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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Sich aus dem Fenster lehnend, schrie sie aus Leibeskräften.
    »Sie hat schon wieder einen ihrer Wutanfälle, Vater«, murmelte einer der Reiter voller Abscheu. »Sie ist diejenige, die sich unmöglich verhalten hat, und nicht die Leute aus der Harfnerhalle.« Die Ähnlichkeit mit seiner Schwester war unverkennbar, und er war nicht der Einzige aus der Reitergruppe, der eine verdrossene Miene zeigte.
    Halibran saß ab und bedeutete dem jungen Mann,
    er möge den Mund halten. Er gebot über ein kleines, aber wohlhabendes Reich, in dem Landwirtschaft und Bergbau blühten, doch im Gegensatz zu seiner Tochter trat er eher bescheiden auf. Er ging die Treppe hoch und näherte sich dem Meisterharfner mit ausgestreckter Hand.
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    »Da Halanna eingesperrt wurde, hat sie es vermutlich nicht für nötig erachtet, sich für ihr wie auch immer geartetes Fehlverhalten zu entschuldigen. Ge-statten Sie, dass ich an ihrer Stelle um Verzeihung bitte.« Bei seinen Worten atmeten alle Versammelten erleichtert auf.
    Meister Gennell indessen schüttelte bedächtig den Kopf. »Es ist Halannas Pflicht, und nicht die Ihre, Burgherr Halibran, um Vergebung zu bitten. Das Mädchen ließ es sehr an gutem Benehmen vermissen, und außerdem weigerte sie sich, die Disziplin der Harfnerhalle zu befolgen. Sie muss noch viel lernen.«
    Das Gekreisch, das die Neuankömmlinge ostentativ ignorierten, ging in ein noch schrilleres Geheul über.
    »Der Fehler liegt bei mir«, gab Halibran mit einem resignierten Seufzer zu. »Ihre Mutter starb bei der Geburt, und als einziges Mädchen in der Familie wurde sie von ihren sechs Brüdern sehr verwöhnt.«
    Der Bruder, der zuvor das Wort ergriffen hatte,
    schüttelte kaum merklich den Kopf und blickte betont zur Seite. Die beiden anderen verbissen sich ein Grinsen, doch es war nicht zu übersehen, dass sie mit den offensichtlich zu laschen Erziehungsmethoden ihres Vaters nicht einverstanden waren. Vermutlich hatten sie schon früher versucht, ihn dazu zu bewegen, bei Halannas Kapriolen nicht immer beide Augen zuzu-drücken.
    »Was hat meine Tochter veranlasst, mir diese Botschaft zu schicken?« fragte Halibran.
    Gennell setzte zu einer Erwiderung an, doch Petiron trat vor und ergriff das Wort.
    »Von Musiktheorie hat Halanna nicht die geringste Ahnung, Burgherr Halibran«, erklärte er ruhig aber bestimmt. »Wie so etwas möglich ist, übersteigt mein Begriffsvermögen, denn Harfner Maxilant ist ein ausgezeichneter Musiker und Lehrer.«
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    »Maxilant hatte gehofft, die Harfnerhalle könnte bewirken, was er nicht zu leisten vermochte. Im Klartext heißt das, er hat kapituliert.« In einer hilflosen Geste hob Halibran die Hände. »Es war falsch von mir, Sie mit diesem Problem zu belasten. Und was genau hat sich zugetragen?« forderte er Petiron zum Weiterspre-chen auf.
    »Als sie sich beharrlich weigerte, eine simple Partitur zu singen …« – kein Mitglied der Harfnerhalle zuckte bei diesem Ausspruch auch nur mit der Wimper – »und dann einen hysterischen Anfall bekam, gab ich ihr eine Ohrfeige. Aber ich schlug nur ein einziges Mal zu.«
    Alle, die auf den Stufen standen, nickten bestätigend.
    »Jeder hier hat den Streit mitangehört«, warf Meister Gennell ein. »Und es besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass Meister Petiron es bei dieser einen Maulschelle bewenden ließ.«
    »Verdient hätte sie eine tüchtige Tracht Prügel«, sagte einer von Halannas Brüdern.
    »Wir bringen sie nach Ista zurück«, versprach ihr Vater in ergebenem Ton.
    »Das kommt gar nicht in Frage!« widersprach Gennell und Petiron unterstützte seinen Protest. »Mit Ihrer Erlaubnis fahren wir in der Ausbildung fort. Das Mädchen braucht eine feste Hand und muss einsehen, dass ihr Verhalten sie nicht weiterbringt – weder im Umgang mit anderen Menschen noch in ihrer Entwicklung als Sängerin.«
    Halibran blickte erstaunt drein. Die Brüder tuschelten untereinander.
    »Es wäre ein Jammer, eine so schöne Stimme zu vernachlässigen«, fuhr Meister Gennell fort und schaute zu dem Fenster empor, aus dem Halannas wilde
    Schreie über den Innenhof hallten. Fetzen von Klei-81
    dungsstücken wurden hinausgeworfen und flatterten zu Boden.
    »Oder sie zu verderben«, ergänzte er. »Wir hatten es schon früher mit widerspenstigen jungen Leuten zu tun. Es gibt immer einen Weg, sie Disziplin zu lehren.
    Halanna mag zwar ungewöhnlich bockig sein, aber
    ich wage zu hoffen, dass auch sie eines Tages gezähmt werden kann.«
    »Das würde

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