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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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wenigstens davongeblasen werden, wenn die Ventilation arbeitet, denkt er.
    Die Eiskristalle glitzern reglos und kalt.
    Marigg mustert eingehend die Wände. Bei dieser Temperatur müßte sich doch der Reif auch dort niederschlagen, wo innerhalb des keramischen Materials die Rohre mit dem flüssigen Helium verlaufen, aber die Wandung ist völlig eisfrei. Die Kühlaggregate der Klimatisierung arbeiten also nicht. Woher rührt dann diese unheimliche Kälte? Unentschlossen geht Marigg weiter. Hier kann es doch keine lebenden Wesen geben, sagt er sich, aber die Aura des rätselhaften Fremden schwingt klar und rein und weist ihm den Weg.
    Der Gang mündet in einen gewölbeartigen Raum. Neben dem Eingang steht das verrußte Gerippe eines Schreibtisches, darunter liegt ein ausgebranntes Gestell, das wohl einmal ein Videophon oder ein Terminal war. An der gegenüberliegenden Wand hängen noch Metallrahmen, in denen sich einst Bilder befunden haben mochten. Am Boden entdeckt Marigg Tonscherben und flockige Aschereste. Das mögen Blumentöpfe gewesen sein.
    Links und rechts führen Pendeltüren weiter, von deren Glasscheiben nur noch zackige Ränder geblieben sind.
    Marigg konzentriert sich. Das mentale Feld muß rechts sein. Undeutlich sind noch Schriftzeichen neben der rußgeschwärzten Tür zu erkennen. Substitutionsklinik – buchstabiert er langsam.
    Einige Türen der Klinikräume stehen offen. Marigg wirft nur in die ersten vier einen kurzen Blick. Überall das gleiche Bild: verkohlte, verrußte, geschmolzene oder verbrannte Geräte und Einrichtungsgegenstände. Im dritten Zimmer glaubt er einen verkohlten Strunk auf dem ausgeglühten Operationstisch zu erkennen und prallt angewidert zurück.Dann aber beruhigt er sich: Es muß eine Decke oder etwas Ähnliches sein, denn die sterblichen Überreste derjenigen Kranken und hier Diensttuenden, die es nicht mehr bis an die vermeintlich Rettung verheißende Planetenoberfläche geschafft hatten, wurden ausnahmslos würdig bestattet. Jedes Aschehäufchen wurde untersucht, weil es nicht auszuschließen war, daß es sich um das wenige handelte, was von einem Menschen bleibt, der solch einen grausamen Tod findet.
    Nein – Leichen oder deren verkohlte Reste wird er hier ganz gewiß nicht finden. Marigg atmet erleichtert auf, dann aber erinnert er sich daran, daß Skamanders Vater hier irgendwo in einem der Substitutionsbetten gelegen haben muß, als die Beben den Planetenboden zersprengten und die nachfolgenden Eruptionen ihr tödliches Feuer gegen die Station schleuderten. Er weiß auch, daß sich der Mann nicht bewegen konnte, weil er in einer Maschine steckte, die seinem Körper die verbrannte Haut ersetzte…
    Marigg schluckt krampfhaft. Wer könnte den Haß nicht verstehen, den Skamander für die Sonne empfindet, die nicht nur Leben gibt, sondern auch gnadenlos vernichtet, wenn es sich ihr zu waghalsig nähert. Was wird wohl von den Ruinen dieses Menschenwerks bleiben, wenn die Sonne zum zweitenmal ihren feurigen Atem ins All hinausbläst und die Planeten mit Schwerewellen schüttelt? Hier jedenfalls wird sie keine Menschen töten können, dieses Gebiet gehört ihr und wird ihr nicht mehr streitig gemacht. Aber der Fremde! durchfährt es Marigg. Weiß er überhaupt, welche Katastrophe bevorsteht? Verdammt noch mal – ganz gleich, wer oder was diese geheimnisvollen Wesen sind: Sie müssen hier weg, und zwar so schnell wie möglich! Warum fällt mir das erst jetzt ein? fragt sich Marigg mit einem Gefühl tiefster Scham.
    Unwillkürlich beginnt er zu laufen, wird immer schneller, als käme es auf jede Sekunde an. Die gemeinsame Aura der fremden Wesen zieht ihn wie ein Sog. Marigg gerät ins Schwitzen, keucht vor Anstrengung.
    Der Gang beschreibt einen Knick, und Marigg steht plötzlich vor einer Gittertür. Unbefugten Zutritt verboten! steht, kaum noch lesbar, auf einem angeschmolzenen Schildchen, und daneben, direkt auf der Wand: Substitutsregeneratoren. Mit dem etwas kleiner geschriebenen Zusatz: Nur für Personal der dritten aseptischen Stufe.
    Das Gitter ist verschlossen, aber die einige Schritt dahinter befindliche Bioschleuse steht weit offen. Marigg kann sogar die anscheinend unbeschädigten Apparaturen der Regeneratoren sehen und staunt gewaltig, als er feststellt, daß die Kontrollämpchen in allen Farben leuchten und blinken. Dann hört er auch das leise Summen.
    Vergeblich rüttelt er an dem Gitter. Das Gedankenfeld des Fremden wird immer stärker. Marigg wirft sich mit

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