DrachenKind (German Edition)
einfach zu beherrschen, aber sie sind machtlos gegen ihn. Sie hätten entgegen aller Naturgesetze allesamt zusammenarbeiten müssen, aber das ist unmöglich gewesen…damals. Er wusste es und hat so nach und nach jedem einzelnen den Willen zum Leben genommen, durch simples Einsperren oder auch durch Folter. Sie sind wie die Trolle geworden, mit dem Unterschied dass sie immer reinen Herzens gewesen sind, alle. Kein Tier tötet aus Vergnügen, niemals nur um zu besitzen. Wenn ein Tiger einen Menschen angreift, dann weil er Hunger hat oder weil er schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht hat oder sein Revier verteidigt. Aber sicher nicht weil er das lustig findet. Sie zerbrachen schnell an der Grausamkeit, die ihren Artgenossen widerfuhr. Nur sehr wenige sind noch übrig, verstecken sich, halten zusammen. Sie werden versuchen, den Herrscher zu bekämpfen. Aber sie wollen das ohne die Menschen tun und dann sind sie verloren, mit Sicherheit. Niemand kann es sich in dieser Zeit leisten aus Ehre oder Rache zu handeln, oder sich wie sie zu weigern, ihre Kräfte zu vereinen. Wir werden noch einmal mit ihnen sprechen müssen, fürchte ich.“
Sie verstummte und Eric sah in ihren Gedanken die kleinen hässlichen Mordhani irgendwo in einer unterirdischen Höhle stehen und auf einem Amboss Waffen schmieden, die von den wachenden Augen einiger Trolle gestapelt und auf schweren Wagen in einen glühenden Tunnel gefahren wurden.
Eric konzentrierte sich auf die Richtung in die sie nun schon seit über vier Stunden flogen. Er sah die Karte vor sich, hatte wieder einen Roten Punkt und ein rotes Kreuz geschaffen. Der Punkt war dem Kreuz schon recht nahe. Eric schätzte noch eine halbe Stunde bis zu ihrer Ankunft. Weit vor ihnen war ein Berg zu sehen, der fast bis zur Spitze mit Bäumen bewachsen zu sein schien. Eric fragte:
„Darf ich vielleicht mal schneller fliegen? Ich möchte gerne früher da sein, einfach so…“
„Gut, wenn du meinst…Aber denk dran, wir sitzen hier nicht gerade ungefährlich! Wäre nett, wenn du uns nicht vergisst!“, sagte Mia.
Eric beschleunigte langsam. Er hatte das Gefühl unbedingt etwas früher da sein zu müssen, einfach so eben. Vielleicht würden sie so etwas erleben, was sonst nicht der Fall wäre. Vielleicht kämen sie so eben rechtzeitig. Sie flogen sehr schnell, am Fuße des Berges konnten sie eine große, mit bunten Punkten gespickte Fläche erkennen.
„Da, das sind die Kräuterwiesen! Endlich…Eric, du kannst direkt da auf der Lichtung landen, den Rest gehen wir zu Fuß!“
Eric sah Seath in Gedanken auf eine kleine Lichtung direkt unter ihnen zeigen. Er kreiste über ihr und in Spiralen sanken sie nach unten. Seine Flügel streiften die Blätter der Baumkronen und ihre Luftstöße fegten das Laub auf dem Boden wie ein unsichtbarer Riesenbesen nach allen Seiten. Als sie mit einem sanften Ruck landeten, schnüffelte Eric konzentriert. Die Wiesen verbreiteten einen ungewöhnlichen Geruch; süßlich, säuerlich, salzig wie das Meer und duftend wie Lavendel. Der Sinneseindruck zog wie Wasserdampf kurz durch seinen Kopf, er prägte ihn sich ein. Als die drei abgestiegen waren verwandelte er sich zurück. Der Hitzestoß raschelte kurz in den Blättern, dann wurde es still. Nur ein paar Vögel und Insekten waren zu hören.
„Bitte verschließt eure Gedanken für alles, was jetzt nicht wichtig ist. Hier können überall Dinge sein, die uns schaden, wenn wir zu laut denken. Ich meine die Spione, die der Herrscher ausgesandt hat. Wir wissen ja nicht, wie weit sie schon in unsere Welt vorgedrungen sind. Eric, ich habe eine Scheide für dein Schwert anfertigen lassen, du kannst es dir um die Schultern hängen, sodass es wie ein Rucksack auf dem Rücken hängt. So kommst du schnell ran und es stört nicht beim Gehen.“
Seath nahm das Schwert aus dem Bündel das sie bei sich trug und reichte es ihm. Der Gurt war aus Leder, die Scheide aus Eichenholz. Sie war indigoblau gefärbt und lackiert. Ein langer, silberner Drache, derselbe wie in der Klinge, war auf beiden Seiten eingraviert. Eric freute sich über das Geschenk. Es sah gut aus und er hatte auch schon daran gedacht, nach einer Scheide zu fragen, da er den Kasten nicht immer herumtragen wollte.
„Danke…“, sagte er leise, ein wenig verlegen. Seath nickte und zeigte an ihm vorbei.
„Da lang, wir sind vielleicht noch fünf Minuten von den Wiesen entfernt.“
Sie gingen in einer Reihe, Mia und Seath vorn, Jack und Eric hinten. Sie sahen kaum
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