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Drachenkinder

Drachenkinder

Titel: Drachenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wendeten draußen mehrere Autos und sausten in Richtung Brücke.
    »Moment, Dadgul! Ich habe gesagt, nur während des Drehs …«
    »Mama, schau! Das Essen ist fertig!«
    Anissa, Dadguls Augenstern kam strahlend mit einer köstlich aussehenden Platte aus dem Haus, die liebevoll mit bunten Papierservietten dekoriert worden war. Es duftete verführerisch. Endlich mal kein Palau.
    »Hm«, entfuhr es mir. »Das sieht aber lecker aus! – Richtig krosse Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Ei, so wie ich sie zu Hause immer koche! Sogar an das Paprikapulver habt ihr gedacht!«
    »Wir haben uns genau an dein Rezept gehalten, Mama. Palwasha hat gekocht, ich habe nur gewürzt.«
    Beide strahlten mich an.
    »Guten Appetit, Mama. Lang kräftig zu.«
    »Wie? Und ihr?«
    »Wir haben schon gegessen.«
    »Palau«, nickte Anissa. »Wie immer.«
    »Ja, wie jetzt … Soll ich mit den Fingern essen?«
    »Oh, entschuldige Mama, wo bleiben meine Manieren!« Anissa eilte wieder ins Haus und brachte mir einen Plastikteller mit einer Gabel.
    Dadgul zeigte aufmunternd mit dem Kinn auf die Platte. »Nun probier doch wenigstens!«
    Irgendwie beschlich mich ein merkwürdiges Gefühl. Wieso aßen sie nicht mit? Wieso war kein anderer Gast da?
    »Mama! Vertraust du uns etwa nicht?«
    Ich sah ihn nur misstrauisch an.
    »Mama, ich habe mich entschuldigt«, begehrte Dadgul auf, und er klang aufrichtig verletzt. »Wir haben das Kriegsbeil begraben. Willst du meine Ehre verletzen?«
    »Nein, ist ja gut …« Ich nahm eine Kartoffelscheibe von dem Riesenberg und steckte sie mir vorsichtig in den Mund. »Hm. Nicht schlecht.« Ich kaute.
    »Nicht schlecht, sagst du, Mama? Probier die hier aus der Mitte! Die sind so scharf gewürzt, wie du sie magst!«
    Ich nahm noch eine Kartoffelscheibe mit extra viel Paprikapulver. »Hm. Sehr … ähm … pikant.« Ein merkwürdiger Nachgeschmack machte sich breit. Das lag sicher an dem komischen Gewürz.
    »Nimm noch mehr!«
    »Nee, Kinder, lasst mal. Ich kann nicht mehr.«
    Obwohl beide eine beleidigte Miene aufsetzten und mir immer wieder den Teller hinschoben, war mir der Appetit vergangen. Meinen Höflichkeitsbissen hatte ich gegessen.
    Anissa nahm die Platte und ging enttäuscht zum Familienhaus.
    Inzwischen kamen meine Männer wieder mit Bett, Schrank, Stuhl und Schreibtisch an.
    »Kann ich noch irgendetwas für dich tun, Mama?« Dadgul erhob sich. »Eine Decke vielleicht?«
    »Nein, danke, Dadgul. Ich bleibe einfach noch ein bisschen hier sitzen.« Irgendwie fühlte ich mich plötzlich völlig erschöpft. Wenn man erst mal sitzt …, dachte ich. Will man nie wieder aufstehen. Ich trank aus meiner Wasserflasche und ließ die turbulenten letzten Tage Revue passieren. Mensch, war ich auf einmal müde. Ich will nur noch schlafen!, dachte ich. Morgen ist auch noch ein Tag.
    Irgendwo bellte ein Hund. Dann wurde alles ganz still. Meine Freunde waren weg.
    Irgendwie war mir seltsam zumute. Ein unerträglicher Druck lag mir auf den Schläfen, dabei hatte ich sonst nie Kopfschmerzen. Verwirrt fasste ich mir an die Stirn. Kalter Schweiß stand darauf.
    Ja, der Abendwind war kühler als gedacht. Am besten, ich ging hinein.
    In Dadguls Familienhaus wurden die Lichter ausgemacht.
    Na gut, dachte ich, erhob mich und kehrte in mein altes Bürohaus zurück. Dann wollen wir uns mal hinlegen. War wohl doch alles ein bisschen viel für mich.
    Ich duschte, und kaum lag ich in meinem Schlafsack, rumorte es plötzlich in meinem Magen. Ich bekam wahnsinnigen Durst und lechzte nach Wasser wie ein Kamel, das eine ganze Wüste durchquert hat. Aus dem Hahn wollte ich nicht trinken, also suchte ich nach einer Wasserflasche. In dem Moment bekam ich furchtbare Magenkrämpfe, ich würgte, sah Sternchen, und mein Kopf wollte schier zerspringen. Ich stürzte zur Kloschüssel, um mich zu übergeben. Ein grünlicher Schwall ergoss sich aus meinem Mund.
    »Dadgul«, wimmerte ich, »hilf mir, mir ist schlecht!« Das letzte Wort wurde von der nächsten Übelkeitsattacke verschluckt. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, gleichzeitig hatte ich Durchfall. Das war etwas anderes als Reiseübelkeit. Das war wie Hölle.
    »Dadgul«, röchelte ich, während ich mich auf den Badezimerfliesen krümmte. »Ich sterbe!« Doch Dadgul hörte mich nicht. Ich wimmerte, würgte und keuchte, lag in meinen eigenen Exkrementen. Ein unsäglicher Schwindel erfasste mich, die Wände schienen näher zu kommen und sich dann wieder zu entfernen. Wann hörte das endlich

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