Drachenklänge
damit du deine neue Stelle ohne finanzielle Engpässe antreten kannst. Richte Meister Gennell und natürlich der Meistersängerin Merelan meine Grüße aus.« Faroguy hatte ihm die Hand entgegengestreckt, und Robinton schüttelte sie begeistert, obschon er seinen Griff lockerte, als er Lord Faroguys schmerzliches Zusammenzucken bemerkte.
Als Letzter drückte Mallan ihm grinsend die Hand, und dann war Robinton bereit für den Aufbruch.
»Wann findet der nächste Paarungsflug statt?« fragte er F'lon, als er sich hinter seinem Freund auf Simaniths Rücken niederließ.
»So wie Jora sich anstellt, bezweifle ich, ob Nemorth sich jemals vom Boden erheben wird«, antwortete
F'lon ergrimmt. »Das Mädchen hat eine schreckliche Angst vor Höhen. Die Treppe zu ihrem Weyr klettert sie nur hinauf, wenn jemand außen neben ihr hergeht, damit sie nicht nach unten blicken kann.«
»Aber hat das denn einen Einfluss auf ihre Königin?«
»Eigentlich nicht«, erwiderte F'lon. »Wenn Nemorth in Stimmung kommt, interessiert es sie nicht mehr, was Jora will.« Er drehte den Kopf zu Robinton um und grinste boshaft. »Eine brünstige Drachenkönigin lässt sich durch nichts und niemanden aufhalten, und dann nimmt die Natur ihren Lauf.«
»Und S'loner?«
»Er wird an dem Wettkampf teilnehmen, wie wir
alle.«
272
In diesem Augenblick stürzte sich Simanith, der zu Robintons Verwunderung bis an den Rand des äußeren Burghofs gelaufen war, ohne Vorwarnung in die Tiefe. Robinton erstarrte vor Angst, als der Talboden ihnen entgegenzurauschen schien. Ihm drehte sich der Magen um, derweil er sich verzweifelt an F'lon fest-klammerte.
F'lon lachte, als er Robs Panik bemerkte. Dann befanden sie sich im Dazwischen , und die Kälte war Robinton allemal lieber als die Vorstellung, drunten auf den Felsen zerschmettert zu werden.
»Das war ein gemeiner Trick«, beschwerte sich Robinton, als sie kurz darauf über der Harfnerhalle schwebten. Zur Bekräftigung boxte er F'lon zwischen die Schulterblätter.
»Warum sollte Simanith sich anstrengen und in
die Luft springen, wenn er sich einfach fallen lassen kann?«
»Ihr hättet mich warnen können.«
F'lon grinste vergnügt, und Robinton wusste, dass seine Ängste nicht ernst genommen wurden.
Simanith, könntest du mir bitte eine Sekunde vorher Bescheid geben, wenn du wieder ein solches Bravourstück ausführst? , wandte sich Rob an den Drachen. Bis jetzt hatte er nur selten mit ihm gesprochen und fragte sich, ob der Bronzene ihn überhaupt hören konnte.
Ich werd's mir merken, dass du es nicht magst, wie ein Stein nach unten zu fallen. Wenigstens Simanith zeigte Einsicht, was Robinton ein bisschen tröstete.
*
F'lon ließ Simanith in einer lang gezogenen Spirale in den Hof der Harfnerhalle hinuntergleiten, um sicher zu gehen, dass jeder die Anreise sah. Als Simanith dann endlich landete und die mächtigen Schwingen 273
zusammenfaltete, hatte sich auf der Treppe ein Begrü-
ßungskomitee eingefunden.
Robinton wäre eine weniger auffallende Ankunft
lieber gewesen. Seine Mutter, die gut aussah, wie er fand, stand neben Lorra. An Lorras Seite tänzelte eine sehr hübsche, groß gewachsene Brünette, die Robinton irgendwie bekannt vorkam. Kubisa und Meister Ogolly vervollständigten die strahlend lächelnde Gruppe. Robinton schielte zu den Fenstern des Probenraums hinauf, in dem Petiron so oft arbeitete, doch er vermochte weder etwas zu hören noch zu
sehen. Erleichtert atmete er auf, sprang vom Drachen hinunter und eilte die Treppe hoch, um seine Mutter zu umarmen.
Sie war nicht mehr so zerbrechlich wie zu der Zeit, als er sich von ihr verabschiedet hatte, aber viele weiße Strähnen durchzogen ihr sorgfältig geflochtenes Haar, und ihr Gesicht war faltiger geworden. Die Spuren des Älterwerdens irritierten ihn gewaltig, denn er mochte sich nicht damit abfinden, dass seine Mutter in die Jahre kam. Doch er kaschierte seine Besorgnis durch ein Lächeln und die vielen eingeübten Floskeln, die man sich zur Begrüßung sagt.
Im allgemeinen Rummel ließ er die attraktive Brü-
nette nicht aus den Augen, die sich zwar gelassen gab, deren Wangen jedoch vor Freude glühten. Plötzlich erkannte er das Mädchen.
»Du bist eine richtige Schönheit geworden, Silvina«, staunte er und gab seiner Spielgefährtin aus den Kindertagen die Hand.
»Du siehst auch nicht schlecht aus, Harfner«, gab sie keck zurück.
»Wenigstens bist du nicht mehr so dünn wie frü-
her«, meinte Merelan und
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