Büscheln bedeckt. Mia sagte keinen Ton, folgte nicht ihren neugierigen Blicken, sah sie nur abwechselnd an.
„Also, was wir nun sollen tun?“, meldete sich Jack verlegen.
„Gar nichts,“ sagte Mia leise, „ich möchte nur erfahren, was heute Nachmittag geschehen ist. Mehr erst mal nicht.“
Eric wandte sich wieder ihr zu. Sie fixierte ihn abschätzend und neugierig.
“Soll ich es alles erzählen?“
“Nein, du kannst mir auch einfach deine Gedanken öffnen, so dass ich darin lesen kann, wenn es dir lieber ist…“
Eric war es lieber. Er hatte keine Lust, noch einmal alles zu erzählen, es war ihm irgendwie immer noch ein wenig unangenehm. Er wusste nicht warum, aber es war so. Er schloss die Augen und stellte sich vor er hätte den gesamten Tag als Videofilm gesehen. Dann spulte er einfach zurück bis an die Stelle, an der Jack ihn dazu gebracht hatte, auf die Suche nach seinem Inneren zu gehen. Er merkte, wie sich Mia alles genau ansah und als er die Augen wieder öffnete, sah sie aus, als hätte sie alles gerade selbst und lebensecht erlebt. Sie starrte ihn an.
„Es ging sehr schnell bei dir. Und Jack, du hast dich auch nicht schlecht gemacht. Aber ihr hättet das nie einfach so tun dürfen, ohne vorher eure Gedanken zu verschließen oder die Stille um ihre Anwesenheit zu bitten.“
„Was?“, fragte Eric.
“Also gut, die erste Lektion. Du kannst dir vielleicht vorstellen, was ich mit Stille meine. Kein Ton, nicht die geringste oder kleinste Schallentstehung. Absolute Stille. Wenn du mit deinen Fähigkeiten versuchst, dir deine Umwelt genau so vorzustellen, dann gehe ich davon aus dass dieses Phänomen auftreten würde. Es würde still, gerade da wo du dich mit deinen Gedanken befindest. Falls ihr noch einmal etwas Derartiges planen solltet, dann berücksichtigt das bitte.“
Sie nickten schweigend. Eric stellte sich vor, wie er Jan zum Schweigen brachte, wenn der wieder eine seiner Aktionen gegen die Kleineren starten würde. Doch Mia unterbrach ihn mit einem scharfen Gedanken:
„Du bist was du bist, um das zu tun, was du nur kannst, wenn du bist, wie du bist. Jan hat nicht das geringste damit zu tun. Er ist jemand, der unter
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