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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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überhaupt niemanden fortschicken.«
    Sie packte Robinton beim Arm und bugsierte ihn
    zum Tisch.
    »Brodo, hol einen Teller. Mosser, besorg einen sauberen Becher. Wir können nur Bier anbieten, doch das löscht den Durst.« Sie drückte Robinton auf einen Stuhl, der offenbar ihr eigener Stammplatz war. Dann nahm sie Brodo, der sich ihnen grinsend näherte, den Teller ab und füllte ihn mit einer großen Portion Gulasch. »Erkin, reich das Brot. Und du, Targus, setzt dich auch wieder hin. Ich bin so begierig danach, endlich wieder einmal ein freundliches Gesicht zu sehen, dass ich diese Gelegenheit bestimmt nicht verpassen 285
    werde. Greif tüchtig zu, Robinton, und iss dich richtig satt!«
    Targus reckte streitlustig das Kinn vor und drehte die Handfläche nach oben. »Du kannst bezahlen, hast du gesagt?« Misstrauisch beäugte er seinen Gast.
    »Ja, das kann ich«, bekräftigte Robinton und griff nach seinem Geldbeutel.
    Kulla schob Targus' Hand zur Seite. »Harfner brauchen nicht zu berappen, Targus. Hat deine Familie dir das nicht beigebracht?«
    »Aber ich bestehe darauf«, beharrte Robinton, weil Targus' Gesichtsausdruck ihm nicht gefiel. In seinem Beutel trug er nur ein paar kleinere Münzen mit sich herum – die größere Barschaft befand sich in einem Brustbeutel unter seinem Hemd – und diese Geldstücke verteilte er nun auf dem Tisch. »Diese Münze hier stammt von der Schmiedezunft. Ist sie akzep-tabel?«
    »Akzeptabel?« äffte Targus ihn höhnisch nach, während er mit feisten, schmuddeligen Fingern nach dem Geldstück klaubte. »Harfnergeschwätz! Hättest du nicht einfach fragen können, ob die Münze gut genug ist? Oder willst du mit deiner Schulbildung angeben?«
    Energisch mischte sich Kulla ein. »Iss, Robinton. Du bist ein bisschen spitz um die Nase und solltest dich stärken. Achte nicht auf Targus' Geschwafel.«
    Robinton beschloss, sich auf das Essen zu konzentrieren. Das Gulasch schmeckte köstlich, und auch an dem Knollengemüse und dem Salat war nichts auszusetzen. Das Brot war frisch gebacken, und nachdem Erkin – oder vielleicht auch Mosser – die letzte Scheibe vertilgt hatte, wurde ein zweiter Laib aufgeschnitten.
    Obwohl die erste Portion reichlich ausgefallen war, gab Kulla ihrem Gast noch einen Nachschlag, sehr zu Targus' Missfallen.
    »In diesem Haus verteile ich das Essen, Targus. Die 286
    Gastfreundschaft ist mir heilig. Von mir aus kannst du gegen alle Harfner einen Groll hegen, aber ich mache da nicht mit!« giftete Kulla ihren Gemahl an. In milde-rem Ton wandte sie sich Robinton zu. »Wärst du so freundlich, nach dem Essen für uns zu singen und zu spielen?« Als Targus zu einem Protest ansetzte, fuhr sie ihn wütend an: »Halt den Mund, Targus! Seit der letzten Sonnenwendfeier habe ich keine Musik mehr gehört. Und wenn du noch ein einziges unhöfliches Wort von dir gibst, tische ich dir einen Monat lang nur kalte Hafergrütze auf!«
    Der junge Mann, der Robs Packtier versorgt hatte, war zurückgekommen und machte sich heißhungrig
    über das Essen her, derweil seine Blicke zwischen Robinton und Targus hin und her huschten.
    »Musik!« brummte Targus abfällig, als Robinton
    seine Flöte aus der Tasche zog.
    »Hast du keine Gitarre dabei?« fragte Kulla. »Ich hatte gehofft, du würdest auch singen.«
    »Sie befindet sich in meinem Gepäck …«
    Prompt schickte sie den Jungen, Sheve, noch einmal los, um das Instrument zu holen. »Und sei ja vorsichtig, wenn du die Gitarre anfasst! Hast du gehört?«
    Sowie Robinton die ersten Akkorde anschlug, stapfte Targus zu einer Tür, drehte sich auf der Schwelle noch einmal um und bedachte seine Söhne mit zorni-gen Blicken. Doch die gaben vor, nichts zu bemerken, und türenschlagend verließ Targus die Wohnstube.
    Robinton spielte und sang viel gedämpfter, als es sonst seine Art war. Als er zum Schluss aus schierer Erschöpfung ein paar misstönende Akkorde schlug, legte Brodo eine Hand auf Kullas Arm. »Er hat so viel gesungen, dass er sich das Abendessen für eine ganze Woche verdient hat, Ma.«
    »Warum hasst Pa Musik?« fragte Erkin.
    »Er sagt, Harfner verbreiten nichts als Lügen«, er-287
    klärte Mosser mit einem schalkhaften Augenzwinkern.
    »Da ist er aber schlecht informiert«, meinte Kulla selbstsicher. Drohend wackelte sie mit dem Finger.
    »Und dass mir keiner von euch diesen Blödsinn wiederholt.« Sie wandte sich an Robinton. »Du schläfst hier in der Wohnstube, Harfner. Erkin, lauf und hol die Pelzdecken. Sheve,

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