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Drachenkinder

Drachenkinder

Titel: Drachenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Brücke nach Katachel Arab.
    Zum ersten Mal war ich in Afghanistan ohne Begleitschutz! Das war lebensgefährlich, aber im Moment war mir das egal. Ich floh in mein kleines Zimmer, schloss mich darin ein und sank zu Boden: Dadgul, mein Ziehsohn, der mir sein Leben verdankte, der mich Mama nannte und für den ich mein letztes Hemd gegeben hatte – dieser Dadgul war nun mein größter Feind geworden. Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Dadgul war die Macht zu Kopf gestiegen. Wieso war ich nur so dumm gewesen, sie nicht von Anfang an auf mehrere zu verteilen? Ich schluchzte hemmungslos.

40
    Nach einer Stunde hörte ich draußen auf der Terrasse Stimmen. Ich rappelte mich auf, schlich zum Fenster und spähte hinaus. Es war Anwars Freund Hamidullah, der mit Assad sprach. Assad war zu Fuß hinter mir hergerannt, um mich zu beschützen, und hatte sich nicht in meine Privatgemächer getraut.
    » Ade Sheni Hagei! Wir sind’s, deine Freunde!«
    »Kommt rein!«
    Zitternd öffnete ich die Tür. »Habt ihr was von Anwar gehört?«
    »Dadgul sagt, er sei mit dem Geld nach Pakistan gegangen.«
    Ich ballte die Fäuste und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nie und nimmer!«
    » Ade Sheni Hagei! « Assad schüttelte leicht meinen Arm. »Vor Dadguls Hof stehen immer noch die Witwen und Waisen! Sie warten schon den ganzen Tag! Wollen wir nicht mit der Geldverteilung weitermachen?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf. Ich hatte kein Geld mehr zu verteilen. Außerdem …
    »Nein, Assad. In Dadguls Hof kriegen mich keine zehn Pferde mehr! Und bevor Anwar nicht zurück ist, können wir gar nichts tun!«
    Mir kamen schon wieder die Tränen. »Bitte bleibt hier, ich bin in meinem Zimmer!«
    Wieder saß ich schluchzend auf dem Fußboden. Immerhin waren zwei meiner treuesten Freunde wieder da. Aber wo war Anwar? War er wirklich mit meinem Geld nach Pakistan abgehauen? Rettete hier jeder nur seinen eigenen Arsch? Hatte ich den Menschen hier nicht jahrelang etwas anderes vorgelebt?
    Plötzlich flogen Steinchen gegen das Fenster. »Mama!«
    Dadgul! Dass er es wagte! Mit klopfendem Herzen trat ich hinter die Gardine. »Was willst du?«
    »Komm wieder zurück, Mama! Du kannst nicht mehr hierbleiben, jetzt wo Anwar weg ist!«
    Ah! Trick siebzehn! Anwar war weg, damit ich keinen offiziellen Mann mehr an meiner Seite hatte. Dadgul, du bist hinterhältig!
    »Ich bleibe! Schließlich habe ich Hamidullah und Assad!«
    »Das geht nicht, du machst mir Schande! Du musst einen von ihnen entweder heiraten oder adoptieren!«
    »Haha, Dadgul. Sehr witzig!«
    »Komm, Mama, lass uns wieder gut sein!«
    »Spinnst du, Dadgul? Du hast mich bedroht!«
    »Was blieb mir denn anderes übrig? Du wolltest ja nicht auf mich hören. Du ahnst ja nicht, wie mich dein Auszug zum Gespött der Leute gemacht hat.«
    »Ich habe die Ältesten nicht lachen hören. Im Gegenteil, sie haben für mich Partei ergriffen.«
    »Mama! So sei doch vernünftig! Ich hab hier bis jetzt immer alles im Griff gehabt. Deine Entscheidung raubt mir jede Autorität!«
    »Das ist mir so was von wurscht, Dadgul.« Ich lachte verächtlich. »Hau ab, ich will dich nicht mehr sehen!« Damit knallte ich das Fenster zu.
    Dadgul fuhr fluchend davon.
    Wenig später erschien Sabet, der Nachbar, dessen kleinwüchsigen Sohn ich mit Anissa hatte verkuppeln sollen. Ausgerechnet DEN hatte mir der feige Dadgul nun geschickt?!
    Ich stieß ein bitteres Lachen aus. Stolz gibt’s an der Abendkasse, was, Dadgul!?, dachte ich. Du schämst dich wohl für gar nichts mehr.
    Auch Sabet konnte mich nicht erweichen. »Tut mir leid. Ich bin nicht Kandigol und erteile dir nur ungern eine Abfuhr. Aber diesmal lautet auch meine Antwort: Nein.« Sabet zockelte wieder auf seinem Esel davon.
    Schließlich kam auch noch Khaista Khan, Dadguls Cousin, mit seinem Auto vorgefahren. Einladend öffnete er die Beifahrertür. » Ade Sheni Hagei! Los! Spring über deinen Schatten! Dadgul tut es aufrichtig leid! Er hat erst gar nicht begriffen, wie er in der Öffentlichkeit dasteht, wenn du zu einem solchen Jüngelchen ziehst. Er hat sogar ein Versöhnungsessen für dich gekocht, lässt er ausrichten!«
    »Dadgul kann mich mal!«
    Obwohl ich es vor Hunger kaum noch aushielt – mehr als das Schlückchen Saft bei Anwars Eltern hatte ich heute nicht zu mir genommen – blieb ich stur. Aber wenn ich ehrlich war, wollte ich nur noch nach Hause.
    Abends um elf klingelte mein Handy. Anwar! Mein Herz raste. Endlich!
    Er stehe

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