Drachenklänge
angebracht, dass du Benden auf eigene Faust erreichst.«
»Benden?« Robinton konnte sein Glück kaum fassen.
»Ja, Benden. Und genau deshalb tätest du gut daran, auf Simaniths Dienste zu verzichten. F'lon ist Lord Maidir ein Dorn im Auge. Dieser junge Mann und
sein Vater, der Weyrführer, sind bei ihm in Ungnade gefallen.«
»Aber als Mutter und ich dort waren, gab Lord Maidir durch nichts zu erkennen …«
Gennell hielt eine Hand hoch. »Wie ich schon sagte, solltest du dieses Mal lieber nicht auf dem Rücken eines Drachens ankommen. Ich weiß, wovon ich rede.
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Im Übrigen wirst du von Harfner Evarel ungeduldig erwartet. Demnächst geht er in den Ruhestand, und wenn Lord Maidir mit dir zufrieden ist – tatsächlich hat er ausdrücklich nachgefragt, ob du zur Verfügung stündest – kannst du vielleicht in Benden bleiben.«
Robinton enthielt sich weiterer Fragen und vertraute darauf, dass er mit der Zeit selbst den Grund für das plötzliche Zerwürfnis zwischen Weyr und Burg herausfinden würde. Es mutete schon äußerst seltsam an, wenn die Führer eines Weyrs in der zu ihnen ge-hörenden Burg nicht wohl gelitten waren.
F'lon hatte sich einmal während der informellen
Feier anlässlich Robs Rückkehr in die Harfnerhalle kurz über eine Unstimmigkeit geäußert. Und als Robinton seinen Freund nach draußen zu dem wartenden Simanith begleitete, hatte der junge Bronzereiter ihm noch etwas zu denken gegeben.
»Dieses hübsche Mädchen – Silvina – hat ein Auge auf dich geworfen, Rob. Mir sagt sie nicht einmal Guten Tag, aber dich hat sie unentwegt angeschaut. Lass dir eine günstige Gelegenheit nicht entgehen.« F'lon zwinkerte ihm vertraulich zu und klopfte ihm zum Abschied auf die Schulter, ehe er sich auf Simaniths angewinkelte Vorderhand schwang und sich dann
zwischen die gewaltigen Rückenwülste setzte.
Robinton war so verdattert über diese Bemerkung, dass er nicht daran dachte, F'lon zu erzählen, wie lange er Vina schon kannte. Als Kinder hatten sie miteinander gespielt, und vermutlich war sie nur froh darüber, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Er zog sich ein gutes Stück zurück, um nicht von der Wolke aus Staub und Kieseln eingehüllt zu werden, die bei Simaniths Abflug hochwirbelte.
Später am Abend jedoch, nachdem er und seine
Mutter sich ausgiebig unterhalten und er einige witzige Erlebnisse aus seiner Zeit im Hochland zum Bes-278
ten gegeben hatte, fühlte er sich zu angespannt, um einzuschlafen. Obwohl er sein altes Zimmer in der elterlichen Wohnung hätte beziehen können, bestand er darauf, die Gesellenunterkünfte zu benutzen. Robinton spürte, wie enttäuscht seine Mutter darüber war, denn sie hätte ihn gern verwöhnt und seine Gesellschaft genossen. Aber er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass sein ehemaliges Zimmer Erinnerungen in ihm weckte, die er am liebsten verdrängen wollte.
Vielleicht verstand seine Mutter ihn auch so, denn sie bedrängte ihn nicht länger. Wie beiläufig erwähn-te sie, Petiron gäbe auf der Vermählungsfeier eines Grundbesitzers in Tillek ein Konzert, und deshalb sei auch die Harfnerhalle vorübergehend so menschen-leer. Und dass Silvina an Rob Gefallen fand, war ihr auch nicht entgangen.
»Sie hat sich zu einer reizenden jungen Frau gemausert. Außerdem singt sie einen wundervollen
Kontraalt. Hast du für diese Stimmlage Partituren geschrieben?«
»Ja, das habe ich in der Tat«, entgegnete Rob und griff nach der Ledermappe, die seine Werke enthielt.
Es lieferte ihm den willkommenen Vorwand, seine
Mutter von Vinas angeblichem Interesse für ihn abzulenken. »Meine besten Stücke habe ich eigens für dich kopiert. Läppische kleine Liedchen …« wiederholte er Petirons sarkastischen Kommentar.
»Rob, ich bitte dich …« Seine Mutter sah ihn vorwurfsvoll an.
Dann erzählte er ihr, wie Meister Lobirn einen Lach-krampf bekam, als er von seiner Komponistentätigkeit erfuhr, und unwillkürlich musste auch Merelan schmunzeln. Sie beharrte darauf, sämtliche seiner neuen Kompositionen zu sehen und auf der Gitarre zu spielen, wobei sie manche Weisen halb laut sang. Ge-279
fiel ihr ein Lied besonders gut, sang sie es aus voller Kehle. Robinton summte mit, weil er gar nicht anders konnte. Seine eigenen Werke gemeinsam mit seiner Mutter zu singen, war ihm ein Vergnügen, auf das er viel zu lange hatte verzichten müssen.
»Ach, mein lieber Junge, du besitzt wirklich das seltene Talent, Lieder und Balladen zu schreiben, die
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