DrachenKind (German Edition)
Lichtkugel entstanden war, sog das Wasser unter ihnen wie ein Staubsauger an. Sie wurden schneller. Eric stellte sich vor, wie er sich selbst mit Mia und Jack auf dem Rücken herbei fliegen sah, vom Strand aus, der jetzt nur noch wenige Minuten entfernt war. Er konnte nur einen blauen, einen Schweif hinter sich herziehenden Punkt erkennen, der wie ein Komet aussah. Er wurde noch schneller, die Umgebung verschwamm langsam, sie hatten die Nebelwand durchbrochen. Da sah er das Land, die Küste. Und einen Unendlichen Wald. Nach kurzer Zeit konnte er kaum noch etwas erkennen und er öffnete wieder die Augen. Es sah aus als ob er auf eine mit Ölfarbe gemalte Landschaft hinabblicken würde, über die jemand einen nassen Lappen gezogen hätte. So verschwommen, dass er gerade noch die verschiedenen Bäume erkannte. In Mias Gedanken sah er nichts weiter als einen Einfarbigen Untergrund und Jack sah gar nichts mehr. Er konnte nichts mehr erkennen, dazu waren seine Augen zu langsam. Eric stellte sich die Karte vor und bemerkte, dass der Punkt jetzt über dem Kreuz schwebte. Er strengte seine Sinne an und entdeckte eine riesige Lichtung, in deren Mitte sich große Felder, Plantagen und hunderte Hütten oder Häuser befanden. Er schoss wie eine Rakete nach oben, bis sie sich senkrecht über dem Dorf befanden und es immer kleiner wurde. Dann wendete er und Mia begann zu schreien. Sie konnte Erics Gedanken wieder nicht lesen und befürchtete schon dass er sich umbringen wollte. Der Boden kam so schnell näher dass für ihren Verstand keine Zeit für eine Warnung blieb. Eric jedoch wusste, was er tat. Die Dämmerung ließ ihn zwischen den dunklen Wolken durch die sie jetzt hindurch knallten wie einen Meteor aussehen. Einen Kilometer über dem Boden stellte er seine Flügelschläge ein und drehte sich so dass die Füße nach unten zeigten. Die Flügel wie Bremsschirme an einem Spaceshuttle gespreizt, bremste er so stark dass Mia und Jack, ohne die schützende Hülle aus Licht, sicher über die scharfen Zacken auf seinem Rücken hinüber und in die Tiefe gerutscht wären. Eric war immer noch zu schnell und er schloss die Augen. Noch zwei Sekunden. Er rief den Wind in sich wach, befahl ihm einen Aufwind zu bilden. Eine Sekunde später schlug ihnen ein Sturm entgegen der sie anhielt und dann verschwand. Sanft und leichtfüßig wie eine Katze landete Eric auf den Hinterbeinen und fing den Rest an Schwerkraft mit ein paar schnellen Schritten auf. Dann forderte er von Mia und Jack, abzusteigen. Die ließen sich das nicht zweimal sagen, im Nu waren sie unten. Jack fiel auf die Knie und erbrach sich mitten auf dem großen Kornfeld, Mia taumelte mit den Decken und Sätteln im Arm herum und versuchte ihre Beine und ihren Magen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Beide waren geschockt und kurz vor dem Zusammenbruch. Eric stieß sich wieder vom Boden ab und machte sich auf den Weg irgendwohin, wo er in Ruhe nachdenken konnte.
Kapitel 14
Die Gedanken überschlugen sich. Seine sonstige Gelassenheit und Ruhe war wie vergessen. Der Traum ließ ihn nicht los, er hätte ihn beenden können, oder ihn einfach verdrängen können. Aber er tat es nicht. Die Schuldgefühle einfach zu vergessen hielt er nicht für richtig. Er achtete schon gar nicht mehr auf die abwechslungslose, wunderschöne grüne Pflanzenwelt unter sich. Er kam sich vor wie ein Tourist, der über dem Urwald schwebte. Der Tourist saugte die verzaubernden Bilder in sich auf, konnte sich aber doch nicht daran erfreuen. Ständig hatte er Manou vor sich, der ihn verachtend angrinste. An seinem linken Arm sah man unter dem Ärmel des langen, schwarzen Mantels ein Stück von einer Narbe auf dem Handrücken. Eric erinnerte sich mit Genugtuung an seinen Angriff mit der Schwanzspitze. Er hatte Manou eine tiefe, schwere Verletzung zugefügt. Aber es reichte ihm nicht. Er wünschte sich mehr. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, wirklich zu wissen was das Wort Hass bedeutete. Niemand, der es täglich aussprach, hatte eine Ahnung davon, was es bedeutete. Es war eine Belastung, ein zerreißendes Gefühl. Etwas das alles und jeden verändern konnte. Eric sah unter sich eine Bergspitze aufragen, die nicht von Wald bedeckt war. So hoch, dass er den Schnee darauf gerade noch erkannte. Die grüne Natur umringte den Berg. Sie schloss ihn ein, hielt ihn für immer dort fest. Eric ließ sich treiben, sank langsam auf den Berg zu und suchte nach einer Sitzgelegenheit. Er fand eine lange
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