DrachenKind (German Edition)
Augen. Die Kraft des Wassers brachte ihn leicht zum Schwanken. Dann konzentrierte er sich auf eine Flutwelle, die er mal im Fernsehen gesehen hatte. Er stellte sich ein Seebeben vor, einen Kilometer vor dieser Küste. Unvermittelt und wuchtig krachte es weit hinter ihnen, irgendwo unter der Meeresoberfläche. Der Donner war als dumpfes Grollen zu hören. Eric stellte sich die heran rollende Flutwelle als sehr klein vor, gerade so groß, dass sie den Strand überrollen könnte. Dann, im letzten Moment, stieß er sich ab und rauschte nach oben. Sie sahen unter sich eine riesige Welle direkt über den vielen, tiefen Fußabdrücken brechen, und schon waren die drei langen Linien von Spuren im Sand verschwunden. Das Wasser floss unbeeindruckt zurück, Mia klatschte.
„Ja, nicht schlecht…Aber etwas kleiner hätte auch gereicht! Ich dachte schon, du willst den ganzen Landstreifen absaufen lassen…“
Mit einem zufriedenen Seufzer ließ sie sich in die kurze Lehne ihres Sattels zurückfallen und stellte sich eine Landkarte vor. Eric sah sie einen roten Strich zeichnen und dann einen Roten Punkt und ein Kreuz. Dann fragte sie ihn in Gedanken:
„Hast du dir das Bild gemerkt?“
„Ja, hab ich…war nicht schwer!“
„Der rote Punkt, das sind wir, und das Kreuz ist unser Ziel…Also los, du bestimmst das Tempo, aber ich denke, dass du keine Lust zum schleichen hast. Wir werden unterwegs vielleicht auf ein Paar Schiffe treffen…falls du ein wenig üben willst, dann lösche die Erinnerungen an uns aus den Gedächtnissen der Reisenden! Die werden den Anblick so oder so nicht vertragen…“
Eric nickte und er sah sich Jacks Gedanken an. Der schlief wieder. Schräg rechts neben ihnen, weit am Horizont, glitzerten die Ersten purpurnen Sonnenstrahlen auf dem Meer. Eric spürte das Magnetfeld der Erde. Er wunderte sich schon wieder, wo er dieses Bewusstsein hergenommen hatte. Die Lösung war einfach. Er hatte es immer besessen, aber er hatte es nie benutzt. Die Magnetfelder leiteten ihn so sensibel, dass er mit geschlossenen Augen hätte fliegen können. Vielleicht tat er das ja sogar. Er wusste, dass zum Beispiel Delfine immer nur mit einer Hälfte ihres Gehirns schliefen, um mit Hilfe der anderen immer wieder an die Oberfläche zu schwimmen und Luft zu holen. Vielleicht klappte das ja auch bei ihm? Er dachte so fest er konnte an das Bild seines Geistes. Dann stellte er sich sein Gehirn vor und bei dem unförmigen Klumpen, er brachte keine Bessere Vorstellung zu Stande, lachte er. Dann schloss er die Augen und stellte sich eine Schalttafel vor, mit zwei Schaltern. Der eine stand für die rechte, der andere für die linke Hälfte. Beide symbolisierten die Aktivität jener Hälften. Nach kurzer Überlegung legte er den linken Schalter kurzentschlossen um. Seine Gedanken entspannten sich, in Seinem Kopf halbierten sich fast alle Gedanken. Nur die Aufmerksamkeit auf das Fliegen blieb übrig. Wohltuender Halbschlaf stellte sich ein und das Bild von Mia erschien in seinem Bewusstsein.
„Gute Idee, schön, dass du eine Lösung gefunden hast…Gute Nacht, ich werde auch schlafen!“
Kapitel 12
Manou und seine Krieger huschten durch den Wald. Kein Ast bewegte sich unter ihren Füßen, kein Vogel rührte sich. Der Himmel war schon lange nicht mehr hell, obwohl es gerade erst Nachmittag war. Der Herrscher war wirklich mächtig…
Der Teil des Ewigen Waldes war unbeschreiblich groß, er erstreckte sich über mehrere tausend Meilen in jede Richtung. Dann kämen andere Teile des Waldes. Hier lebten jedoch die Menschen und Tiere, nur hier hatten sie sich noch nicht ergeben. Doch das würde sich bald ändern, mit Sicherheit. Manou würde schon dafür sorgen. Terror konnte das niemand nennen, immerhin war es für die gute Seite, für das wahre Recht. Die Gestalten hinter ihm unterhielten sich leise mit einander, freuten sich auf den nächsten Anschlag. Nicht mehr als eine halbe Minute noch, dann würden sie in Malaan ankommen, eines der größten Dörfer in diesem gottverlassenen Nest. Dann war es soweit. Der lange Wanderstab in seinen Händen machte ihn gefährlich. Er fühlte sich groß, stark, unbesiegbar. Er war schon gar kein richtiger Mensch mehr, in den letzten Tagen hatte sich vieles zu seinen Gunsten verändert. Was waren schon die Regeln? Niemand hielt Manou, den treuesten Diener der Sechs, einfach so auf…Niemand. Die Lichtung erschien im Dämmerlicht. Es waren kaum noch Laute zu vernehmen, die jämmerlichen Menschen mussten
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