DrachenKind (German Edition)
machte drei Schritte auf den Diener zu, verbeugte sich und wartete. Der verbeugte sich auch.
„Verschwinden nützt nichts“, flüsterte Eric. Dann holte er aus, duckte sich gleich und jagte seinem Widersacher das Schwert durch die Stelle, an der er den Bauch vermutete. Über ihm zitterte die Klinge des Anderen der ihn getroffen hätte wenn er sich nicht gleich in der Drehung geduckt hätte. So ein kurzer Kampf. Dann geschah das, was er in seinem Traum gesehen hatte. Die Wolken wurden schlagartig dichter, es wurde kühl, dunkler. Die Umstehenden sahen kurz zum Himmel, dann fixierten sie wieder ihn. Was sollte er denn tun? Er sah zu Mia und Jack hinüber, die unverändert neben Seath auf dem Boden lagen. Eric sah die Diener des Herrschers an und dachte an Jack. Was wenn sie auf den Gedanken kamen, ihn oder die anderen beiden zu bedrohen um zu gewinnen? Eric stürzte auf einen der Umstehenden zu und hob das Schwert. Der Rest kam auf ihn zu gelaufen und im Nu war er in einen Kampf verwickelt, der nicht so kurz war wie die ersten zwei. Die Diener schienen gut kämpfen zu können. Eric rotierte wie ein Kreisel um sich selbst um die Hiebe und Stiche von allen Seiten abwehren zu können. Er wurde ein paar Mal fast getroffen, wich aber aus und keilte sich mit Tritten und Schlägen zwischen der Masse hindurch. Sie hatten kein System in ihrer Technik, sie schlugen fast alle gleichzeitig. Auch wenn sie kämpfen konnten, mitten im Getümmel war Eric nur für maximal zwei erreichbar. Mit einem Wutschrei und einer Drehung zog er das Schwert durch drei der Diener hindurch, die versuchten, um ihn herum eine feste Barriere zu bilden. Sie knickten ein und der widerliche nach Fäulnis stinkende Qualm stieg Eric in die Nase, vermischte sich beißend mit dem unglaublichen Duft der Kräuterwiesen. Noch vier. Jetzt bekam er Probleme, als eine der Gestalten sich aus dem Getümmel zurückzog um den anderen mehr Bewegungsfreiraum zu bieten. Eric betete dass seine drei Freunde aufwachen mochten und ihm zur Hilfe kamen. Aber ihre Gedanken trieben wie eine Nussschale auf dem Ozean ziellos durch ihr Unterbewusstsein. Eric machte einen hohen Sprung um dem tiefen Schwerthieb seines Gegenübers zu entkommen. Er schlug mit aller Kraft zu und sein Schwert durchtrennte die Klinge des Anderen, der den Gegenangriff zu blocken versuchte, mitsamt dem Oberkörper des Dieners. Als Eric wieder auf dem Boden aufkam, hatten sich die anderen beiden ein paar Schritte von ihm entfernt hingestellt und begutachteten ihn. Warum? Eric schärfte seine Sinne. Gerade noch rechtzeitig um den Armbrustpfeil wie in Zeitlupe auf sich zu zischen zu hören und ihn in einer Drehung mit der Hand auffangen zu können. Warum war er nicht einfach ausgewichen? Sein Inneres lieferte die Antwort als der merkwürdige Geruch der Flüssigkeit, welche an der Pfeilspitze klebte, ihm auffiel. Gift. Jetzt wusste er, selbst ein Streifschuss wäre vermutlich tödlich. Er ließ den Pfeil fallen, öffnete die Augen. Sechs hohe, schwarz gekleidete Gestalten standen bei Mia und Jack, Seath lag hinter ihnen. Sie alle hatten Armbrüste in den Händen. Eric stöhnte erschlagen als er erkannte, dass sein Traum keine Warnung sondern ein reiner Blick in die Zukunft gewesen war. Er hatte nichts, was er ihnen entgegensetzen konnte. Gar nichts. Wenn er sich verwandeln wollte, würden sie schießen. Sofort. In ihren Gedanken las er nur Hass, Macht und Grausamkeit. Dann hörte er einen der Mittleren sagen:
„Tötet die Wächter, sie versagten an dem Tag an dem sie hätten siegen müssen.“
Zwei Pfeile schossen an Eric vorbei und das Rauschen des dunklen Qualmes wurde gleich doppelt vernehmbar. Eric sah Jack an. Einer der Großmeister lachte. Ihre Stimmen klangen alle gleich, leise und doch deutlich, zischend und heiser. Sie hatten so wenig Menschliches mehr an sich dass Eric sich fragte, was sie waren.
„Du…“
Das erste was sie zu ihm sagten. Eric zog die Augenbrauen hoch.
„Wie jetzt?“
Er fühlte sich noch immer ruhig und sicher. Seine Seele verlangte nach der Verwandlung, der einzigen Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Oder der einzigen Möglichkeit, ihn als Drachen zu fangen. Eric dachte nach. Wenn er jetzt die Wahl hatte, dann würde er eher sterben als willenlos die gesamte Menschheit auszulöschen. Die sechs glitten auf ihn zu, langsam aber stetig. Eric musste etwas tun. Er war der Verzweiflung nahe. Wenn er sie dazu brachte, ihm zu folgen, dann hätten Mia, Jack und Seath noch eine zweite
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