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Drachenkinder

Drachenkinder

Titel: Drachenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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keine Putzfrau!«
    »Was soll der Blödsinn!« Verärgert fuhr ich mit dem Finger über die Bücherregale, in denen die Aktenordner mit den Quittungen vor sich hin staubten. »Deine gnädige Frau Kandigol hat fünf Angestellte! Die können hier ruhig auch mal durchfeudeln!«
    »Pah!« Dadgul schüttelte den Kopf. »Meine Frau ist die Frau des Kommandanten. Ihre Angestellten braucht sie für sich selbst.«
    »Dadgul, du hast doch wohl ’nen Knall! Was ist bloß aus dir geworden.« Wütend schob ich ihn zur Seite, schnappte mir einen Eimer, lief energisch zum Brunnen und holte mir einen Wischlappen.
    »Dann mach ich es eben selbst!«
    Auf Knien wischte ich das Büro, das angrenzende Wohnzimmer und mein Schlafzimmer gleich mit, wobei ich qualmte vor Wut. Seit Monaten war hier nicht mehr sauber gemacht worden. Dicke Staubflocken wirbelten unter dem Bett hervor. Hier herrschte buchstäblich dicke Luft. So sah also die Achtung der Familie Dadguls vor mir aus. Wer war ich überhaupt? Eine lästige Deutsche, die gerade noch geduldet wurde?
    Dadgul lehnte immer noch im Türrahmen, die Hände in den Hosentaschen. Ich putzte um seine Füße herum. Am liebsten wäre ich auf ihn losgegangen.
    »Du, Mama, ich müsste da was mit dir besprechen.«
    Aha, Mama: der Ton wieder. Ich blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah abwartend zu ihm auf. »Will wieder einer von deinen einflussreichen Freunden einen Flachbildfernseher, oder darf es gleich ein iPhone sein?«
    Dadgul druckste herum. »Es geht um Anissa. Deine Tochter.«
    Ach so. Aha. MEINE Tochter …
    »Du musst ihr für die Zukunft helfen.«
    »Ach. Muss ich das.« Ich nahm den Eimer mit Dreckwasser und kippte ihn schwungvoll aus dem Fenster. Am liebsten hätte ich ihn Dadgul ins Gesicht geschüttet.
    »Pass auf, Mama. Die Sache ist die.« Dadgul ließ sich auf meiner Besuchercouch nieder und knetete seine Hände. »Kandigol will sie nach Kunduz verheiraten, da hat sie eine reiche Partie ausgeguckt. Aber ich will das nicht! Anissa ist meine Lieblingstochter!«
    Na klar ist das deine Lieblingstochter!, dachte ich. Ich hab ja auch was aus ihr gemacht. Trotzdem kommt sie nicht auf die Idee, mal durch mein Zimmer zu wischen.
    »Was macht die eigentlich den ganzen Tag? Im Hof sitzen und schön sein?«
    »Sie soll in Katachel bleiben!«, forderte Dadgul. »Sie ist mein Augenstern.«
    »Weißt du, in letzter Zeit war Anissa nicht gerade freundlich zu mir.« Ich wrang den Lappen aus, bis kein Tropfen mehr darin war.
    »Nein, bitte, Mama. Sie ist auch DEINE Tochter! DU musst sie verheiraten!«
    »Und mit wem, bitte schön?« Ich stemmte die Hände in die Hüften. Mir tat das Kreuz weh. Seit meinem Bandscheibenvorfall vor einigen Jahren war das Wischen von Fußböden meiner guten Laune nicht mehr so förderlich. Und die ganze Rahima-Sache hatte mich gelehrt, mich besser aus solchen Dingen rauszuhalten.
    »Mit dem Sohn von Sabet, meinem Nachbarn!«
    »Mit dem Kurzbeinigen?«
    »Ja! Die passen doch gut zusammen! Sind beide ein bisschen klein geraten! Bitte, Mama!«
    Dadguls Stimme klang so flehend, dass ich meinen Zorn sofort vergaß. »Na, gut. Mal sehen, was sich machen lässt. Aber erst frage ich Anissa, ob sie das überhaupt will.«
    Anissa wollte. Sie nickte es jedenfalls ab.
    »Also kann ich jetzt rübergehen?«
    »Okay.«
    Ich latschte also rüber zu Sabet, dem Nachbarn. Setzte mich mit ihm in den Hof, plauderte erst mal über Unverfängliches, das heißt ich erkundigte mich nach seinen zig Verwandten und deren Wohlergehen, woraufhin er mich nach Micki, den Kindern und meinen Eltern fragte. Schließlich kam ich zum Thema: Er möge doch bitte schön drüben bei Kandigol im Namen seines Sohnes um Anissas Hand anhalten. Alles sei bereits mit Dadgul und Anissa abgesprochen. Sabet freute sich sehr. Anissa war die Tochter des mächtigen Kommandanten, also würde auch er an Einfluss gewinnen. Sabet instruierte also seine Frau. Die machte sich fein, kratzte Geld für ein paar Gastgeschenke zusammen und machte bei der hochnäsigen Kandigol und deren ebenso hochnäsigen Tochter Palwasha ihre Aufwartung.
    Ich sah sie im Hof sitzen und diskutieren.
    Sowohl Kandigol als auch Palwasha hatten die Arme vor der Brust verschränkt, zogen einen Flunsch und schüttelten den Kopf. Sabets Frau trollte sich erst mal wieder.
    Ich wusste, dass auch DAS zu den Spielregeln gehörte: Mindestens dreimal fragen, sonst ist die Braut nix wert. Das war ein bisschen wie pokern, bloß keine Begeisterung

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