Drachenklänge
auf die Drachen, die sich mit einem kräftigen Absprung in die Lüfte schwangen. Während die enormen Schwingen
Steinchen und Staub hochwirbelten, wandten sich die Kinder hastig ab, um ihre Gesichter zu schützen. Als sie bald darauf wieder hochblickten, kreisten die Drachen bereits über den spitzen Dächern der Harfnerhalle.
Robinton ruderte wie wild mit beiden Armen, als er Cortaths hell schimmernden bronzenen Leib und seine Passagiere erkannte, obwohl er glaubte, dass nicht einmal seine Mutter in diesem Moment zu ihm herab—
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schaute. Im nächsten Augenblick war das gesamte Geschwader verschwunden, und der Innenhof wirkte
verlassener denn je. Robie empfand eine merkwürdige Traurigkeit, weil der Drache fort war – als sei irgendeine wichtige Angelegenheit unerledigt geblieben, er konnte sich nur nicht denken, welche.
Er vergegenwärtigte sich, dass er eigentlich gar nicht wissen wollte, ob seine Freunde den Drachen auch gehört hatten. Schließlich hatte er, Robinton, die Unterhaltung geführt, und es war einzig und allein sein Abenteuer gewesen. Ein Abenteuer, das er nie vergessen würde. Von Natur aus war er nicht egois-tisch und teilte gern mit anderen Kindern, aber es gab Dinge, die man am besten für sich behielt, weil sie andere nichts angingen. Sein Erlebnis mit dem Drachen wollte er allein genießen, in aller Stille.
Als Lorra bemerkte, dass Robinton ungewöhnlich
schweigsam war, führte sie es auf die Abreise seiner Eltern zurück. Auf die Abreise seiner Mutter, korrigierte sie sich in Gedanken. Doch das erklärte nicht seinen verzückten Gesichtsausdruck oder das glückliche kleine Lächeln, wie wenn er gerade an etwas Schö-
nes dächte.
Lorra nahm den kleinen Robinton gern in ihre
Obhut. Er war ihr überhaupt nicht lästig. Am liebsten saß er in einer Ecke ihrer Küche und spielte auf der Flöte, die er immer in seinem Hosenbund bei sich trug. Die Weise, die er jetzt intonierte, war ihr fremd, aber er erfand andauernd neue Melodien. Später, als sie ihn zu Bett brachte, fragte sie ihn danach.
»Ja, ich habe mir das Lied selbst ausgedacht«, antwortete er schläfrig. »Es handelt von Drachen.«
»Du warst im Hof, als sie ankamen, nicht wahr? Ja, sicher, du hast dich von deinen Eltern verabschiedet.«
Lorra zog ihm die Felldecke bis unters Kinn. »Dem-nächst musst du mir das Lied noch einmal vorspielen.«
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»Nein, es ist nur für mich bestimmt«, murmelte er so leise, dass Lorra nicht so recht wusste, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Normalerweise konnte er es nicht erwarten, ihr eine neue Weise zu präsentieren.
Weil sie ihm zuhörte, dachte sie mit heimlichem Groll, im Gegensatz zu seinem Vater, der Robie völlig übersah. Doch ehe sie Robie eine weitere Frage stellen konnte, war er eingeschlafen.
*
Im Spätherbst, als allgemein bekannt wurde, dass es in der Brutstätte des Benden Weyrs ein neues Gelege gab, begegnete Robinton zum zweiten Mal Drachen. Sie befanden sich auf Kandidatensuche. Robie wusste, was es mit der Suche auf sich hatte, denn in einer Lehrballade war davon die Rede. Jede Gildehalle und jede Burg war verpflichtet, die Person, die die Drachen als geeigneten Kandidaten für eine Gegenüberstellung auswählten, freizustellen und zur Brutstätte ziehen zu lassen.
Die meisten der Jungen und Mädchen, die dann in
den Weyr gingen, wurden Drachenreiter, eine hohe Auszeichnung. Wenn Drachen Musik liebten, wie Cortath ihm verraten hatte, dann gefielen ihnen vielleicht Robintons Melodien, und sie würden sich über einen Drachenreiter mit musikalischer Ausbildung freuen.
Wenn er das Alter erreicht hatte, um für eine Gegen-
überstellung in Frage zu kommen, wäre er mindestens schon im zweiten Lehrjahr.
Als das Geschwader im Innenhof der Burg Fort landete, spielte Robie abermals Hüpfen – mit Lexey, Libby, Curtos und Barba. Barba war nicht seine liebste Spielgefährtin, denn sie neigte dazu, andere Kinder herumzukommandieren. Doch in dem Augenblick, als die Drachen aufsetzten, fing sie an zu kreischen und 109
rannte in die Halle. Auch Robinton hetzte los – so schnell er konnte, lief er zu den Drachen hin.
»Cortath?« rief er aufgeregt und flitzte über den gro-
ßen Hof, wo sich die drei Bronzedrachen breit machten. Er wieselte an den grünen und blauen Drachen vorbei, nicht ahnend, dass genau diese Farben sensibel auf potenzielle Kandidaten reagierten.
Cortath ist heute nicht mitgekommen.
Keuchend blieb Robie stehen und bemerkte nun
selbst, dass
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