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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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bieten hatte.
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    Doch einmal traf er auf eine Ausnahme. Mit seinem Gepäck auf einem Lasttier, das er am Zügel führte, war er allein weitergezogen. Kurz vor der Grenze zu Benden hatten sich seine Begleiter, eine Gruppe Viehtreiber, von ihm verabschiedet und ihm eine Abkürzung gezeigt. Am späten Nachmittag passierte er einen Kurierposten, machte jedoch keinen Halt, weil er möglichst bald sein Ziel erreichen wollte.
    Als die tief stehende Sonne beinahe hinter den Bergkämmen verschwand, suchte er nach einer Unterkunft. Selbst eine alte Überdachung, die man vor etlichen Planetenumläufen als Schutz vor den Fäden—
    schauern gebaut hatte, hätte ihm genügt. Plötzlich stieß er auf einen schmalen Reitweg. Diese Pfade wurden von Kurieren benutzt und stellten die kürzeste Verbindung zwischen zwei Gemeinwesen dar, deshalb bog er auf den mit Moos überwachsenen Steig ab. Als er ein Weilchen später zu seiner Linken Lichter sah, hielt er direkt darauf zu. Es ging leicht bergauf, und das Packtier, ein stämmiges, aber schon recht betagtes Vieh, schnaubte unwillig.
    »Es ist nicht mehr weit«, sprach Robinton beruhigend auf das Tier ein. »Bald kannst du ausruhen und kriegst dein Futter.«
    Das Packtier gab einen nörgelnden Laut von sich, und wenn Robinton nicht so hungrig und müde gewesen wäre, hätte er über die verschiedenen Töne, die es äußern konnte, laut gelacht.
    Als er sich dem Gehöft näherte, drangen appetit—
    liche Düfte in seine Nase, und sein Magen begann zu knurren. Und mit wütendem Geknurre wurde Robinton von den Hunden begrüßt, die den Hof bewachten. Das Packtier verdrehte angstvoll die Augen und ächzte.
    »Sie sind im Haus und können uns nicht beißen«,
    beschwichtigte Rob das erregte Tier. Er zupfte sein 283
    Hemd zurecht, glättete sein Haar und klopfte höflich an die Tür.
    »Wer ist da?« donnerte eine raue Männerstimme
    und befahl dann den Hunden, Ruhe zu geben. »Bei
    dem Lärm versteht man ja sein eigenes Wort nicht.«
    Eine Frau murmelte ein paar Worte.
    »Ein Reisender, der für eine Nacht ein Quartier
    sucht«, antwortete Rob.
    »Kannst du bezahlen?«
    »Selbstverständlich.« Von einem Harfner erwartete man, das er für Kost und Logis sang und spielte. Ge-wöhnlich bot er als Entgelt eine halbe Marke an, die jedoch immer abgelehnt wurde.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und Rob sah das Gesicht des Mannes.
    »Wer bist du?« fragte der Kerl ruppig.
    »Robinton ist mein Name«, erwiderte der Geselle
    und verbeugte sich leicht. Seine Hand ruhte auf dem Geldbeutel an seinem Gürtel. »Ich bezahle mit guten Marken aus der Harfnerhalle …«
    »Ha! Die Harfnerhalle!« spuckte der Typ verächtlich aus.
    »Die Marken werden auf jeder offiziellen Versammlung gern genommen«, entgegnete Robinton, über alle Maßen verblüfft über diese Reaktion.
    »Lass ihn rein, Targus. Es ist mehr als genug Gulasch für alle da«, sagte die Frau. Sie zog die Tür auf und nahm Robinton in Augenschein. »Meine Güte, es ist doch nur ein einzelner Mann, Targus. Und außer seinem Besteckmesser trägt er keine Waffe bei sich.«
    Robinton spähte ins Innere des Anwesens und sah vier groß gewachsene Burschen an einem Tisch sitzen. Die Frau rief über die Schulter: »Sortie, Junge, bring das Reittier in den Stall und versorge es mit Futter und Wasser. Und du komm herein. Robinton, sagst du, ist dein Name? Ich heiße Kulla.«
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    Ein schlaksiger Bursche zwängte sich an Targus vorbei, nahm Robinton die Zügel aus der Hand und
    schnalzte auffordernd mit der Zunge. Das Tier sträubte sich zuerst, doch als Robinton ihm einen Klaps auf das Hinterteil versetzte, trottete es dem Jungen hinterher.
    »Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft, gute Frau«, sagte Robinton und zog den Kopf ein, als er durch die niedrige Tür trat. Mit einem Nicken be-grüßte er die Tischrunde. »Ich bin unterwegs nach Benden.«
    »Er ist ein Harfner, Pa. Das erkennt man an der
    blauen Kordel an seiner Schulter«, sagte einer der jungen Männer am Tisch und deutete mit der Spitze seines Messers auf Robintons linken Arm.
    Mit finsterer Miene drehte Targus Robinton herum, damit er sich den Harfnerknoten selbst anschauen konnte.
    »Jetzt hör mir einmal gut zu, Targus«, sagte Kulla.
    Die Hände auf die breiten Hüften gestemmt, funkelte sie ihren Gemahl wütend an. »Du verbietest mir, zu einer Versammlung zu gehen, aber wenn ein Harfner an meine Tür klopft, weise ich ihn nicht ab. So spät in der Nacht würde ich

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