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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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einem ins Ohr gehen. Und dabei wirst du immer besser …« Sie seufzte. Robinton fand, sie mache einen er-müdeten Eindruck, sammelte die Notenblätter ein und meinte, sie solle sich ausruhen.
    Irgendwie hatte sich seine Mutter verändert, etwas stimmte nicht mit ihr, trotz aller Versicherungen, die das Gegenteil behaupteten. Das spürte er genau. Er gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss und drückte sie an sich.
    »Mein Schiff segelt erst in ein paar Tagen ab«, sagte er.
    »Wohin hat Gennell dich geschickt?«
    »Du hast es nicht gewusst?«
    Sie lachte. »Gennell plaudert nichts aus, aber er sagte mir, du kämst an einen Ort, der deiner würdig ist.«
    Sie war entzückt, als er ihr von seiner Versetzung nach Benden berichtete.
    »Das hatte ich gehofft. Ich weiß, dass Evarel sich gern zur Ruhe setzen möchte.« Sie bedachte ihn mit einem schelmischen Blick. »Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, Gennell darum zu bitten, aber das hätte nach Begünstigung ausgesehen.«
    »Und dazu hätte sich meine Mutter natürlich nie
    hergegeben«, zog er sie gutmütig auf. »Nicht mal für ihren eigenen Sohn.«
    »Ich habe halt Skrupel, Robie«, erwiderte sie mit gespielter Geziertheit.
*
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    Am Gesellentisch servierte Silvina ihm zuerst das Essen und teilte ihm großzügigere Portionen zu als den anderen jungen Männern. Ständig scharwenzelte sie ihm ihn herum – ohne indessen lästig zu werden –
    und fragte ihn nach seinen Erlebnissen im Hochland aus. Ein paar der neuen Harfnergesellen, die er nur flüchtig kannte, grinsten ihn manchmal verschmitzt an, bis Silvinas offenkundige Aufmerksamkeit ihm ein wenig peinlich wurde.
    Sie besaß einen ungeheuren Liebreiz, war sogar
    noch attraktiver als Sitta oder Marcine – doch da er schon bald nach Benden aufbrechen musste, gab er sich nicht die Mühe, die erwachsene Silvina näher kennen zu lernen.
    Dann kam der Abend, an dem die neuen Gesellen
    ausgerufen und die Tische gewechselt wurden – ein beglückendes Ereignis, wie immer. Meister Gennell verkündete öffentlich, wohin der Harfnergeselle Robinton demnächst versetzt würde, und Rob sah, wie stolz seine Mutter bei dieser Eröffnung dreinschaute.
    Er fragte sich, was wohl Petiron dazu sagen würde.
*
    Per Segelschiff, auf dem Rücken eines Renners und zu Fuß reiste er nach Benden. Diese Reise führte ihm nicht nur vor Augen, wie bequem ein Transport auf einem Drachen war, sondern er lernte auch die gewaltigen Ausmaße des Kontinents kennen. Bis jetzt hatte er sich nur auf der Landkarte mit den geographischen Begebenheiten befasst, und rasch merkte er, dass Ent-fernungen etwas anderes bedeuteten, wenn man sie aus eigener Kraft zurücklegte.
    Zum Glück wurde er auf dem Schiff nicht seekrank, was den Kapitän veranlasste, Robinton in die Arbeiten an Deck mit einzubeziehen, als ein Teil der Mann-281
    schaft bei einem schweren Sturm durch Krankheit ausfiel. Und zum ersten Mal sah Robinton die Dämmerschwestern.
    Beim ersten Morgengrauen betrat er das Deck und
    bemerkte das helle Funkeln am Himmel.
    »Das kann doch kein Stern sein«, meinte er.
    »Es ist auch keiner«, bestätigte der Seemann, der die Hundewache schob, mit einem schlauen Grinsen. »Wir nennen sie die Dämmerschwestern. Warum, weiß ich nicht. In der Abenddämmerung kann man sie ebenso deutlich erkennen. Aber nur von diesem Breitengrad aus. Weiter nördlich, wo du herkommst, kann man sie nicht sehen.«
    »Erstaunlich«, meinte Robinton und lehnte sich gegen die Kajütenwand, ohne den Blick von dem glänzenden Fleck abzuwenden. Dann stieg die Sonne
    über den Horizont und der glitzernde Punkt verblasste. Er nahm sich vor, in der Abenddämmerung wieder an Deck zu stehen und nach dem Phänomen
    Ausschau zu halten, doch als es dann so weit war, vergaß er es.
    Ihm gefiel die Insel Ista, jedenfalls das, was er davon sah, als sie daran vorbeisegelten, und er konnte sich nicht sattsehen an dem mit schwarzen Diamanten
    übersäten Strand, der das kleine, der Küste vorgelagerte Eiland umgab, im Grunde nur ein alter Vulkan-krater, dessen Spitze aus dem Meer ragte.
    Er stellte fest, dass er ein ganz passabler Reiter war und selbst mit einem Lasttier fertig wurde, und da die ausgedehnten Märsche durch das Hochland seine Muskeln gestärkt hatten, empfand er seine Reise über Land als ein Vergnügen. Als Harfner war er in jeder Ansiedlung hoch willkommen, und als Gegenleistung für abendliches Musizieren erhielt er das beste Essen und das bequemste Bett, das ein Anwesen zu

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