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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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dann kommen Sie bitte in die Klinik, gleich, wenn möglich…”
    Als er den Lift verläßt und den zentralen Korridor des Mitteldecks betritt, bemerkt er gleich die schmierigen Flecke an der Wand. Der Geisterpoet wieder mal, registriert er gleichgültig und will schon weitergehen, weil ihn diese sentimentalen Ergüsse nicht sonderlich interessieren, da stockt sein Schritt. Nein, das sind keine Schriftzeichen! Flakke tritt näher heran und zuckt leicht zusammen. Blut! Nicht viel, es sieht so aus, als ob jemand mit einer stark blutenden, aber nicht allzu großen Verletzung durch den Gang getaumelt sei, dabei hier und dort die Wand streifend.
    Flakke kämpft die aufsteigende Furcht nieder. Beim Großen Sirius! Was ist nun schon wieder geschehen? Die Unruhe treibt ihn an, er beginnt zu laufen, rennt das letzte Stück bis zur Klinik und stößt hastig das Schott auf.
    Quadrangel empfängt ihn mit einer Miene, der alle Blasiertheit und Selbstsicherheit fehlen.
    “Was ist los, woher kommt das Blut da draußen?” fragt Flakke keuchend.
    Quadrangel schaut ihn mit einem Ausdruck in den Augen an, der ganz gewiß nicht intelligent zu nennen ist. Dann lacht er gekünstelt auf und winkt ab. “Das ist nichts weiter, Skamander und Skagit haben sich nur geprügelt…”
    “Was haben die?” Flakke fährt auf. Der Arzt spinnt, denkt er, im selben Augenblick aber wird ihm dumpf bewußt, daß er solch einen Zwischenfall längst erwartet hat. Er ballt in ohnmächtiger Verzweiflung die Fäuste. Soweit ist es also schon. Sie schlagen sich. Was kann er da überhaupt noch tun…?
    “Regen Sie sich nicht auf, Flakke”, sagt der Arzt heiser, “die Schlägerei hat niemandem ernsthaft geschadet… Doch da ist noch etwas anderes, kommen Sie…” Er winkt dem Kosmander, ihm zu folgen, und öffnet die Tür zur Intensivstation. Als Flakke am Schreibtisch des Arztes vorübergeht, spürt er einen aromatischen, starken Geruch und entdeckt einen Wattebausch auf der Tischplatte, daneben eine kleine Phiole mit einer bernsteingelben Flüssigkeit.
    Toka-Toka, denkt er, Quadrangel ist am Ende, braucht Stimulanzien. Eigentlich gibt es uns doch schon gar nicht mehr, so wie wir uns hängenlassen. Eigentlich sind wir doch schon längst tot, haben uns selbst aufgegeben und halten es nur voreinander geheim, statt dazu zu stehen. Was quälen wir uns überhaupt noch…
    Da aber erwacht ein furchtbarer Zorn in Ireas Flakke. Der Kosmander brüllt nicht, schlägt auch nicht mit der Faust auf den Tisch. Eine kurze, aber sengende Hitze steigt in ihm auf, er atmet tief durch und sagt leise: “Nein!” Mehr nicht. Aber es ist eine Kampfansage. Nein – er wird nicht aufgeben. Jetzt erst wird er richtig kämpfen, jetzt erst recht!
    “Wie bitte?” Quadrangel hat sich in der Tür umgedreht und starrt Flakke verdutzt an.
    Dem gelingt sogar ein erheitertes Lächeln, und er sagt: “Schon gut, Doktor. Ich habe gerade jemandem den Kopf geradegerückt. Der Kerl hatte es nötig, und wie…”
    Der Blick des Bordarztes wird in einer verdächtigen Weise stechend, durchdringend geradezu, und er stößt hervor: “Spüren Sie etwas Schleimiges, Kaltes, Glitschiges, das nach Ihnen greift, Flakke, hat es zu Ihnen etwa gesprochen?” Und wie im Selbstgespräch setzt er noch hinzu: “Das wäre ein neues Stadium…”
    “Was soll das, Doktor, was für Schleim?” fragt Flakke, und erneut stellt sich wieder diese quälende Unruhe ein.
    Quadrangel atmet sichtlich auf. “Das werden Ellis und Skamander Ihnen gleich erklären, Flakke, die Geister sind nämlich schleimig…”
    Ireas Flakke glaubt, ein nervöses Zittern in der Stimme des Arztes zu hören, der hinter ihm die Schleusentür schließt und dann das Schott zur Intensivstation öffnet. Der Raum ist dunkel, nur ein großer Bildschirm strahlt diffuses bläuliches Licht aus.
    “Immer noch das gleiche, Doktor”, hört der Kosmander Skagits Stimme, und danach Styx: “Was bedeutet das nur…?”
    “Ich brauche einfach Zeugen, jemanden, der mir sagt, daß ich nicht phantasiere…” Quadrangel preßt die Worte hervor, als würge ihn jemand. “Sehen Sie auf den Schirm des Encephalovisors, Flakke.”
    Zuerst erkennt der Kosmander überhaupt nichts. “Geben Sie den Ton dazu, Styx”, befiehlt der Arzt, und Flakke wundert sich einen kurzen Augenblick darüber, wie bereitwillig der Proximer dem Arzt gehorcht. Offenbar besteht da eine Beziehung, von der er gar nichts ahnte – immerhin läßt Quadrangel den Proximer sogar an

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